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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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weil Sie uns Angaben verweigern …«
    Plattner ließ die Schultern sinken. »Ich werde kooperieren«, seufzte er. »Wenn Sie den Vatikan aus dem Spiel lassen.« Er wischte sich mit den Fingern über die Augen. »Die Firma ist alles, was ich habe.«
    »Sie haben also eine Probe des Grabtuchs verkauft?«, fragte Tamara.
    Plattner nickte.
    »Wusste Roland Obrist davon?«
    Plattner schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe ihm nichts davon gesagt.«
    »Aber er hätte es herausfinden können?«, fragte Tamara.
    »Es handelte sich um ein winziges Teilstück, zwei auf drei Millimeter. Ich habe es abgezweigt, bevor Roland die Probe überhaupt zu Gesicht bekommen hat.«
    »Was meinen Sie, wurde Obrist wegen des Grabtuchs umgebracht?«
    Plattner schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wozu auch? Sie müssen wissen, das Tuch wurde nicht nur von uns untersucht, sondern zeitgleich in Labors in Boston und Oxford. Der Vatikan hat sicher auch eigene Untersuchungen angestellt.«
    »Hielt Obrist das Tuch für eine Fälschung?«, fragte Pandera.
    Plattner schüttelte nur den Kopf.
    »Und Sie?«
    »Sie wollen doch nicht, dass ich meinen Vertrag mit dem Vatikan breche, oder?«, erklärte Plattner. »Ich sagte doch schon, dass ich über Inhalt und Ergebnis der Untersuchung keine Auskünfte geben darf.«
    »Dann stelle ich Ihnen eine Frage, die Sie ganz einfach beantworten können«, sagte Pandera. »Wo waren Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag?«
    »Daheim«, antwortete Plattner. »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    »Haben Sie Zeugen dafür?«
    »Meine Frau und ich haben uns getrennt. Ich lebe alleine.«
    »Und an wen haben Sie die Probe verkauft?«
    »Was tut das zur Sache?«
    »Denken Sie an Ihre Firma«, sagte Pandera nur.
    »Ich komme in Teufels Küche, wenn ich Ihnen das sage.«
    »Sind Sie da nicht schon?«, fragte Pandera.
    Plattner seufzte und schob wieder seine Schnupftabakdose hin und her. »Die Proben gingen an Dr. Leuenberger«, sagte er schließlich. »Er leitet das Labor des Inselspitals in Bern.«
    »Das Inselspital?«, wiederholte Pandera. »Was wollen denn die damit?«

12
    Warum heißt es eigentlich Rushhour, wenn doch alle im Schneckentempo fahren? , dachte Roger Simovic und blickte genervt aus dem Taxi. Vor gut zwei Stunden war er in Rom gelandet, aber immer noch nicht im Hotel angekommen.
    Als würden tatsächlich alle Wege nach Rom führen. Und keiner wieder hinaus.
    Und doch würden diese Straßen in ein paar Tagen verwaist sein. Alle würden vor dem Fernseher sitzen. Gut, er übertrieb ein wenig. Wie es sich gehörte im Fernsehen. Nicht alle würden die Sendung verfolgen und auch nicht alle von Anfang an. Aber alle würden darüber reden.
    Vorher musste nur noch dieses verdammte Taxi ankommen. Simovic überlegte gerade, ob er nicht zu Fuß gehen sollte, als der Fahrer endlich weiterfuhr.
    Simovic hatte seine TV-Karriere als Börsenreporter begonnen, aber schon bald festgestellt, dass die menschlichen Abgründe ihn mehr interessierten als das Pokerspiel um Obligationen und Derivate. Trotzdem war er immer noch gekleidet, als sei er an der Wallstreet zu Hause; mit seinen dreiunddreißig Jahren könnte er jederzeit als jung-dynamischer Analyst durchgehen. Seine solariumgetunte Haut war so glatt wie seine Sprüche.
    Doch das waren Äußerlichkeiten. Das Wichtigste war, fand er, dass er immer noch über die drei elementaren Tugenden eines Analysten verfügte: Selbstbewusstsein, Selbstbewusstsein und Selbstbewusstsein.
    Obwohl er sich nur mit dem Liebesleben der Stars, Sternchen und Sternschnuppen befasste, bezeichnete er sich als Gesellschaftsredakteur. Seine Welt war die der A-, B- und C-Promis. Die D-, E- und F-Loser überließ er den Kollegen. Seine Aufgabe war es, alles über Arsch, Busen und Cellulitis in Erfahrung zu bringen, wie er die A-, B- und C-Promis nach zwei bis drei Cocktails für gewöhnlich titulierte. Ihn interessierte vor allem, wer mit wem in die Kiste stieg und wer sich wann und weshalb von wem wieder trennte. Die Nachrichten der großen weiten Welt.
    Und genau deswegen arbeitete Simovic bei BIGNEWS, dem zweitgrößten Nachrichtensender der Welt. Eine riesige Maschinerie mit Reportern in hundertachtzig Ländern, Büros in über sechzig Städten und eigenem TV-Programm für Europa mit Sitz in Genf. Doch er war meist unterwegs, mal in Davos, mal in St. Moritz oder Crans-Montana, seltener in Zürich, Bern oder Zermatt. Vor wenigen Tagen war er sogar mal wieder in seiner Heimatstadt Basel

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