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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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konnte sogar in dem einen oder anderen Restaurant essen gehen, ohne bezahlen zu müssen, weil sich der Besitzer im Glanz der Prominenz sonnen wollte.
    Doch es gab verschiedene Arten von Prominenz. Es gab solche, die keinerlei Verpflichtungen mit sich brachte, ja, die sogar Zügellosigkeit einforderte, wie die Prominenz eines Rockstars, eines Schauspielers oder eines Popliteraten. Als Gesellschaftsredakteur hatte er so oft über diese angenehmen Aspekte der Prominenz berichtet, dass er sie bisher für die normalen Begleiterscheinungen der Popularität gehalten hatte. Genau das hatte er immer angestrebt.
    Doch wie er jetzt gelernt hatte, gab es noch eine andere Art der Prominenz. Nämlich diejenige, die moralische Verpflichtungen mit sich brachte, so wie die Prominenz eines Politikers, eines Bischofs oder eines integren Journalisten. Dummerweise war er durch seinen Medien-Coup in diese Schublade geraten, ja, er war gewissermaßen ein moralisches Vorbild geworden. Nicht dass er selbst viel dazu beigetragen hätte. Nein, man hatte nur die Eigenschaften, die man mit dem kleinen Jesusklon verband, auf ihn übertragen, auf den Überbringer der Nachricht.
    So war es schon immer gewesen, der Bote wurde gefeiert oder gefoltert. Weil der Professor und der Jesusklon von der Bildfläche verschwunden waren, war die ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, auf den Reporter. Simovic fragte sich, warum er das nie bedacht hatte. Inzwischen kannte er eine Menge Gründe dafür: Verblendung, Gier, Machtgeilheit … Doch was nützte es, die Fehler der Vergangenheit zu beweinen? Es ging um die Zukunft.
    Und eines war ihm klar geworden – alle seine Anstrengungen durften nur noch einem Ziel dienen: Er musste Wismut finden und ihn ins Licht der Öffentlichkeit zerren, ob es dem Professor nun passte oder nicht.
    Wehmütig dachte Simovic daran zurück, wie er früher seine Erfolge gefeiert hatte. Und was waren das für lächerliche Erfolge gewesen! Klein und unbedeutend gegen das, was er jetzt erreicht hatte. Früher hatte er jede Gelegenheit zu einer Party genutzt, manchmal mit guten Freundinnen, meistens mit gekauften. Nur drei Dinge zählten: Schampus, Kaviar und Sex. Das war es, was Simovic vermisste: wilde Partys ohne Rücksicht auf Verluste. Er wollte kein Vorbild sein! Nein, Vorbilder waren Langweiler, Asketen oder im besten Fall Scheinheilige. Er war keiner von denen.
    Aber Simovic wusste, was geschehen würde, wenn er sich wieder so geben würde wie früher. Reporter würden ihn aufstöbern, sie würden ihn dabei ablichten, wie er in der Wanne lag, in der einen Hand eine nackte Blonde, in der anderen eine gleich gekleidete Brünette. Und dann würden sie die Fotos veröffentlichen.
    Und das waren nur die harmlosen Exemplare seiner Gattung, die Schmarotzer, Vertreter der Cuculus Journalisticus . Die viel gefährlichere Art, die Hyaena Journalistica , gab sich hingegen nicht mit ein paar Bildern zufrieden. Die Hyaena Journalistica wusste um den Wert der Bilder und begann direkt mit deren Versteigerung, nachdem sie auf den Auslöser gedrückt hatte. Jeder konnte bieten, Fernsehsender, Magazine oder die fotografierten Opfer selbst. Aber auch ganz andere, die vielleicht noch eine Rechnung mit dem Opfer offen hatten.
    Ob es ihm passte oder nicht, er hatte mit der Story die Seiten gewechselt. Adieu, schönes Leben! Bonjour tristesse!
    Es war völlig absurd! Er war auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen und konnte das nicht einmal feiern! Ja, er konnte sich nicht einmal richtig freuen!
    Vielleicht ist es sogar gut, wenn ich diesen Teufelskreis durchbreche und ein wenig gesitteter lebe , dachte er plötzlich.
    Und dann wusste er, dass es so das Beste war. Ein wenig Partyabstinenz hatte noch niemandem geschadet. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Es musste ja nicht für immer sein.

59
    Alex Pandera klopfte an die grüne Holztür. Natürlich ahnte er, wer dahinter wartete, aber er war trotzdem misstrauisch. Zu viel hatte sich ereignet, seit er das letzte Mal an diese Tür geklopft hatte.
    Doch Pandera hatte Hoffnung. Er hatte die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden würde, dass hinter der Tür Kurt Sander stand und ihn freudig begrüßte. Doch was wäre, wenn jemand anderes in dem Zimmer war? Vielleicht einer der Gorillas aus dem schwarzen Mercedes? Was, wenn Kurt Sander gar nicht mehr lebte? Wenn er für den Tod seines Freundes verantwortlich war, nur weil er ihn gebeten hatte, ihm zu helfen?
    »Wer ist da?«, hörte Pandera

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