Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
du kannst mir nicht verzeihen? Du solltest mir dankbar sein!«, fauchte Margaret. »Ein Kommunist weniger, der uns Ärger macht, unser Haus in Brand steckt, unsere Kinder umbringt. Ganz ehrlich, Roland, ich finde deine Einstellung schockierend.«
»Und ich deine! Du bist so ichbezogen. Alles dreht sich immer nur um dich, Margaret. Ich weiß, zurzeit ist es schwierig, aber ich tue mein Bestes, um für dein Wohlergehen zu sorgen, dich glücklich zu machen und auf deine Wünsche einzugehen, aber es scheint dir nie zu genügen.«
»Ich finde, Roland, dass du dich mehr um deine verdammten Bäume kümmerst als um mich! Auch ich hatte es im Krieg nicht leicht, aber du machst nur ein großes Theater um Bette. Ich wette, du hast sie sogar ermutigt, sich mit diesem stinkreichen Tony Tsang einzulassen, nur um mich zu ärgern!«, schrie Margaret.
»Du wirst hysterisch, und das ist lächerlich. Ich habe keinen Einfluss auf Bettes Entscheidungen. Außerdem solltest du Bette dankbar dafür sein, dass sie sich in diesem Lager um Philip gekümmert hat, aber stattdessen drehst du ihr heldenhaftes Verhalten so hin, als wollte sie dir deinen Sohn abspenstig machen. Es kommt mir vor, als könntest du deiner Schwester nicht verzeihen, dass sie unserem Sohn das Leben gerettet hat.«
Einen Moment lang herrschte Stille, dann erhob sich Margarets zornerfüllte Stimme. »Ich will nicht länger unter demselben Dach mit dir leben, Roland. Mir scheint es das Beste, wenn ich nach Australien zurückkehre, dann kannst du dich ausgiebig um deine kostbare Plantage kümmern! Und Caroline nehme ich mit, damit deine kommunistischen Freunde ihr nichts antun können.«
Nach einer neuerlichen Pause sagte Roland in resigniertem Ton. »Sie sind nicht meine Freunde, aber es ist vielleicht keine schlechte Idee in Anbetracht der heiklen Sicherheitslage, die wir jetzt nach Ah Kits Tod haben. Und es wird niemanden überraschen, wenn du zu deiner Familie ins sichere Australien fährst.«
»Das ist nicht der Grund, warum ich fortgehe«, sagte Margaret dumpf.
»Ich weiß.«
Langsam ging Roland zur Veranda zurück, wo Bill noch immer saß. »Du hast alles mitbekommen, nehme ich an?«, sagte er, als er in den Sessel sank.
Bill nickte. »Ist vielleicht für den Moment das Beste.«
»Nicht nur für den Moment. Sie wird nicht zurückkommen. Und ich werde ihr nicht nachlaufen. Schon seit ihrer Rückkehr 1946 hat sie sich auf Utopia nicht mehr heimisch gefühlt.«
»Das wird wieder, alter Junge«, meinte Bill verlegen.
An dem Morgen, als Margaret und Caroline die Plantage verließen, herrschte noch keine sengende Hitze, aber der Himmel war blau und klar. Eine Brise fuhr durch den Garten und ließ Frangipani- und Bougainvillea-Blüten zu Boden regnen. Später kehrte der Gärtner sie mit seinem Reisigbesen zusammen und schaufelte sie in einen großen Bambuskorb. Margaret hatte immer Wert darauf gelegt, dass die gekieste Auffahrt saubergespritzt, die Erde in den Rabatten und die unbefestigte Straße zum Tor geebnet und in geraden Linien gerecht und der Rasen nicht mit Blättern oder Blüten verschandelt war. Ihr perfekter Garten würde weiter bestehen, auch ohne sie.
Es kostete einige Mühe, ihr Reisegepäck im Wagen zu verstauen, obwohl man die großen Koffer bereits vorausgeschickt hatte. Margarets und Rolands Abschied verlief sachlich und emotionslos, auch wenn man den Eindruck gewinnen konnte, dass Roland seine Frau inniger umarmte als sonst und einen Moment verweilte, um sich die Erinnerung an ihren weichen Körper, den Duft ihres Haars und ihre Vertrautheit einzuprägen. Allerdings schien Margaret nichts davon zu bemerken.
Roland wirbelte seine Tochter durch die Luft, aber die Kleine konnte es kaum erwarten, sich ins Auto zu setzen und in ihrem besten Kleid zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Im Fond des Wagens kurbelte Margaret das Seitenfenster herunter und winkte den Bediensteten, die am Eingang versammelt waren, ein letztes Mal zu. Dann berührte Roland ihre Fingerspitzen.
»Gute Reise.«
»Danke, Roland.«
»Sei brav zu deiner Mutter, Caroline.«
Er blieb in der Auffahrt stehen, bis der Wagen außer Sichtweite war, dann drehte er sich langsam um und ging die Stufen zum Haus hinauf.
»Und Roland blieb unerschütterlich. Soweit ich weiß, hat er nie versucht, Margaret zur Rückkehr nach Utopia zu überreden«, schloss Bill.
»Wissen Sie, warum sie sich nicht haben scheiden lassen?«, fragte Julie.
»Ich vermute, Margaret hat nie die Scheidung
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