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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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anderen lauerte jemand mit einem Granatwerfer. Keiner der Piraten, die sich zur Wehr setzten, lebte länger als eine Minute, nachdem er seine Waffe auf die Helikopter gerichtet hatte.
    Und was jene anderen Beobachter anging, die sich dieses Treiben von oben anschauten …
     
    Nun, sie fanden diesen Vorfall höchst verwirrend; selbst die sogenannten Neungliedrigen waren mit ihrer Weisheit am Ende.
    Oh, die Neungliedrigen hatten schon früher Feuergefechte der Menschen mitangesehen. Die Neungliedrigen waren die einzige Klientenrasse, die von den Großen Galaktikern ermutigt wurde, Fremdsprachen zu erlernen, und ihre Hauptaufgabe bestand darin, ihren Gebietern mitzuteilen, was diese Menschen zueinander sagten - aber jeder, der über einen längeren Zeitraum hinweg die menschliche Spezies bespitzelte, wurde früher oder später Zeuge von gewalttätigen Auseinandersetzungen.
    Die Neungliedrigen hatten geglaubt, sie wüssten, was sich dieses Mal abspielen würde. Als sie ein mit chemischen Explosivwaffen vollgestopftes Wasserfahrzeug identifizierten, das einem anderen, offensichtlich unbewaffneten Schiff hinterherpirschte, hatten sie mit einem neuerlichen Blutbad gerechnet. Sie hatten sich sogar gefragt, ob es sich für sie überhaupt lohnte, hier zu verweilen, nur um Zeuge eines weiteren Massenabschlachtens zu werden.
    Sie wunderten sich, dass nur so wenige Menschen am Strand als Folge eines Beschusses durch Projektilwaffen aus den Helikoptern zu Tode kamen.
    Was es mit den Primärwaffen der Fluggeräte auf sich hatte, war ihnen kein Geheimnis; sie kannten die Vorrichtung, die
mit komprimierter Luft arbeitete, die Vortexringkanone und all die anderen Geräte, denn sie hatten sie schon früher gesehen. Schließlich gab es nur wenige von den Menschen konstruierte Waffen, die nicht auch von anderen Völkern der Galaxis auf anderen Planeten und zu anderen Zeiten konstruiert worden waren. Und immer wieder kamen diese Waffen zum Einsatz, egal welche Rasse sie erfunden hatte. Aus der Geschichte anderer Spezies, die solche akustischen Kanonen in der Vergangenheit eingesetzt hatten, waren die Neungliedrigen sehr wohl darüber im Bilde, welche verheerenden Folgen diese Kampfgeräte in den ungeschützten Körpern von Lebewesen anrichteten.
    Nun standen die Neungliedrigen vor dem Rätsel, warum ein so primitives Volk wie die Menschen auf einmal Waffen benutzte, die zwar einen hohen Wirkungsgrad hatten, einen Gegner aber nicht töteten, sondern lediglich handlungsunfähig machten. Wieso verzichteten sie auf einmal auf ihr übliches Arsenal von Kriegsgeräten, die Geschosse abfeuerten, mit denen man organische Körper viel effektiver zerstören konnte?
    Nachdem der Zwischenfall auf der Planetenoberfläche vorbei war, debattierten die Entscheidungsträger unter den Neungliedrigen minutenlang darüber, ob sie ihre Beobachtung melden sollten oder nicht.
    Sie gelangten zu dem Schluss, ihre Erkenntnisse weiterzuleiten. Mit pedantischer Genauigkeit fassten sie einen Bericht ab, keine Einzelheit auslassend, und überließen es den Großen Galaktikern, sich eine Meinung zu bilden. Doch allein der Titel, mit dem die Neungliedrigen ihren Report versahen, gab ein wenig Aufschluss darüber, wie sie selbst diesen Vorfall einstuften. Die Überschrift lautete: »Beispiel eines unter anomalen Bedingungen verlaufenden Gefechts.«

12
Das Urteil
    Von dem eigentlichen Gemetzel bekam Ranjit nicht viel mit, da seine persönlichen beschämenden Probleme ihn voll und ganz in Anspruch nahmen. Abgesehen von der Tatsache, dass es sich anfühlte, als sei eine Rotte verrückt gewordener Schweine durch sein Verdauungssystem getrampelt, hatte der akustische Reiz, wie vorgesehen, dazu geführt, dass er sich die Hosen vollgeschissen hatte. Seit seiner frühesten Kindheit war ihm so etwas nicht passiert, und er hatte vergessen, wie widerlich das war.
    Er schaffte es, sich die beschmutzten Sachen vom Körper zu zerren und in die laue Dünung zurückzutaumeln; das am wenigsten verdreckte Kleidungsstück benutzte er dazu, sich fast sauber zu schrubben. Dann kam ihm eine Idee. Er durchwühlte die Tasche mit George Kanakaratnams Kleidung, die Dot ihm aufgedrängt hatte. Schuhe befanden sich nicht darin, und die Unterwäsche eines fremden Mannes wollte Ranjit nicht tragen, doch alles, was er sonst brauchte, war vorhanden: Hosen, Pullover, Hemden und dicke Wollsocken, die Ranjit über seine Füße streifte, in der Hoffnung, sie würden ihn vor den scharfkantigen Steinen am

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