Das Leuchten des Himmels
Hantelraum weg. Am Morgen, der Schnee rieselte nur noch schwach, fuhr er zurück nach Lunacy und zu seinem Job.
Sie hatte keinen Kontakt zu ihm aufgenommen, und das mit Absicht. Unüberlegt, wie Meg sich eingestehen musste, als sie am Flughafen von Anchorage ins Taxi stieg. Wahrscheinlich hatte er sich Sorgen um sie gemacht. Denn wenn sie ihn richtig einschätzte, gehörte er sicherlich zu den Männern, die sich von Natur aus Sorgen um eine Frau machten. Bestimmt war er verletzt und sicherlich auch wütend, aber auch das war von ihrer Seite so geplant.
Dieser Mann hatte ihr eine Himmelangst gemacht.
Dieser Blick, als er zusah, wie sie in ihr Flugzeug stieg. Aber vor allem das Gefühl, das dieser Blick in ihr ausgelöst hatte.
Sie suchte nicht nach dieser Art von Tiefe und Gefühl und Kontakt . Warum zum Teufel konnten die Leute nicht einfach guten, schlichten Sex genießen, ohne mit... was immer zu vermurksen. Loyalität war das eine, und dazu war sie auch bereit, solange das Blut kochte. Sie war nicht wie ihre Mutter, die sich mit jedem im Bett wälzte, der vorbeikam. Aber sie war auch nicht die Frau, die langfristig Heim und Herd teilen wollte.
Aber ihm kam es darauf an, und das hatte sie von Anfang an gewusst. Schon beim ersten Mal, als sie in diese traurigen, verwundeten Augen geschaut hatte, war ihr klar gewesen, was dahinter steckte. Doch sie hatte nicht das Recht, mit einem Mann zu schlafen, der mehr als Sex wollte oder erwartete.
War ihr Leben nicht auch so schon kompliziert genug, ohne sich verpflichtet zu fühlen, sich einem anderen anzupassen? Einem Mann, um Himmels willen.
Es war klug gewesen, die Extrajobs anzunehmen, und sie liebte es, gut bei Kasse zu sein. Noch klüger war es jedoch gewesen, sich von ihm fern zu halten und Lunacy ein paar Tage zu meiden. Um wieder normal zu werden.
Und für das, was sie jetzt vorhatte, musste sie alle Sinne beieinander haben.
Mit Nate hatte sie sich nicht in Verbindung gesetzt, wohl aber mit Coben.
Die Leiche war geborgen und in die Pathologie nach Anchorage gebracht worden.
Zurzeit war sie auf dem Weg dorthin, um ihren Vater zu identifizieren.
Allein. Wieder von ihr so geplant. Fast seit sie denken konnte, hatte sie ihr Leben allein gelebt, sich allein um ihre Angelegenheiten gekümmert.
Und sie hatte nicht die Absicht, das jetzt zu ändern.
Wenn das im Leichenschauhaus ihr Vater war – und vom Bauch her wusste sie, dass er es war -, dann unterstand er ihrer Verantwortung, war er ihr Kummer und auf seltsame Weise auch ihre Befreiung. Das würde sie nicht teilen, auch nicht mit Jacob. Der einzige Mensch, den sie ohne Einschränkung liebte.
Es war eine Formalität, eher sogar eine Gefälligkeit. Das hatte Coben ihr auf seine kühle und höfliche Art zu verstehen gegeben. Patrick Galloway hatte eine Akte, und seine Fingerabdrücke waren bekannt. Offiziell war er bereits identifiziert worden.
Aber als seine nächste Verwandte war es ihr erlaubt, ihn zu sehen, seine Identität zu bestätigen, die Papiere zu unterschreiben und ihre Erklärung abzugeben. Alles abzuwickeln.
Als sie ankam, zahlte sie das Taxi. Wappnete sich.
Coben wartete schon auf sie.
»Ms Galloway.«
»Sergeant.« Sie schüttelte ihm die Hand, seine war kühl und trocken.
»Ich weiß, wie schwierig das ist, und möchte Ihnen danken, dass Sie gekommen sind.«
»Was muss ich tun?«
»Ein bisschen Papierkram, die Formalitäten, die erledigt werden müssen. Wir werden uns aufs Nötigste beschränken und so schnell wie möglich über die Bühne bringen.«
Er legte ihr ein Papier nach dem anderen vor. Sie unterschrieb, wo sie unterzeichnen musste, nahm ihren Besuchersticker entgegen und heftete ihn sich an die Bluse.
Als er sie einen breiten weißen Korridor hinunterführte, versuchte sie, an nichts zu denken und die undefinierbaren, aber penetranten Gerüche zu verdrängen, die in der Luft hingen.
Er führte sie in einen kleinen Raum mit ein paar Stühlen und einem an der Wand montierten Fernsehgerät. Es gab ein Fenster, vor dem eine Jalousie angebracht war. Sie nahm allen Mut zusammen und ging darauf zu.
»Ms Galloway.« Er tippte sie leicht auf die Schulter. »Wenn Sie bitte auf den Monitor schauen möchten.«
»Monitor?« Verwirrt drehte sie sich um und starrte auf den nichts sagenden grauen Bildschirm. »Auf den Fernseher? Haben Sie vor, ihn mir auf dem Fernseher zu zeigen? Mein Gott, finden Sie das nicht gruseliger, als mich einfach...«
»So wird das gemacht. Es ist am
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