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Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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machen?«
    Wieder zuckte Rab die Schultern. »Jetzt bist du ja da.«
    Lucas wollte etwas erwidern, überlegte es sich dann aber anders; es hatte keinen Sinn, mit Rab zu streiten. Nicht jetzt. Stattdessen ging er in Richtung der Wolke, und Rab folgte ihm. »Erzähl mir was über die Spitzel«, sagte er.
    Rab sah ihn lange an. »Ich weiß nichts von irgendwelchen Spitzeln«, grunzte er. »Fliegen sind kein gutes Zeichen.«
    »Nein«, stimmte Lucas zu. Dann blieb er stehen und sah Rab in die Augen. »Du weißt nichts über die Spitzel? Bist du sicher?«
    Rab blickte ihn eine Weile an und zuckte dann die Achseln. »Kümmere dich um die Fliegen. Vielleicht fällt mir ja inzwischen was ein«, meinte er.
    Lucas wurde allmählich ungeduldig, aber schließlich beruhigte er sich wieder. Er wollte Clara nicht erschrecken. Außerdem hatten sie nicht viel Zeit und sie brauchten Informationen. Das bedeutete, er musste Rabs Spiel mitspielen und durfte nicht die Beherrschung verlieren.
    Schweigend gingen sie um Rabs Hütte herum und gelangten zu dem aufgeschütteten Pfad, der durch den Sumpf zum Osttor führte. Rab ging voraus, gefolgt von Lucas, und dahinter Clara. Obwohl Lucas hinsichtlich der Körpergröße gegenüber Rab im Vorteil war, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass er sich beeilen musste, um mit ihm Schritt zu halten. Je näher sie dem Tor kamen, desto lauter wurde das Summen. Es war fast unerträglich. Die Fliegen surrten um ihre Köpfe und das Geräusch war ohrenbetäubend. Der Gestank, der in der Luft lag, machte das Atmen schwer, und Lucas’ Nackenhaare stellten sich auf. Was auch immer die Fliegen angelockt hatte, es bedeutete nichts Gutes.
    Als sie sich dem Tor näherten, verlangsamten sie den Schritt. Rab wartete, bis Lucas zu ihm aufschloss. »Bereit?«, fragte Rab.
    Lucas warf einen Blick auf Clara und suchte dann den Horizont ab. »Du wartest hier«, sagte er.
    »Hier?«, fragte Clara erschrocken. »Nein. Ich komme mit. Sie haben es versprochen. Sie dürfen mich nicht allein lassen …«
    Lucas sah sie an. »In Ordnung«, lenkte er ein. »Aber wenn ich dir sage, dass du umkehren sollst, tust du das, okay?«
    Zögernd stimmte Clara zu. Lucas nickte und nahm den Schlüssel ab, den er wie alle anderen, die er konfisziert hatte, um den Hals trug. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und zog an dem schweren Tor, das sich mit einem lauten Rasseln langsam öffnete. Lucas zog wieder, um sie noch ein Stück weiter aufzumachen, dann trat er hindurch.
    Als sie sich dem Fliegenschwarm näherten, wurde der Gestank unerträglich. Clara wich mit vor Schreck geweiteten Augen zurück, und Lucas gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie bleiben sollte, wo sie war, während er und Rab weitergingen, bis sie mitten in dem Schwarm standen. Lucas beugte sich unwillkürlich vornüber, er bekam Magenkrämpfe, sank auf die Knie und übergab sich. Rab, der neben ihm stand, streckte die Hand aus und half ihm hoch. »So was hab ich mir schon gedacht«, meinte er schroff. Als Lucas wieder auf den Beinen stand, wanderte sein Blick in die Richtung, in die Rab durch den Fliegenschwarm hindurchschaute. Und da sah er sie. Eine verwesende Mädchenleiche.
    Lucas rannte hin. Ihre Gesichtszüge waren noch zu erkennen. Sie kam zweifellos aus der Stadt; ihre Kleidung stammte aus dem Tuchviertel, und ihre Schuhe entsprachen der aktuellen Mode. Sie hatte langes dunkles Haar, und ihr Körper, oder was davon übrig war, war stark und athletisch.
    Es war Gabrielle, eine der Verschwundenen.
    Lucas konnte sich einen Augenblick lang nicht bewegen, und er war nicht imstande, die Situation zu erfassen. Ihr Körper verrottete am Boden, ihr Schädel war eingedrückt, und ihr Mund stand offen, als würde sie schreien vor Schmerz. Lucas fühlte sich elend und er war wütend und verzweifelt.
    Er drehte sich um und sah nach Clara; die hockte auf dem Boden und starrte verständnislos zu ihnen herüber. Er hob die Hand, um sie auf sich aufmerksam zu machen, und bedeutete ihr, zurückzugehen. Er und Rab schritten auf den großen Haufen ein Stück entfernt von Gabrielle zu, und als sie näher kamen, merkte Lucas, dass Rab dasselbe dachte wie er, denn er verlangsamte den Schritt und wich instinktiv zurück. Der Geruch verriet ihm, was sie finden würden, noch bevor sie etwas sehen konnten. Obwohl Lucas versucht hatte, sich gegen den Anblick zu wappnen, blieb er dennoch wie angewurzelt stehen und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei aus

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