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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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sog die Luft ein und presste sie aus seinen Lungen heraus. »Was soll ich tun?«
    »Joe und Lara werden jede Minute da sein. Sie müssen sie so lange hinhalten, bis ich hier fertig bin.«
    »Was werden Sie denn tun?«
    »Meine Arbeit. Halten Sie sie einfach draußen fest, bis ich fertig bin.«
    Er hob seine Kamera hoch und schoss weitere Fotos. Er war kein Pathologe, aber er hatte vor genügend toten Körpern gestanden und war bei genügend Autopsien zugegen gewesen, um zu erahnen, dass der Messerstich von jemandem ausgeführt worden war, der über dem Kopf des Hundes, ein wenig dahinter, gestanden hatte. Ein Schnitt von links nach rechts. Hatte ihn zwischen die Beine genommen, den Kopf hochgerissen und zugestochen.

    Das Blut spritzt heraus, besudelt die Handschuhe, vielleicht auch die Ärmel, spritzt vielleicht sogar ein wenig nach hinten. Der Hund sackt zu Boden und begräbt das Messer unter sich. Er lässt die Handschuhe verschwinden und geht.
    Eine Sache von ein paar Minuten, geschützt durch den Regen, während etwa hundert Menschen – vielleicht auch ein paar mehr – sich drinnen im Gebäude auf Jimmy Stewart konzentrieren.
    Riskant, überlegte er, als er den Griff des Messers bestäubte, um es nach Fingerabdrücken zu untersuchen, aber kaltblütig.
    Auf dem Messer war nichts weiter als Blut. Er steckte es in einen Beutel. Dann verstaute er das Messer und die Fotos in einem Plastikbeutel und ging nach draußen, um mit den Wises zu sprechen.
    Als Nate sich auf den Weg zu Bing machte, war der Regen in leichten nassen Schnee übergegangen. Er traf Bing in seiner riesigen Werkstatt neben seinem Blockhaus an. Sein Radio war auf Wetterbericht eingestellt, und er bastelte unter der Motorhaube seines Lastwagens herum.
    Es standen auch noch andere Fahrzeuge in dem Raum, dazu ein kleiner aufgebockter Motor oder eine Maschine. Eine der Schubladen der riesigen, verrosteten roten Werkzeugkiste stand offen. Über einer langen Werkbank hingen an einem Lochbrett noch weitere Werkzeuge – mit einem Kalender daneben, der eine fast nackte Blondine mit gewaltigen Brüsten zeigte.
    Eine unheimlich schwer wirkende Nähmaschine – Nähmaschine? – stand in der Ecke auf einem Holztisch. Und darüber hing ein Elchkopf.
    Es roch nach Bier, versetzt mit Rauch und Fett.
    Bing schielte hinüber zu Nate, ein Auge geschlossen, aus Schutz gegen den Rauch, der von der Zigarette hochstieg, die er im Mundwinkel hielt. »Wenn morgen noch mehr Regen kommt, schwemmt es den Fluss hoch, bis er die Lunatic Street küsst. Da werde ich die Sandsäcke brauchen, die ich hinten im Laster habe.«
    Sandsäcke, überlegte Nate mit einem Blick auf die Nähmaschine. Das Bild des Sandsäcke nähenden Bings wollte nicht recht scharf werden, aber vermutlich hatte die Welt größere Wunder auf Lager.
    »Sie haben den Film zeitig verlassen.«

    »Hab genug gesehen. Muss morgen zeitig raus. Was wollen Sie?«
    Nate trat auf ihn zu und hielt ihm das eingetütete Messer vor die Nase. »Ist das Ihrs?«
    Bing nahm die Zigarette aus dem Mund, als er sich umdrehte, Um das Blut zu übersehen, das an Griff und Schneide klebte, hätte es schon mehr als ein wenig Zigarettenqualm gebraucht.
    »Sieht so aus.« Er warf die Zigarette auf den Boden und zerdrückte sie mit seinem Absatz auf dem ölgetränkten Betonboden. »Ja, das ist mein Messer. Sieht aus, als wär’s benutzt worden. Wo haben Sie es gefunden?«
    »In Joe und Laras Hund Yukon.«
    Bing wich einen Schritt zurück. Nate kannte dieses rasche, ruckartige Zurückweichen eines Mannes, den man unter der Gürtellinie getroffen hatte. »Wovon zum Teufel reden Sie?«
    »Jemand hat dieses Messer hier benutzt, um dem Hund die Kehle aufzuschlitzen, dann hat er es ihm in die Brust gerammt, damit ich es auch ja finde. Um wie viel Uhr haben Sie das Kino verlassen, Bing?«
    »Jemand hat diesen Hund umgebracht? Jemand hat diesen Hund umgebracht?«
    Erkenntnis legte sich über das Entsetzen in seinen Augen. »Behaupten Sie etwa, ich hätte diesen Hund umgebracht?« Seine Faust schloss sich fest um den Schraubenzieher, den er noch in der Hand hielt. »Wollen Sie das damit sagen?«
    »Wenn Sie damit nach mir ausholen, dann nehme ich Sie mit. Diese Demütigung werden Sie sich wohl ersparen wollen – denn, glauben Sie mir, ich kann es tun. Legen Sie das Ding weg. Sofort.«
    Wut brachte sein Gesicht zum Beben und erfasste in sichtbaren Wellen seinen ganzen Körper. »Sie haben ein ziemlich aufbrausendes Wesen, nicht wahr, Bing?«

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