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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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immer, er wusste, wie schmerzhaft es war, wieder zurückzukommen. Wie sehr es brannte, wenn all die abgestorbenen Empfindungen und Gefühle sich unter mühsamen Verrenkungen ihren Weg zurück ins Leben bahnten. Und er wusste, dass sie ihm so viel bedeutete, dass er alles tun würde, um ihr das zu ersparen.
    Und noch etwas. Er konnte sich das eingestehen, als er allein dahinfuhr, das Schweigen nur gebrochen vom Rattern der Heizung. Er brauchte ihr Wissen, ihre Erinnerungen an ihren Vater, um die Lücken in dem Bild zu schließen, das er entwarf.
    Weil er die Arbeit brauchte, das Kopfschmerzen hervorrufende, erschöpfende, frustrierende Durcheinander der Polizeiarbeit. Schmerzhaft spannten sich die Muskeln wieder an. Er wollte diesen Schmerz. Brauchte ihn. Ohne ihn hatte er Sorge, große Sorge, dass er wieder leise zurück in die Taubheit gleiten würde.
    In ihrem Haus brannten die Lichter, aber ihr Flugzeug war nicht da. Er erkannte den Lieferwagen vor ihrem Haus als den von Jacob. Ihn packte die Unruhe, als er aus dem Wagen stieg.
    Die Haustür ging auf. Er sah Jacob in einem Strom aus Licht stehen, kurz bevor die Hunde ins Freie stoben. Über ihre lärmende Begrüßung hinweg rief er: »Meg?«
    »Hat einen Job angenommen. Sie kampiert diese Nacht mit der Jagdgesellschaft, die sie rausgeflogen hat, draußen in der Wildnis.«
    »Ist das so üblich?«, erkundigte sich Nate, als er die Veranda erreichte.
    »Ja. Ich bin hergekommen, um mich um ihre Hunde zu kümmern und den Heizungsblock in ihrem Wagen zu überprüfen. Auch das ist üblich.«
    »Dann hat sie Sie angerufen?«
    »Sie hat mich angefunkt. Es ist Auflauf da, falls Sie Hunger haben.«
    »Hätte nichts dagegen.«
    Jacob ging zurück in die Küche und überließ es Nate, die Tür zu
schließen. Das Radio war an, auf Lunacy eingestellt. Der DJ kündigte ein paar Songs von Buffy Saint Marie an, als Nate seinen Mantel über eine Sessellehne warf.
    »Sie hatten bestimmt einen langen Tag«, meinte Jacob, als er den Auflauf auf den Teller löffelte.
    »Dann haben Sie es schon gehört.«
    »Nichts bewegt sich rascher fort als schlimme Neuigkeiten. Ein selbstsüchtiger letzter Akt, sich so brutal das Leben zu nehmen und seiner Frau zuzumuten, die leere Hülle zu finden. Der Auflauf ist heiß, das Brot ist gut.«
    »Danke.« Nate setzte sich. »War Max denn ein selbstsüchtiger Mensch?«
    »Das sind wir doch alle, besonders dann, wenn wir verzweifelt sind.«
    »Verzweiflung ist was Persönliches und nicht notwendigerweise mit Selbstsucht gleichzusetzen. Können Sie sich noch daran erinnern, als Max herkam, um mit der Zeitung anzufangen?«
    »Er war jung und Feuer und Flamme. Hartnäckig«, fügte Jacob hinzu und schenkte ihnen beiden Kaffee ein.
    »Er kam ganz allein hierher.«
    »Das tun viele.«
    »Aber er hat sich Freunde gemacht.«
    »Das tun einige«, erwiderte Jacob mit einem Lächeln. »Ich gehörte nicht gerade dazu, aber Feinde waren wir auch nicht. Carrie machte ihm den Hof. Sie nahm ihn ins Visier und verfolgte ihn. Er war weder gut aussehend noch reich oder eine Leuchte des Geistes, aber sie sah etwas in ihm und wollte es. Frauen sehen oft etwas, das nicht offenkundig ist.«
    »Männerfreunde?«
    Jacob zog seine Brauen hoch, als er langsam seinen Kaffee schlürfte. »Er kam offenbar mit vielen gut zurecht.«
    »Ich habe gehört, dass er auch in die Berge ging. Haben Sie ihn je hochgebracht?«
    »Ja. Sommerbesteigungen des Denali und des Deborah, wenn ich mich recht erinnere, im ersten Jahr, als er herkam. Er war ein ganz anständiger Bergsteiger. Und ein oder zwei Mal flog ich ihn zusammen mit anderen zum Jagen in die Wildnis – obwohl er
selbst kein Jäger war. Er machte sich Notizen oder fotografierte. Ich flog ihn und Carrie beide Male nach Anchorage, als sie mit ihren Kindern in die Wehen kam. Warum?«
    »Weil ich neugierig bin. Ist er auch mit Galloway bergsteigen gegangen?«
    »Gemeinsam habe ich sie nie mitgenommen.« Jacobs Augen waren jetzt sehr konzentriert. »Wäre das von Bedeutung?«
    »Neugier, nichts weiter. Und da ich nun mal neugierig bin, würden Sie sagen, dass Patrick Galloway ein selbstsüchtiger Mensch war?«
    »Ja.«
    »Einfach nur ja?«, sagte Nate nach einem Moment. »Und keine Qualifikationen?«
    Jacob trank unbeirrt seinen Kaffee. »Nach Qualifikationen haben Sie nicht gefragt.«
    »Wie würden Sie ihn als Ehemann, als Vater einschätzen?«
    »Er war bestenfalls ein schlechter Ehemann.« Jacob trank seinen Kaffee aus und ging zur

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