Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Bein auf einer Schlangenplatte, mit dem anderen wollte er zurück auf die Drachenplatte. Ihr gefror das Blut in den Adern. Der Mann taumelte in gekrümmter Haltung, röchelte. Mehrere kurze Pfeile steckten in seinem Rücken. Die Zwillinge kreischten in Panik auf. Sophia sah, wie aus dem oberen Bereich einer der Säulen zwei Pfeile herausschossen. Sie schwirrten durch die Luft und trafen den Mann in die Brust.
„Lisa! Anna! Bewegt euch nicht!“ schrie Sophia.
Die Wucht des Einschlags warf den Mann zu Boden. Bevor er aufschlug, war er schon tot.
„Bleibt auf den Drachenplatten“, sagte Steiner ungerührt. „Dann passiert euch nichts.“
Das war ein mörderischer Hinterhalt. Geschockt starrte Sophia auf den Toten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte sie vorhin bedenkenlos die erste Platte betreten. Lähmende Angst ergriff mehr und mehr von ihr Besitz.
Welch Tod bringenden Fallen hatten sich die Baumeister noch ausgedacht?
Zitternd blickte sie zum Ende der Halle. In etwa zehn Metern Entfernung wartete die kleine Grotte. Auf ihrem Boden standen fünf runde Säulen mit einem Querbalken. Der Eingang zu einem griechischen Tempel?
Sophia wusste nicht, was stärker war – ihre Furcht oder ihre Neugier. Wie mechanisch überquerte sie die Platten, näherte sich dem Ziel. Immer wieder sah sie sich nach den Zwillingen um. Die Mädchen wirkten völlig verängstigt.
Schließlich erreichte Sophia die Grotte. Erleichtert atmete sie mehrmals tief ein und aus, stützte sich an eine der Säulen. Steiner und seine Komplizen schlossen schnell auf. Die Zwillinge drängten sich in Sophias Arme.
„Wie eine große, liebe Familie“, höhnte der Major.
„Sie werden für Ihre Taten bezahlen, Tyr“, warf sie ihm trotzig an den Kopf und hielt die Mädchen schützend an sich gedrückt.
„Da muss ich Sie leider enttäuschen, Sophia. Die einzigen, die zahlen werden, sind die Regierungen, um sich den Schutz von Walhalla zu erkaufen. Mit dem Stein des Luzifer werden unsere Armeen unbesiegbar sein.“
„Sie sind wahnsinnig.“
„Nicht wahnsinniger als Ihre – aber halt … das hat noch etwas Zeit.“
„Als wer?“, hakte sie nach.
„Sie sind wirklich völlig ahnungslos, meine Liebe. Wenn Sie wüssten, wie sehr Sie hereingelegt worden sind.“
Ein nicht zu unterdrückendes Zittern durchlief Sophias Körper. „Hereingelegt?“ Eine böse Ahnung beschlich sie. „Sie haben meinen Vater ausgenutzt. Sie haben überhaupt nicht gegen die Loge ermittelt. Das war eine Lüge … am Samstag im Kloster. Ihnen ging es nur um den Ritterschatz.“
„So ist es. Wir wussten schon lange, dass er im Besitz Ihrer Familie war. Aber Ihr Vater war hartnäckig und schwieg.“
„Und darum haben Sie ihn umgebracht?“
„Nein, das hätte keinen Sinn ergeben. Nur er wusste, wo der Schatz verborgen lag.“
„Aber Sie haben meine Eltern ermordet. Warum? Es war kein Unfall.“
„Ende der Fragestunde. Sie schauen sich jetzt den Tempel an.“ Er unterstrich die Forderung mit einem Wink seiner Pistole. „Wir verlieren nur Zeit.“
Sophia musste gehorchen und auf die nächste Gelegenheit warten. Konzentriert sah sie sich um. Das Innere des ‚Tempels‘ war in Dunkelheit gehüllt, hier gab es keine Lichteffekte.
„Habt ihr eine Idee?“, wandte sie sich leise an die Zwillinge.
„Nein“, antwortete Lisa zögernd. „Wir müssen da rein und uns das anschauen.“
„Dann darf ich die Damen bitten“, kommentierte Steiner den Vorschlag.
Aber Sophia zögerte.
„Brauchen Sie Motivation?“, fragte er arglistig. Mit der Pistole zielte er auf Annas Brust. „Eine schlaue Göre reicht mir aus.“
„Nein!“, schrie Sophia auf. „Lassen Sie die Mädchen in Frieden. Das ist eine Sache zwischen Ihnen und mir.“
„Das sehe ich anders. Mitgefangen, mitgehangen … wie ein altes Sprichwort sagt. Und jetzt bewegen Sie sich, Sophia.“ Er stieß ihr den Lauf seiner Pistole in den Rücken.
Sie unterdrückte jeden Schmerzenslaut. Steiner war nicht zu unterschätzen. Er hatte bereits einen Mann verloren, ohne eine Miene zu verziehen. In seiner Entschlossenheit schien er zu allem fähig.
Vorsichtig erklomm Sophia das Podest des ‚Tempels‘. Mit einer Taschenlampe leuchtete sie ins Innere. Zwei weitere Säulenreihen schlossen sich an. Dahinter, in der Mitte, erkannte sie eine mannshohe Metallplatte, die im Felsgestein verankert zu sein schien. Aufmerksam untersuchte sie die umstehenden Säulen und die Grottendecke im Schein ihrer
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