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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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Regierungskantine, wo sie für ihre Wertmarken einen Gemüseteller mit Brot und Käse bekam, sah sie ihn nicht, und sie sagte sich, dass alles tatsächlich ein Traum gewesen war. Raffy war nicht zu ihrem Haus gekommen; er hatte sich mit der Situation abgefunden und ging ihr aus dem Weg, um es leichter zu machen. Alles würde in Ordnung kommen.
    Doch sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte die Wahrheit nicht verdrängen. Raffy war in ihrem Zimmer gewesen und Lucas hatte es gesehen. Wenn Lucas es noch niemandem erzählt hatte, dann musste es dafür einen Grund geben. Sie hatte die Wut in seinen Augen gesehen. Sie hatte ihn betrogen. Sie hatte gegen die Gesetze der Stadt verstoßen und mit seinem Bruder Umgang gehabt. Egal was passieren würde, es würde nicht gut werden, und darauf zu warten, machte es nur noch schlimmer.
    »Abweichler! Willst wohl zu Hause etwas aushecken? In gefährlichen Gedanken schwelgen?«
    Evie sprang auf. Von hinten kamen Männer mit hasserfülltem Gesicht auf sie zugestürmt. Sie erstarrte. Sie wusste, dass sie kamen, um sie zu holen, dass irgendwie zwischen Arbeitsende und jetzt die Wahrheit herausgekommen war. Und jetzt wusste jeder, was sie für eine war.
    Doch während sie stocksteif dastand, rannten die Männer an ihr vorbei. Wie betäubt sah sie, wie die Männer auf ihr eigentliches Ziel losgingen, es umringten, blutrünstig und laut schreiend. Bevor sie ihn einkreisten, sah sie das Gesicht des Mannes und das Entsetzen in seinen Augen. Es war Mr Bridges, der vorige Woche auf D herabgestuft worden war, der Mann, vor dem der Bruder sie alle gewarnt hatte.
    Sie wollte weglaufen, doch sie konnte nicht; irgendetwas in ihr musste den Angriff miterleben, damit sie wusste, was ihr selbst bevorstand.
    »Nein«, rief Mr Bridges. »Es tut mir leid. Ich …«
    »Was?«, fiel einer der Männer ihm ins Wort. »Gar nichts tut dir leid. Du bist ein D. Du bist ein Abweichler.«
    »Du hast das Böse in die Stadt gebracht«, schrie ein anderer Mann, während sie Mr Bridges zu Boden stießen.
    »Du verdirbst unsere Familien«, brüllte ein anderer.
    Einer der schreienden Männer fing Evies Blick auf. Es war Mr Adams, der nur ein paar Häuser weiter von ihnen wohnte. Ein Jahr zuvor noch war er selbst ein D gewesen. Er wusste, wie das war. Er wusste es …
    Evie überquerte die Straße; sie konnte es nicht mehr mit ansehen. Ihr wurde übel. Sie musste gehen, weit weg.
    Mr Adams sah sie noch immer an. »Siehst du«, krähte er. »Sogar die junge Evie wechselt die Straßenseite, um dich zu meiden. Keiner will dich auch nur ansehen.«
    Evie zögerte. Wenn sie waghalsig wäre, so wie Raffy, dann würde sie Mr Bridges jetzt sagen, dass sie nicht seinetwegen die Straßenseite gewechselt hatte, sondern wegen seinen Peinigern. Aber sie war nicht mutig, sie hatte Angst. Solche Angriffe waren allgemein akzeptiert in der Stadt, ja sie wurden sogar befördert. Sie waren zwar nicht rechtens, aber die Polizeigarde schaute normalerweise weg, wenn ein D in Bedrängnis war. »Gewalt ist der falsche Weg«, sagte der Bruder und schüttelte traurig den Kopf, wenn er von so einem Vorfall erfuhr, »aber manchmal müssen wir dem Bösen auf seiner eigenen Ebene begegnen, wenn wir es zerstören wollen.«
    Also rannte Evie in die Bäckerei an der Ecke und tat so, als würde sie die Brotlaibe begutachten, damit sie nicht mitansehen musste, was vor sich ging, nicht daran beteiligt war.
    »Möchten Sie etwas?«, fragte die Frau hinter dem Tresen. »Wir haben heute wunderbares Fladenbrot, bloß drei Wertmarken pro Stück. Oder Vollkornbrot, falls Sie so etwas mögen. Vier Wertmarken, leider, weil das Mehl teurer ist. Dafür sind die Laibe ziemlich groß, sehen Sie?« Sie hielt einen in die Höhe und Evie starrte verständnislos darauf. Sie konnte jetzt nicht an Brot denken, nicht an Essen; sie konnte nur daran denken, was wohl mit Mr Bridges geschehen würde und früher oder später auch mit ihr.
    »Ich … ich weiß nicht«, antwortete sie. »Ich muss meine Mutter fragen …«
    »Da haben Sie recht.« Die Frau zuckte etwas enttäuscht die Schultern. Dann spähte sie durchs Schaufenster hinaus auf die Attacke gegen Mr Bridges. »Schreckliche Sache«, murmelte sie. »Man sieht’s den Leuten einfach nicht an, was? Da meint man, man kennt die Leute, und dabei sind es Abweichler, die uns ins Verderben reißen wollen. Jeden Tag hat er hier Brot gekauft. Hätte nie gedacht, dass er ein … na ja, Sie wissen schon … einer von denen

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