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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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der noch nicht jeder glaubte, ständig erreichbar sein zu müssen …
    Der Vikar trat an den Landungssteg und zeigte dem Sicherheitspersonal seine Bordkarte. Dabei bemerkte er, dass er fotografiert wurde. Er fragte den Fotografen nach dem Grund und erfuhr, dass man diese Fotos später kaufen könne. Manche Gäste schienen das zu wollen. Er nicht.
    Die Bordkarte selbst sah aus wie eine Kreditkarte, sie trug seinen Namen. Genau genommen trug sie nicht seinen wirklichen Namen, sondern Soliere, den Namen, den er bei der Fremdenlegion benutzt hatte und auf den sein französischer Pass lautete. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, schließlich musste nicht jeder wissen, dass er sich an Bord befand.
    Kunen ging schnellen Schrittes zu seiner Kabine und registrierte zufrieden, dass ihn dabei kaum jemand gesehen hatte. Alles lief nach Plan. Er öffnete die Tür, ging in die Kabine und schloss die Tür hinter sich. Ein wenig enttäuscht von der Zwergenstube blickte er sich um. Es war eben nur eine einfache Außenkabine mit einem Bullauge. Als Erstes legte er die Priesterkleidung ab und hängte sie in den Schrank. Er würde sie so schnell nicht mehr benötigen. Dann stellte er sich unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf seinen kahlen Kopf prasseln.
    Wie gut das tat! Er schloss die Augen. Sofort war die Erinnerung wieder da. Die Erinnerung an das letzte Telefonat mit Roland Obrist. Er wusste noch genau, wie es gewesen war. Er hatte in seinem Büro am Schreibtisch gesessen und über die katastrophale finanzielle Lage des Bistums nachgedacht, die der Bischof beständig ignorierte. Er hatte sich so sehr darüber aufgeregt, dass er das Telefonat beinahe nicht angenommen hätte, doch dann hatte er doch zum Hörer gegriffen.
    »Ich muss mit meinem Bruder sprechen«, hatte Roland Obrist ohne Umschweife gesagt. »Dringend!«
    »Er ist gerade auf dem Heimflug von Rom«, hatte Kunen wahrheitsgemäß geantwortet.
    »Mist!«, hatte Obrist geflucht, als sei er kein Mönch.
    »Soll ich etwas ausrichten?«, hatte Kunen angeboten, und das nicht nur aus Gefälligkeit.
    Er hatte gespürt, wie Obrist mit sich rang. Wie er überlegte, ob er sagen sollte, was er wusste. Doch dann kam nur ein leises Nein durch den Hörer.
    »Der Bischof ist erst in drei Stunden wieder hier. Kann es wirklich so lange warten?«, hatte Kunen noch einmal nachgefragt.
    »Sag ihm nur, dass ich weiß, wie Wismut es gemacht hat. Wenn etwas schiefgeht, findet ihr die Antwort auf der MS Atlantis , die erste Fahrt ab Rom nach der Verklärung des Herrn.«
    Und bevor Simon Kunen etwas hatte sagen können, bevor er hatte fragen können, ob der Klon echt sei oder nicht, hatte Roland Obrist schon aufgelegt. Keine drei Stunden später war er tot. Sein Geheimnis hatte er mit ins Grab genommen.

61
    Alex Pandera war wieder Teil der mobilen Welt. Zumindest für jemanden, der seine Nummer kannte. Er hatte sich in einem von einem Araber betriebenen Mobilfunkladen an der Via del Corso ein Prepaid-Handy gekauft, das so billig war, dass man damit wahrscheinlich nichts anderes konnte als telefonieren. Gut so! Sein Diensthandy hatten die Entführer im Tiber versenkt, wenn er den letzten Lokationsdaten glauben konnte, bevor der eingebaute GPS-Empfänger den Geist aufgegeben hatte.
    Pandera hatte sich schon seit drei Tagen nicht bei Jackie gemeldet. Natürlich gab es einen Grund dafür, schließlich war er entführt worden. Nur das wollte er ihr nicht erzählen, da sie sich sonst nur Sorgen machte. Ursprünglich hatte er versprochen, er würde nach ein paar Tagen wieder zu Hause sein, aber daran glaubte er selbst nicht mehr. Er musste Professor Wismut finden, und dazu musste er wissen, mit welchem Schiff der Mann reiste.
    Nach dem gemeinsamen Mittagessen hatte er sich von Kurt Sander verabschiedet. Der ehemalige Kollege würde noch ein paar Tage in Rom bleiben, falls Pandera ihn brauchte.
    Doch bevor Pandera mit seiner Frau sprechen konnte, musste er erst erfahren, wie es weitergehen sollte. Er rief Tamara Aerni an.
    »Und wie läuft es?«, fragte sie.
    »Nicht gut, ich muss auf eine Kreuzfahrt.«
    »Du musst auf eine Kreuzfahrt?«
    »Wismut ist auf einem Kreuzfahrtschiff und will sich wahrscheinlich irgendwo im Mittelmeerraum absetzen«, antwortete Pandera.
    »Und was meint Edeling dazu?«
    »Mit dem habe ich noch nicht gesprochen«, sagte Pandera. »Wie ist er denn so drauf?«
    »Der hat seit ein paar Tagen so merkwürdig stechende Rückenschmerzen …«
    »Hat das was mit der Voodoopuppe zu

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