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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Vera vor ein paar Jahren gestorben ist, bin ich hierher gezogen. Unsere Kinder leben überall verstreut in Australien, aber sie kommen mich gern besuchen. Sind gute Kinder.«
    »Sie sind nicht in Malaya geblieben?«, fragte Julie.
    »Nur noch für eine Weile. Nach dem Krieg bin ich zurückgekehrt. Habe mich gefreut, Roland wieder zu treffen. Ich nahm meine Arbeit im Staatsdienst wieder auf, aber als das Land unabhängig wurde, war dort für mich kein Platz mehr. Also ging ich zurück nach Großbritannien, wo ich mich aber auch nicht heimisch fühlte. Dieses verdammte kalte Wetter war nichts für mich. Damals war ich schon mit Vera verheiratet, und wir beschlossen, nach Australien auszuwandern.« Er hielt inne und fragte dann lachend: »Sie sind wahrscheinlich zu jung, um den Begriff ›Ten Pound Pom‹ noch zu kennen?«
    »Doch, den kenne ich. Nach dem Krieg konnten britische Bürger für zehn Pfund nach Australien auswandern, was noch bis in die siebziger Jahre galt, glaube ich. Freunde meiner Eltern haben das auch gemacht.«
    »Manche haben sich nicht eingewöhnen können und sind zurückgekehrt, aber die meisten sind geblieben, wie auch Vera und ich.«
    »Warum Goondiwindi?«, fragte Julie. »Das ist für einen Engländer ja nicht gerade das Naheliegendste.«
    »Ein glücklicher Zufall., Nach meiner Ankunft in Australien stieß ich auf eine Stellenanzeige der Bezirksverwaltung von Gundy. In Malaya hatte ich ja schon in der Kolonialverwaltung gearbeitet Ich habe mich beworben, die Stelle bekommen und bin hingezogen. War von Anfang an begeistert von der Gegend. Hier sind meine Kinder aufgewachsen, und ich wollte nie woandershin. Wann, haben Sie gesagt, wollten Sie mich besuchen?«
    »Nächsten Freitag, wenn Ihnen das recht ist. Meine Mutter und ich machen uns ein langes Wochenende. Kann ich Ihnen etwas mitbringen? Dürfen Sie Bier trinken?«
    »Natürlich. Aber ich sag Ihnen was, junge Dame: Ich hätte auch nichts gegen einen ordentlichen Schluck Rotwein.«
    »Alles klar. Dann sehen wir uns Ende der Woche«, sagte Julie.

    Am nächsten Freitag reisten Julie und Caroline nach Goondiwindi. Es war ein typisch australisches Provinzstädtchen. Auf der breiten Hauptstraße mit dem palmenbestandenen Mittelstreifen passierten sie das klassisch anmutende Victoria Hotel mit dem schmiedeeisernen Fassadendekor und die Statue des prächtigen Rennpferds Gunsynd, das in den siebziger Jahren das Aushängeschild der Stadt gewesen war. Unweit des Macintyre River entdeckten sie Bills Seniorenwohnanlage und stellten den Wagen vor dem Empfangsbereich ab.
    »Sind Sie mit Bill befreundet?«, fragte eine Dame von der Heimverwaltung, während sie die beiden zu seinem Appartement führte. »Er bekommt immer wieder Besuch, weil er so lang in Gundy gelebt hat, aber nicht mehr so häufig wie früher. Tja, die Leute werden auch älter. Seine Angehörigen schauen auch nur alle paar Monate vorbei, da wird er sich jetzt bestimmt freuen.«
    »Wir werden ihn nicht zu sehr in Anspruch nehmen«, versprach Julie.
    »Oh, Bill ist ein rüstiges altes Schlachtross«, meinte die Frau. »Er spielt zweimal die Woche Bridge und macht jeden Tag einen Spaziergang im Garten. Ich wüsste zu gern, wie er das alles schafft.«
    »Er hat uns um eine Flasche Rotwein gebeten. Ist das in Ordnung?«, fragte Caroline.
    »Klar. Bill raucht nicht, aber er genehmigt sich gern mal ein Gläschen. Hier ist sein Zimmer, Nummer sechs. Drinnen ist auch eine Glocke für Notfälle.«
    Sie hörten ein Schlurfen, dann rief Bill hinaus: »Die Tür ist offen.«
    Als sie öffneten, stand vor ihnen ein munterer, lächelnder alter Herr mit schütterem weißem Haar auf der rosafarbenen Kopfhaut, hellblauen Augen, einem silbrigen Schnauzer und einer zwar nicht mehr straffen, doch kaum faltigen Gesichtshaut. Seine Haltung war aufrecht, auch wenn er einen Gehstock zu Hilfe nehmen musste. Freundlich blickte er die beiden Frauen an und streckte ihnen die Hand entgegen.
    »Willkommen, die Damen, in meinem bescheidenen Domizil. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns draußen in die Sonne setzen?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich bin Julie, das ist meine Mutter Caroline.«
    »Ja, ich erinnere mich an Sie, Caroline. Als ich Sie zuletzt gesehen habe, waren Sie noch ein kleines Mädchen. Und ein richtiges Energiebündel, das weiß ich noch gut. Sie haben Ihre Amah immer ordentlich auf Trab gehalten«, sagte er glucksend. »Ich kann uns Tee oder Kaffee machen und habe auch ein paar Sandwichs bestellt.« Bill

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