Das letzte Sakrament
gewesen.
Dort hielt er sich sonst nur noch zur Art Basel auf, denn das war der einzige Zeitpunkt, an dem die Stadt am Rhein ein wenig Glitzer und Glamour auflegte.
Seit drei Jahren war er jetzt bei BIGNEWS, und genauso lange wartete er auf Anerkennung. Doch er war nur der Pausenclown, der Mann für die unwichtigen BIGNEWS. Für die Nachrichten, die aus dem Programm flogen, wenn ein Selbstmordattentäter oder ein durchgedrehter Staatschef eine Bombe zündete.
Er stand nur dann in der ersten Reihe, wenn einer der wirklich großen Stars heiratete oder den silbernen Löffel abgab. Doch was hatte er dann schon Besonderes zu berichten? Nichts, weil alle Reporter entweder ausgeschlossen waren oder live dabei. Und das zu bringen, was alle brachten, war nicht sein Anspruch. Auch nicht der des Senders. Beide wollten das Gleiche: möglichst schnell die Nummer eins werden.
Da ihm irgendwann Zweifel gekommen waren, ob BIGNEWS das wirklich schaffen würde, hatte er Verhandlungen mit der Konkurrenz aufgenommen. Nur noch ein paar Punkte waren zu klären, Nichtigkeiten, wie sich sein Verhandlungspartner ausdrückte, doch genau diese Nichtigkeiten waren für Simovic Wichtigkeiten.
Seit zwei Tagen konnte er es sich sogar leisten zu pokern. Ja, vielleicht musste er gar nicht kündigen, um die Nummer eins zu werden. Der größte Triumph bei der Konkurrenz war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, ihn gegen die eigenen Kollegen erzielt zu haben.
Doch warum hatte er die Story überhaupt angeboten bekommen? Wegen seiner Glaubwürdigkeit?
Nun, seit er vor wenigen Monaten behauptet hatte, der französische Präsident habe eine Affäre, ein Alkoholproblem und eine inzwischen volljährige uneheliche Tochter, war es damit nicht mehr weit her.
Dabei hatte er sich nicht in allen Punkten getäuscht, aber das war ein anderes Thema. Wer den Mund nicht voll genug kriegen kann, der muss auch schlucken können. Er hatte daraus gelernt. In Zukunft würde er sich nur noch auf ein Thema konzentrieren. Man durfte sein Publikum nicht überfordern. Hätte er nur das an die Öffentlichkeit gebracht, was er beweisen konnte, wäre er immer noch oben. So aber war er auf der Karriereleiter ein paar Stufen hinuntergerutscht. Pah! Jetzt war wenigstens wieder ordentlich Luft nach oben für einen Karrieresprung.
Warum also hatte er diese Story angeboten bekommen? Weil er mutig war? Mutige Reporter gibt es überall. Weil er risikofreudig war? Möglicherweise, doch manches Mal war er auch ungeduldig gewesen, zu früh gekommen. Und das war im Fernsehen genauso unerfreulich wie im Bett.
Der Wagen bog ab in die Via Veneto. Jetzt waren es nur noch ein paar Meter zum Splendid Royal .
Keine Minute später stieg Simovic aus. Mit Genugtuung registrierte er die fünf Sterne, die auf dem blank polierten Messingschild neben dem Eingang prangten. Endlich mal wieder standesgemäß.
Er nahm den Aufzug, gab dem Kofferboy ein üppiges Trinkgeld und ging auf die Terrasse seiner Suite. Die Sonne strahlte auf den Marmorboden, als wollte sie die Kacheln schmelzen. Das Thermometer zeigte über dreißig Grad. Er hätte schwören können, es seien fünfzig, so schwül war es.
Simovic schaltete den großen Standventilator an, mixte sich einen Gin Tonic und stellte sich an das Geländer. Von hier aus konnte man die Gärten der Villa Borghese sehen, die frühere Stadtmauer, die Villa Medici und natürlich die Altstadt und den Petersdom. So konnte man es aushalten.
Also, weswegen hatte ausgerechnet er diese unglaubliche Story angeboten bekommen?
Morgen würde er es endlich erfahren. Morgen würde er den Professore zum ersten Mal treffen. Und zwar nicht im Verborgenen, sondern im Auge des Sturms, der bald wüten würde. Mitten im Vatikan!
13
Pandera parkte seinen Wagen zwischen den Fahrrädern und dem ausrangierten Kühlschrank. Es war Anfang August, doch er hatte das Hardtop immer noch nicht abgenommen. Warum will ich eigentlich Cabrio fahren? , fragt er sich. Richtig, weil es Spaß macht! Nur macht es absolut keinen Spaß, das bescheuerte Hardtop abzunehmen.
Heute war er wenigstens früher zu Hause. Gestern hatte Jackie sich beklagt, dass er erst mitten in der Nacht heimgekommen war, aber kaum hatte er sie wieder ins Bett getragen, war ihr Ärger verraucht. Pandera freute sich auf sie, auf ihre Locken, auf den Duft nach Rosen, auf ihre braunen Rehaugen, auf ihr Lächeln. Und er freute sich auf Lara und Ben, die sicher voller Energie in der Wohnung herumwuselten.
Pandera schloss
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