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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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einmal mit der MS Atlantis quer durchs Mittelmeer und dann über Spanien und Brasilien nach Florida.«
    »Nach Florida?«
    »Ich glaube nicht, dass er dahin will«, entgegnete Sander. »Die Amis machen nämlich keinen Unterschied, ob du mit dem Schiff einreist oder mit dem Flieger. Für die ist jeder verdächtig.«
    »Und Brasilien?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn der Kerl nach Brasilien will, warum hat er dann zwei Kreuzfahrten markiert, die ganz andere Ziele haben?«
    »Gibt es einen Ort, an dem alle drei Kreuzfahrten vorbeikommen?«
    »Wir sind doch nicht beim Ta t o r t« , antwortete Sander. »So leicht ist das nicht. Die erste und die dritte Kreuzfahrt haben aber, solange sie im Mittelmeer sind, fast dieselbe Strecke, also erst Italien, dann Tunesien, Marokko und die Kanaren.«
    »Und die zweite?«
    »Tja, die geht in eine ganz andere Richtung, durch den Suez-Kanal nach Dubai.«
    »Mierda!«
    »Ich habe da übrigens eine Idee«, sagte Sander und grinste mal wieder. »Nebenan ist ein sehr gutes Restaurant. Etwas teuer, aber Gabriele wollte da unbedingt mal essen gehen.«
    Pandera sah ihn fragend an. Dann erst verstand er den Wink mit dem Zaunpfahl. »Bist eingeladen.« Pandera seufzte. »Ich hoffe, die Idee ist es wert.«
    »Ich bin nur ein einfacher Rentner«, erwiderte Sander und deutete auf seine Stirn. »Aber wenn sich da oben mal was tut, dann lohnt es sich meist.«

60
    Simon Kunen betrat die riesige Halle und schaute sich um. Rechts und links von ihm lange Schlangen von Passagieren, davor ganze Batterien von Durchleuchtungsgeräten und dazwischen Sicherheitspersonal. So hatte er sich die Kontrolle im Hafen von Neapel nicht vorgestellt. Er rückte sich den Priesterkragen zurecht und stellte sich ans Ende der einen Schlange.
    Schon bald kam ein junger Mann in Uniform auf ihn zu. »Monsignore«, sagte er und verbeugte sich. »Sie müssen hier nicht warten.« In Neapel schien man Priester noch als Respektpersonen zu behandeln. Der Bedienstete führte Kunen an der wartenden Schlange vorbei zum Abfertigungsschalter des Schiffspersonals. Dort stellte er Kunens Koffer auf die Förderbänder und verbeugte sich wieder. Alles ging so schnell, dass der Vikar gar keine Zeit hatte, nervös zu werden. Erst als er seinen Koffern hinterhersah, wie sie auf das Durchleuchtungsgerät zuzuckelten, schlug sein Herz schneller.
    Die junge Frau hinter dem Röntgenmonitor schenkte Kunen ein Lächeln, dann unterhielt sie sich angeregt mit dem jungen Mann, der ihn hergebracht hatte. Die Frau schien für alles Augen zu haben, nur nicht für den Monitor vor ihr. Also beschloss der Vikar, sich keine Sorgen zu machen, sondern Gott zu danken. Er hatte allen Grund dazu, denn schon nach einer halben Minute hatte er seinen Trolley wieder.
    Er verabschiedete sich, verließ die Halle und trat hinaus an den Quai. Die MS Atlantis türmte sich vor ihm auf, als sei sie ein Wolkenkratzer. Kunen war noch nie auf einem solchen Schiff gewesen. Beeindruckt hielt er den Atem an. Er hatte immer gedacht, ein Kreuzfahrtschiff sei nichts anderes als ein Wasserbus mit Cocktailbar. Beim Anblick des weißen Riesen musste er zugeben, dass es ein verdammt großer Wasserbus war, der wahrscheinlich viel mehr als nur ein paar Cocktailbars zu bieten hatte.
    Doch schon im nächsten Moment fragte er sich, wie er auf diesem riesigen Schiff den Mann finden sollte, den inzwischen die halbe Welt suchte?
    Und er fragte sich, warum er sich eigentlich so sicher war, dass er ihn auf diesem Schiff finden würde? Natürlich hatte ihm sein Kontakt gemeldet, dass ein Mann, der wie Wismut aussah, auf dem Schiff sei. Doch das konnte bei zweitausendfünfhundert Passagieren auch Zufall sein. War es also nur ein Gefühl, das ihn geleitet hatte?
    Nein, es war eine Erinnerung. Eine Erinnerung an das letzte Telefonat mit Roland Obrist, wenige Stunden vor dessen Tod. Obrist hatte angerufen und seinen Bruder, den Bischof, sprechen wollen, doch der hatte gerade in einem Flugzeug zurück aus Rom gesessen. Es war ein kurzes Telefonat gewesen. Verdammt kurz. Seit dem Vorfall mit der Fremdenlegion war sein Verhältnis zu Roland Obrist nicht das beste gewesen. Selten hatten sie mehr als nur die nötigen Worte gewechselt. So auch dieses Mal.
    Natürlich wusste niemand außer dem Bischof von dem Telefonat. Die Polizei hatte keine Ahnung davon, denn wie immer hatte Roland Obrist von einer Telefonzelle aus angerufen. Kunen mochte Telefonzellen. Er fand, sie waren Mahnmale einer vergangenen Zeit, in

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