Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Beifahrersitz saß ein junger malaiischer Polizist, der zu unserem Schutz abgestellt war. Als wir an einem Reisfeld vorbeikamen, sah ich, wie mehrere Bauern mit großen Strohhüten sich mit einem Mann unterhielten, der ein Fahrrad dabeihatte. Es ging zwar alles ganz schnell, aber ich bin mir sicher, dass der Mann mit dem Fahrrad Ah Kit war. Und das fand ich beängstigend.«
»Sind Sie sicher, dass es Ah Kit war? Könnten Sie sich nicht geirrt haben?«
»Nein, Bill, es war hundertprozentig Ah Kit!«, rief Margaret aus. »Der neue Fahrer sagte mir, dass er oft in der Gegend ist, mit den Dorfbewohnern redet, ihnen Fragen stellt und ihnen hilft. Bill, diese Kommunisten haben Hamid umgebracht, und um ein Haar auch mich und die Kinder. Sie werden immer dreister«, ereiferte sie sich.
Bill erschrak über Margarets Ausbruch, doch in Anbetracht der Umstände war ihr Zorn auf die Kommunisten wohl verständlich. Zumindest war Philip in England in Sicherheit. Wie ihm sowohl Margaret als auch Roland versichert hatten, fühlte sich Philip auf der Schule, wo er unter gleichaltrigen Jungen war, sehr wohl. Margaret klagte allerdings, dass er ihr fehle.
»Ich würde mir so wünschen, dass er über die Ferien nach Hause kommt, aber Roland meint, es sei zurzeit zu gefährlich. Tja, er hat wohl recht. Nun besucht er eben Rolands Mutter oder die Leute in Schottland, die er im Kriegsgefangenenlager kennengelernt hat.«
»Haben Sie schon mal daran gedacht, für eine Weile fortzugehen?«, schlug Bill vor. »Sie könnten mit Caroline zu Ihren Eltern gehen, und in Australien müssten Sie sich nicht solche Sorgen machen.«
»Das hat Roland auch vorgeschlagen«, meinte Margaret unbestimmt.
»Sind Sie denn hier glücklich?«, fragte Bill.
Margaret zögerte und wandte den Blick ab. »Manchmal vermisse ich meine australische Heimat. Seit dem Krieg ist hier nichts mehr, wie es war. Viele unserer Freunde sind fort, und wir kommen nicht mehr viel herum. Ich frage mich, wie lange dieser Guerillakrieg noch weitergehen soll? Zu gewinnen ist er ja anscheinend nicht.«
»Wie verbringen Sie denn so Ihre Zeit?«, fragte Bill, denn Margaret schien ihm einsam zu sein.
»Ich kümmere mich darum, dass die Gärtner ihre Arbeit anständig erledigen.«
»Das ist mir schon aufgefallen. Die Gartenanlagen sehen großartig aus«, sagte Bill.
»Ich würde gern mehr herumreisen, aber es ist gefährlich, da hilft es wenig, dass mich immer ein Polizist begleitet. Alle paar Wochen treffe ich meine Freundinnen in Ipoh, und nach Slim River ist es ja auch nicht allzu weit. Übrigens, morgen fahre ich wieder hin und erledige ein paar Einkäufe.«
»Vielleicht können Sie und Roland ja mal verreisen, wenn sich die Lage entspannt hat«, versuchte Bill sie zu trösten, auch wenn er bezweifelte, dass das so bald der Fall sein würde. Margaret tat ihm leid. Die gegenwärtige Lage war zwar für alle schwierig, aber am schlimmsten traf es die Leute auf den abgelegenen Plantagen.
Als Margaret am nächsten Tag von ihrer Fahrt nach Slim River zurückkehrte, waren ihre Wangen gerötet, und sie wirkte aufgekratzt, ja beinahe erregt. Sie stapfte schnurstracks auf die Veranda, wo Roland und Bill saßen, und rief Ho zu, er solle ihr einen Drink bringen. Erst verspätet fiel ihr ein zu fragen: »Störe ich?«
Roland und Bill sprangen auf, als sie sich in den Rattansessel fallen ließ.
»Du siehst arg mitgenommen aus, meine Liebe. War viel los heute?«, erkundigte sich Roland besorgt.
Margaret klappte den Sandelholzfächer auf, den sie immer bei sich trug, und fächelte sich Luft zu. »Für so eine kleine Stadt war heute eine Menge los«, begann sie. Und nachdem Ho ihr einen Gin Tonic hingestellt und sie einen Schluck genommen hatte, fuhr sie fort: »Ich habe mich mit Anne Farquar in Slim River getroffen, und sie hat eine Freundin mitgebracht, Shirley Fielding, die gerade bei ihr wohnt. Shirley war noch ganz erschüttert. Ihr Mann leitet ein Gut im Norden, und das wurde vor einer Woche in Brand gesteckt. Natürlich die Kommunisten.«
»Ich kenne Thomas Fielding«, bemerkte Bill.
Ohne auf seinen Einwurf einzugehen, fuhr Margaret fort: »In den kleinen Läden und auf dem Basar war es ganz vergnüglich, dann wollte Anne Farquar unbedingt, dass wir noch auf einen dieser übelriechenden Märkte gehen. Anschließend waren wir zum Lunch im Tip Top Tea House.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Longdrink, während die Männer höflich warteten, dass sie fortfuhr. »Mein Fahrer und
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