Das Leuchten des Himmels
oder ein Geräusch aufgewacht ist. Aber die Zeit würde sich in etwa mit der von Pierre angegebenen decken. Sie sagt, sie habe auf die Uhr gesehen, als sie aufstand, um das Baby zu holen, und es sei etwa zwanzig nach zwölf gewesen.«
»Wo befinden sich diese beiden Häuser in Bezug zum hinteren Büro von The Lunatic ?« Nate deutete auf die Tafel, die er sich im
Corner Store besorgt und an die Wand gehängt hatte. »Zeichnen Sie es für mich auf, Otto.«
»Das mache ich.« Peach war schon auf den Beinen. »Keiner der beiden ist in der Lage, eine Zeichnung anzufertigen.«
»Danke, Peach. Konnten Sie außer diesen beiden sonst noch jemanden finden, der was gehört hat?«
»Das war’s«, bestätigte Otto. »Ansonsten gibt es da noch Hans Finkle, der meinte, sein Hund habe nachts irgendwann gebellt, aber er warf nur einen Stiefel nach ihm und sah nicht auf die Uhr. Tatsache ist, die meisten Leute hier achten nicht darauf, wenn sie einen Schuss hören.«
»Weiß jemand von Ihnen, ob Max in letzter Zeit Streit mit jemandem hatte?«
Weil alle darauf mit nein antworteten, schaute Nate auf die Tafel. Peach nahm ihn wörtlich, wie er bemerkte. Anstatt einfach ein Diagramm zu malen, skizzierte sie eifrig Gebäude, fügte Bäume hinzu. Selbst die Silhouette der Berge war im Hintergrund zu erkennen.
»Nate?« Otto rutschte auf seinem Stuhl. »Nicht dass ich Sie kritisieren möchte, aber für einen Selbstmord finde ich das ziemlich viel offizielles Aufhebens, zumal die Staatspolizei die Leiche hat und für die Klärung des Falls zuständig ist.«
»Mag sein.« Er öffnete eine Akte. »Was in diesem Raum hier gesagt wird, bleibt unter uns, bis ich etwas anderes sage, verstanden? Dies hier war auf Max’ Computer geschrieben.« Er las die Notiz vor, darauf folgte entsetztes Schweigen. »Irgendwelche Kommentare?«
»Das kann nicht sein.« Peach sprach ganz leise, die Kreide noch in der Hand. »Ich weiß, dass ich nichts weiter als eine begnadete Sekretärin bin, aber das kann nicht sein.«
»Warum?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Max jemandem etwas angetan hat, nicht in meinen wildesten Träumen. Und, soweit ich mich erinnere, hat er Pat bewundert, es war sogar eine Art Heldenverehrung.«
»Ist das so? Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, behaupteten, sie hätten einander kaum gekannt.«
»Das stimmt, und ich will damit auch nicht sagen, sie seien dicke Freunde gewesen, aber Pat wusste mit ihm umzugehen. Er sah gut aus und konnte sehr charmant sein, wenn er wollte – und das war meist der Fall. Er spielte Gitarre, fuhr ein Motorrad, bestieg Berge und verschwand tagelang in der Wildnis, wenn ihm danach war. Und er hatte die verführerischste Frau zu Hause, die ihm das Bett wärmte. Außerdem noch diese hübsche, kleine Tochter, die ihn vergötterte.«
Sie legte die Kreide beiseite und wischte sich den Staub von ihren Händen. »Und er scherte sich einen Dreck um die Meinung anderer. Zudem konnte er schreiben. Ich weiß, dass Max ihn dazu überreden wollte, für die Zeitung zu schreiben – Abenteuergeschichten. Das weiß ich, weil Carrie es mir erzählt hat. Zwischen ihr und Max wurde es gerade ernst, und sie war ein wenig in Sorge, weil Pat so ein Draufgänger war.«
Als Nate ihr ein Zeichen gab, fortzufahren, trat sie an den Schreibtisch und schenkte sich Kaffee ein. »Ich erlebte mit meinem dritten Mann gerade die letzten Zuckungen dieses Teufelskreises. Also fand sie in mir eine einfühlsame Zuhörerin und zeigte sich auch mir gegenüber mitfühlend. Wir sprachen in diesen Tagen viel miteinander. Sie hatte Angst, Pat könnte Max dazu überreden, was Verrücktes zu unternehmen. Sie meinte, für Max sei Pat der Inbegriff von Alaska gewesen. Auf großem Fuß leben, so leben, wie es einem gefällt und sich über alles hinwegsetzen, was sich einem in den Weg stellt.«
»Manchmal wird aus Bewunderung Neid. Manchmal ist Neid tödlich.«
»Schon möglich.« Abwesend nahm Peach sich einen Keks und knabberte daran. »Aber mir fällt es schwer, das so zu sehen. Ich weiß, dass Sie sagten, dies hier bleibt unter uns, aber Carrie braucht jetzt Freunde. Ich möchte zu ihr gehen.«
»Das ist in Ordnung, aber was wir hier besprechen, behalten Sie für sich.« Er stand auf und ging an die Tafel.
Sie hatte die Straße gezeichnet, die hinter der Zeitung verläuft, hatte sogar das Straßenschild eingezeichnet und mit Moose Lane beschriftet. Das Letreck-Haus bestand überwiegend aus Garage, wie ihm jetzt wieder
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