Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Sophia den Mädchen jeweils zwei Medaillons. Sie selbst betrachtete eines der verbliebenen. Auf der Vorderseite zeigte es den Eber mit einer Kirche – das Symbol für Kloster Eberbach. Mehr nicht. Dann drehte sie es um. Die Rückseite war glatt, bis auf ein Schnitzzeichen. Das war Sophia bereits in Vallendar aufgefallen, als sie die Medaillons zum ersten Mal gesehen hatte, doch sie hatte dem keine Bedeutung beigemessen. Waren es Markierungen? Sie sah ein ‚I‘ und ein ‚V‘. Hastig sah sie sich ein weiteres Medaillon an. Auf dessen Rückseite waren drei Striche eingeritzt. „Sind das römische Ziffern?“, dachte sie laut nach.
„Aber natürlich“, stieß Anna aus. „Ich habe die eins und die sechs.“
„Und ich die zwei und sieben“, ergänzte Lisa.
„Ich wusste, ihr würdet das Rätsel lösen“, lobte Steiner in höhnischem Ton.
Sophia ließ sich nicht ablenken. Sie konzentrierte sich auf die Öffnung des Zugangs. „Wo fange ich an?“, fragte sie die Zwillinge. „Links oder rechts?“
„Links“, antwortete Anna.
„Bist du sicher?“
„Nein.“
Das war eine ehrliche Antwort. Sophia war allerdings derselben Meinung. Sie musste es versuchen. So nahm sie ein Medaillon nach dem anderen und steckte sie behutsam in die Öffnungen. Je mehr Sterne sie füllte, desto nervöser wurde sie. Der fünfte, der sechste. Die viereckigen Medaillons passten nur in einer bestimmten Richtung und verschwanden komplett in den Vertiefungen. Dann der siebente Stern. Sophias rechte Hand schien sich zu verkrampfen, als sie das Medaillon hineinschob. Sie zitterte. Was würde passieren? Ein letzter Stoß, der Stern war gefüllt. Instinktiv sprang Sophia einen Schritt zurück, wartete, lauschte.
Nichts geschah. Es war totenstill. Niemand rührte sich, niemand sprach ein Wort.
Sophia hielt den Atem an, während ihr Blick von dem Siegel zu Steiner schweifte. Der Major starrte ebenfalls gebannt auf die Platte, erwartete das große Ereignis.
Plötzlich knackte es, irgendwo klapperte es. Hatte sich ein maschineller Mechanismus in Gang gesetzt? Zahnräder schienen aneinander zu reiben. Jäh schossen zwei Lichtstrahlen vom Querbalken des Tempels ausgehend auf das Siegel. Sie trafen sich genau in der Flamme der Kerze. Sekunden später begann sich die Metallplatte zu heben. Erst langsam, dann immer schneller. Misstrauisch wich Sophia weiter zur Seite, zog die Zwillinge mit. Sie sah, wie Steiner ebenfalls den Schutz einer Säule suchte. Nur sein Komplize postierte sich genau in der Mitte und nahm seine Maschinenpistole in Anschlag. Eine Krypta zeichnete sich hinter der Platte ab. Sophia erkannte Stufen. Dann traf das Licht auf einen Reflektor, der in dem Durchgang hing. Die Grotte erstrahlte plötzlich wie in gleißendem Sonnenlicht, blendete die Anwesenden. In derselben Sekunde schoss eine Feuerzunge aus der Krypta. Reflexartig warf sich Sophia hinter die Säule, packte die Zwillinge und begrub sie unter sich. Sie spürte die Hitze auf ihrem Rücken. Steiners Mann hatte jedoch keine Chance. Sein Finger drückte noch den Abzug, eine Salve löste sich aus seiner Maschinenpistole. Die Kugeln schlugen gegen Felsgestein, Querschläger sirrten durch die Luft. Die Zwillinge schrien voller Panik. Sophia presste sich auf sie. Das Gewehrfeuer schien kein Ende zu nehmen, bis es erstarb. Regungslos lag Sophia über den Mädchen, hatte die Augenlider zusammengepresst, wartete auf die tödliche Kugel.
Erst als der letzte Querschläger verhallt war, riss sie die Augen auf und schaute nach dem Mann. Das Feuer hatte ihn verbrannt. Steiner dagegen hatte die Attacke überlebt. Verdammt, fluchte sie innerlich. Rasch tastete sie nach den Zwillingen. „Seid ihr verletzt?“
Die Mädchen rührten sich, schienen sich aus der Starre zu lösen. „Nein … nein.“
Erleichtert strich Sophia ihnen über die Köpfe. „Wir sind noch am Leben.“ Sie atmete tief ein und aus, als sie sich schließlich erhob. Wutentbrannt blickte sie Steiner an und schrie: „Und wenn Sie hier mit einer ganzen Armee erscheinen, Steiner! Das ist der Wahnsinn! Wie viele Menschen wollen Sie noch opfern?“
Er hatte bereits die Maschinenpistole aufgenommen und prüfte das Magazin. „Sie sind die nächste, Sophia.“
„Es ist vorbei. Geben Sie auf“, erwiderte sie streng.
„Machen Sie sich nicht lächerlich. Oder sind Sie wirklich so naiv?“
„Ja, Sie haben Recht. Sie sind ein Psychopath.“
„Dann wissen Sie, dass für mich nur der Erfolg zählt“,
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