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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Alte stattdessen und kippte den Whisky in einem Schluck hinunter.

14
    Obwohl am nächsten Tag die Sonne so kräftig schien, wie sie es nur im Hochsommer konnte, hatte Pandera das verbeulte Hardtop seines Cabrios immer noch nicht abgenommen. Als Tamara ihn deswegen fragend ansah, zuckte er entschuldigend mit den Schultern und drehte die Klimaanlage hoch.
    Während der Fahrt nach Bern fiel kaum ein Wort zwischen ihnen. Tamara versuchte es mehrmals mit Smalltalk, doch Pandera blieb einsilbig. Er wollte sich lieber in Ruhe überlegen, was er den Laborleiter im Inselspital fragen würde. Sie waren schon kurz vor Bern, als Tamara auf einmal ihre Handtasche öffnete und eine Voodoopuppe herausnahm.
    »Was machst du denn da?«, fragte Pandera. Mit ihrer blonden Stoppelfrisur und der Polizistenuniform hatte die Stoffpuppe große Ähnlichkeit mit ihrem Vorgesetzten. »Soll das Edeling sein?«
    »Sieht ihm total ähnlich, oder?«, antwortete Tamara. Ihre Augen strahlten vor Freude. »Das ist meine Form der Rache.«
    »Du glaubst da doch nicht dran, oder?« Pandera warf seiner jungen Kollegin einen skeptischen Blick zu.
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle«, antwortete Tamara und grinste. »Es hilft mir, den Frust über den Scheißkerl loszuwerden. Solltest du auch mal tun.« Sie murmelte ein paar geheimnisvoll klingende Worte. Dann stach sie mit einer kleinen Nadel in den Bauch der Puppe.
    Sie zwinkerte Pandera zu und hielt ihm die Stoffpuppe hin. »Und jetzt du.«
    »Ich … ich konzentriere mich lieber aufs Autofahren«, sagte Pandera und sah stur geradeaus.
    »Die Autobahn ist so leer, da könnte ein Blinder fahren«, frotzelte Tamara. »Ich nehm das Steuer und du die Puppe. Wirst sehen, du fühlst dich danach viel besser.«
    »Und Edeling?«, fragte Pandera.
    »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du daran glaubst, oder?« Sie lachte. »Also, was kann schon passieren?«
    »Lass mal gut sein.«
    »Sei doch nicht immer so verdammt steif!«
    Pandera blickte sie überrascht an. Das hatte noch niemand zu ihm gesagt. Steif? Er war überhaupt nicht steif! Cool und locker, so war er schon immer gewesen. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
    »Woher hast du die Klamotten?«, fragte er und zeigte auf die Polizistenuniform der Puppe.
    »Die ist von Ken«, sagte sie. »Barbies Stecher. Hatte ich daheim noch rumfliegen.« Sie ließ die Voodoopuppe vor Panderas Augen hin und her baumeln. »Das tut echt gut.«
    Pandera schüttelte den Kopf, aber er grinste dabei.
    »Was ist jetzt?«
    Er nickte. Tamara nahm das Lenkrad und gab ihm die Voodoopuppe. Er hielt sie in der Hand und zog mit spitzen Fingern die Nadel aus dem Bauch.
    »Weißt du, wie ich drauf gekommen bin, dass es Edeling ist?«, fragte Tamara Aerni.
    »Wegen den blonden Haaren?«, entgegnete Pandera.
    »Ja, auch«, nickte sie. »Aber weißt du, was mich wirklich überzeugt hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na, ganz einfach«, grinste Aerni. »Im Kopf der Puppe ist nur Stroh …«
    Pandera lachte laut auf.
    »Los jetzt!«, rief sie.
    Pandera berührte mit der Nadel den Bauch der Puppe.
    »Du musst schon zudrücken. Sonst macht das keinen Spaß.«
    Entschlossen stieß Pandera die Nadel in die Strohpuppe und stellte sich vor, es wäre sein Chef.
    Plötzlich fühlte er sich befreit. Alles ging auf einmal leichter. Er lachte und lachte.
    Bis der Blitz kam.
    Pandera stieg auf die Bremse und ließ die Puppe fallen.
    »Wurden wir gerade geblitzt?«
    »Ich glaube schon.« Tamara nickte. »Du warst zu schnell, oder?«
    »Sieht so aus.«
    »Und was jetzt?«
    »Wir sind auf einer Dienstfahrt«, antwortete Pandera. »Da kann uns eigentlich nichts passieren.«
    »Na, da bin ich ja beruhigt.« Tamara hob die Puppe vom Boden auf und steckte sie zurück in ihre Tasche. »Hat gutgetan, oder?«
    Pandera grinste. »Ich hoffe nur, der liebe Gott petzt das nicht dem Bischof.«
    Tamara hob eine Augenbraue. »Du bist also doch Katholik.«
    Pandera antwortete nicht. Schweigend blickte er geradeaus. Das war seine Sache. Und die seiner Eltern, die viel zu früh gestorben waren. Vielleicht hatte er deshalb nie einen richtigen Zugang zu Gott und zum Glauben gefunden. Noch nie hatte er darüber geredet. Und das würde er auch heute nicht tun.
    »Sorry«, bemerkte Tamara nach einer Pause. »Ich wusste nicht, dass das ein wunder Punkt ist.«
    »Schon gut.« Pandera nickte nur. »Wir sind gleich da.«
    Vor ihnen lag das Inselspital, die größte Klinik im Kanton Bern. Das Krankenhaus bestand aus einer

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