Das Leuchten des Himmels
habe.«
»Sie haben so eine katzenhafte Freundlichkeit«, stellte sie nach einiger Überlegung fest. »Machen Sie sich Sorgen um Meg?«
»Ich frage mich einfach, was jemand da draußen herumzuschnüffeln hatte, mehr nicht.«
»Sie wird Ihnen natürlich sagen, dass sie für sich selbst sorgen kann und immer konnte. Aber ich bin der Meinung, es schadet nie, wenn eine Frau einen guten Mann hat, der sich um sie kümmert. Die Menschen hier, die tun einander nichts. Ja, gut, hier und da mal ein Kampf oder eine Verleumdung, was wollen Sie. Aber es ist ein Ort, an dem man sich sicher fühlen kann, und wo man weiß, dass einem jemand hilft, wenn man in Schwierigkeiten steckt.«
Sie zog einen Stift aus ihrem Haarknoten und spielte damit.
»Und jetzt passiert so was, und da fragt man sich natürlich, ob dieses Gefühl der Sicherheit nicht eine Illusion ist. Die Menschen regen sich auf. Sie bekommen Angst und sehen Gespenster.«
»Und viele dieser Leute sind bewaffnet und bereit, ihren Besitz zu verteidigen.«
»Und ein bisschen verrückt dazu«, fügte sie kopfnickend hinzu. »Sie werden vorsichtig sein müssen.«
»Wem hätte Max genügend Vertrauen entgegengebracht, damit er so nah an ihn herankommen konnte, Peach? Nah genug, um ihm eine Kugel in den Kopf zu schießen?«
Sie spielte weiter mit dem Stift und steckte ihn dann entschlossen zurück in ihren Haarknoten. »Sie lassen es also nicht auf dem Selbstmord beruhen.«
»Ich lasse es nicht auf dem beruhen, was es nicht ist.«
Sie seufzte, zweimal. »Mir fällt keiner ein, dem er nicht vertraut hätte. Dasselbe gilt für mich und für so gut wie jeden hier in Lunacy. Wir sind eine Gemeinschaft. Mögen wir auch streiten und uns uneins sein und hin und wieder auf den Tisch hauen, sind wir doch eine Gemeinschaft. Und das kommt gleich nach der Familie.«
»Formulieren wir es anders. Mit wem wäre Max abgestiegen, als Galloway vermisst wurde, dem er auch heute noch vertrauen würde?«
»Allmächtiger Gott.« Während sie ihn anstarrte, presste sie eine Hand aufs Herz. »Sie machen mir aber Angst. Mit dieser Formulierung fordern Sie mich ja mehr oder weniger auf, darüber nachzudenken, welcher meiner Verwandten, meiner Freunde ein kaltblütiger Mörder sein könnte.«
»Ob er kaltblütig war, weiß ich nicht.«
Aber du bist es, wurde ihr schlagartig klar. Wenn es drauf ankommt, bist du es. »Bing, Jacob, Harry oder Deb. Gütiger Gott. Ach ja, Hopp oder Ed, obwohl Hopp nie besonders wild aufs Bergsteigen war. Mackie. Drunk Mike, wenn er nüchtern genug war. Selbst der Professor stieg ein paar Mal hoch – kurze Sommertouren, soweit ich mich erinnere.«
»John hatte immer was übrig für Charlene.«
»Du liebe Zeit, Nate.«
»Ich verschaffe mir nur einen Überblick, Peach.«
»Vermutlich schon. Jedenfalls solange ich mich erinnern kann. Aber sie hat keinen Blick an ihn verschwendet – genauso wenig wie sie an andere Männer einen Blick verschwendet hat, solange sie mit Pat zusammen war. Dann heiratete sie Karl Hidel, etwa sechs Monate nach Pats Verschwinden. Alle wussten, auch der alte Hidel, dass sie ihn wegen seines Geldes und wegen The Lodge heiratete, aber sie war gut zu ihm.«
»Okay.«
Ihr Blick fiel auf die Tafel, kehrte dann wieder zurück. »Wie soll ich diese Menschen denn von jetzt an betrachten?«
»Das ist der Nachteil, wenn man Polizist ist.«
Sie sah ihn etwas verwirrt an und ärgerte sich wohl, als Polizistin bezeichnet zu werden. »Vermutlich ist das so.« Sie stand auf und stellte sich mit ihrem roten Pullover, den am Saum pinkfarbene Valentinsherzen schmückten, vor ihn. »Eins möchte ich Ihnen noch sagen, nämlich dass ich Meg mag. Ich empfinde große Zuneigung und Respekt für sie. Aber ich empfinde auch große Zuneigung und Respekt für Sie und kann nur hoffen, dass sie Ihnen nicht das Herz bricht.«
»Ich werde es mir merken.«
Er wartete, bis sie gegangen war, dann drehte er sich in seinem Stuhl herum und starrte hinaus auf den Schnee. Vor ein paar Wochen hätte er nicht gedacht, dass er noch genug Herz zum Brechen hatte. Und jetzt wusste er nicht, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte, dass dem so war.
Genas er? Oder war es Dummheit?, fragte er sich. Vielleicht kam es aufs Gleiche raus.
Er drehte sich wieder dem Schreibtisch zu und erledigte seine Telefonate.
Sie kam auch in dieser Nacht nicht zurück. Nate verbrachte sie in ihrem Haus bei ihren Hunden. Er trainierte sich seinen Frust und die wachsende Wut in ihrem
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