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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Männer an den Folgen der vergifteten Substanzen, die sie bei dieser Schinderei in sich aufnahmen, an diesem Strand elend krepiert; und gerade diese Toxine waren der Grund dafür, dass man hier, ohne Aufsicht durch Behörden, ausgemusterte Schiffe zerlegte, denn an anderen, besser überwachten Orten wäre diese Arbeit viel zu teuer gewesen. Wie viel von den extrem gefährlichen
Giften und Karzinogenen sich noch im Sand und im Wasser befanden, konnte Ranjit nicht einmal annähernd abschätzen.
    Er wusste nur, dass es ratsam war, diesen Strand so schnell wie möglich zu verlassen.
    Doch das war leichter gesagt als getan. Falls irgendwelche örtlichen Verbrecherbanden Hilfe zugesagt hatten, so war diese offenbar noch nicht eingetroffen. Gelegentlich bildete er sich zwar ein, etwas zu sehen, wenn er aus dem Augenwinkel einen flüchtigen Blick auf einen halb im Dschungel verborgenen schemenhaften Umriss erhaschte, doch wenn er genau hinschaute, war da nichts.
    Dot Kanakaratnam watete dicht hinter Ranjit her und bemühte sich, vier kleine Hände gleichzeitig festzuhalten, ohne dabei ihre Taschen mit der Beute loszulassen. Schließlich kapitulierte sie und stieß Ranjit eines der Gepäckstücke ins Kreuz. »Nimm mir die Tasche ab«, forderte sie ihn auf. »Darin ist Georges Bekleidung. Pass auf die Sachen auf, bis er wieder da ist, dann kannst du sie ihm geben. Ich kümmere mich darum, die Kinder auf trockenen Boden zu bringen.«
    Seine Zustimmung wartete sie gar nicht erst ab. Mit den Kindern im Schlepptau stapfte sie durch den heißen Sand bis zur Hochwasserlinie; dort blieb sie stehen und blickte in alle Richtungen, auf der Suche nach ihrem Mann. Plötzlich erregte Ranjit die Aufmerksamkeit eines der Piraten, der mit seinem Gewehr vage auf eine Gruppe der gefangenen Crewmitglieder zielte, jedoch eindeutig Ranjit etwas zubrüllte. Ranjit hatte keine Ahnung, was der Kerl von ihm verlangte, aber er war sich sicher, dass es sich nur um etwas handeln konnte, was er nicht tun wollte. Er nickte ein paarmal mit dem Kopf, wie um sein Einverständnis zu bekunden, dann schwenkte er jählings herum und rannte so schnell ihn seine Beine trugen um das Heck des gestrandeten Schiffs herum. Er blieb erst stehen, als er außer Sichtweite des Piraten war …
    Und gleich darauf hörte er zum ersten Mal dieses ferne, klagende Heulen.

    Es war ein unheimlich klingender Ton, nicht direkt melodisch, doch es erinnerte an die Hintergrundmusik zu einem Horrorfilm, wenn die Untoten anfangen, aus ihren Särgen zu klettern. Und er war nicht der Einzige, der dieses eigenartige Jaulen hörte. Ein Pirat, der sich droben am Strand vor Erschöpfung keuchend in den Sand geworfen hatte, weil ihm die Anstrengung, dorthinzugelangen, zu viel wurde, richtete sich wieder auf und spähte verstört um sich. Ein anderer Pirat und ein paar Crewmitglieder folgten seinem Beispiel, manche blieben sitzen, aber einige rappelten sich auf, um festzustellen, woher dieser Laut kam.
    Dann sah Ranjit in der Ferne eine Reihe von Fluggeräten, die von See her auf den Strand zuhielten. Helikopter. Mindestens ein Dutzend, und alle ausgerüstet mit komisch anmutenden kreisrunden Suppenschüsseln, die sich bei jedem Flugmanöver der Helikopter drehten, um ständig auf die Menschen am Strand gerichtet zu bleiben …
    Das Geräusch wurde lauter …
    Und immer lauter.
     
    Den Rest seines Lebens - und er wurde sehr alt - konnte Ranjit diesen Tag am Strand nicht vergessen. Gewiss, es folgten viel schlimmere Tage, aber die entsetzlichen und demütigenden Momente unter dem akustischen Bombardement der Schallkanonen waren für jeden der Betroffenen eine Tortur. Noch nie zuvor war Ranjit einem Angriff durch nicht tödliche Waffen einer modernen Streitmacht ausgesetzt gewesen. Das Gehirn blieb unversehrt, während der Schall seine stärkste Wirkung auf den Bauch der Menschen ausübte. Die Schließmuskeln funktionierten nicht mehr, die Leute machten sich in die Hose, mussten sich übergeben, und litten an fürchterlichen Schmerzen.
    Es gab auch Tote, wenn auch nicht durch den Einsatz der Schallkanonen. Mindestens zwei Piraten schafften es, trotz ihres Elends, aus ihren Sturmgewehren ein paar Feuerstöße auf
die Helikopter abzufeuern. (Zu Ranjits Pech gehörte zu diesen Unerschrockenen auch Kirthis Kanakaratnam.) Diese Männer mussten ihren Angriff bitter büßen. Die Helikopter besaßen an beiden Seiten Öffnungen; in einer dieser Luken war ein Mann mit einem Maschinengewehr postiert, in der

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