Das Leuchten des Himmels
fühlte sich in der Wärme dieser umtriebigen Küche, wo sich Geklapper mit Musik mischte, fast wie zu Hause. Außerdem bot sich ihr die Gelegenheit, ein Stück von Big Mikes Apfelsoßenkuchen zu mopsen.
»Und du hast eine Kino-Verabredung«, meinte Big Mike zwischen zwei Liedern. »Wie romantisch.«
Meg aß den Kuchen am Herd stehend mit den Händen. »Könnte es werden, wenn er sich nicht das ganze Popcorn grapscht.«
»Du hast kleine Sternchen in deinen Augen. Sternchen und Herzchen.«
»Uh-hu«, schaffte sie mit vollem Mund.
»Aber ja doch. Und er auch.« Er gab Kussgeräusche von sich, was komisch klang, wie Meg fand, wenn sie ein schwabbeliger,
kahler Schwarzer machte. »Ich hatte die auch in meinen Augen, als ich zum ersten Mal meine Julia sah. Hab sie nach wie vor.«
»Und dann stehst du hier und backst Apfelsoßenkuchen für einen Haufen Sauertöpfe.«
»Ich backe gern Kuchen.« Er legte gebratenen Fisch, rote Kartoffeln und Prinzessböhnchen auf einen Teller. »Aber für Julia und meine kleine Prinzessin Annie würde ich fast alles tun. Hier lässt es sich gut leben, gut arbeiten, aber wenn man liebt, kann man das überall.«
Er wechselte von den Showsongs über zu All You Need Is Love von den Beatles, Meg verputzte den Kuchen, und Rose kam herein, um neue Bestellungen aufzugeben.
Es ließ sich gut leben hier, ging es Meg durch den Kopf, als sie die Papiertüte mit Popcorn füllte und schüttelte, damit Butter und Salz sich verteilten. Jetzt musste sie nur noch schlau werden, wie sie das mit der Liebe anstellen sollte.
In kalter, feuchter Luft, die Regen versprach, brach sie zum Rathaus auf.
Nate war spät dran, was sie überraschte. Er huschte herein, als die Lichter schon fast erloschen waren.
»Entschuldige. Ich bekam noch einen Anruf. Stachelschwein. Ich erzähl es dir später.«
Er versuchte, sich auf den Film, die Stimmung, den Moment einzulassen. Aber seine Gedanken bewegten sich im Kreis. Er hatte heute Morgen Ed und Bing auf seiner Tafel miteinander in Verbindung gebracht. Vereint durch gestohlene Angelausrüstung. Eine Geschichte, die ganz nach Streich aussah oder jugendlichem Unfug. Es gab dutzende anderer Verbindungen, die eine Person mit der anderen zusammenführten.
Sie saßen hier im Dunkeln alle um ihn herum und sahen zu, wie Jimmy Stewart einen Polizisten nach einem Zusammenbruch spielte.
Er kannte das. Auch Stewart würde sich nach unten schrauben. Leidend und schwitzend, würde er in eine Obsession hineintrudeln.
Und er würde das Mädchen bekommen, das Mädchen verlieren, das Mädchen bekommen, das Mädchen verlieren. Ein Karussell des Schmerzes und der Freude.
Das Mädchen war der Schlüssel.
War es Meg? Als Patrick Galloways einziges Kind, war sie da nicht sein lebendes Symbol? Wenn schon nicht der Schlüssel, dann jedenfalls ein weiteres Bindeglied.
»Wie lange willst du noch kreisen, bevor du landest?«
»Wie bitte?«
»Für mich sieht das nach einem Pausenzeichen aus.« Meg drehte ihm ihren Kopf zu, und dann merkte er, dass die Lichter wieder an waren für die Pause zwischen den einzelnen Filmen.
»Entschuldige. Ich war weggetreten.«
»Kann man wohl sagen. Du hast dir nicht mal deinen Popcornanteil genommen.« Sie wickelte die Tüte zusammen und ließ sie auf dem Sitz liegen. »Lass uns an die Luft gehen, bevor es wieder losgeht.«
Sie mussten sich diese vor der geöffneten Tür holen, wie die meisten Kinobesucher. Die heranziehenden Wolken waren irgendwann während Kim Novaks Verwandlung geplatzt. Der Regen, den Meg gerochen hatte, ergoss sich aus dem Himmel und trommelte auf den Boden.
»Es wird eine Überschwemmung geben«, gab Meg stirnrunzelnd zu bedenken, eingenebelt vom Rauch der tapferen, durchweichten Seelen, die unter Regenschirmen ihre Zigaretten rauchten. »Und vereiste Straßen, wenn es noch ein wenig kälter wird.«
»Wenn du jetzt nach Hause möchtest, bring ich dich. Ich werde allerdings zurückkommen müssen, um das hier im Auge zu behalten.«
»Nein, ich bleibe noch die zweite Vorstellung. Mal abwarten. Genauso gut kann auch Schnee daraus werden.«
»Ich muss nur ein paar Sachen überprüfen. Wir treffen uns dann drinnen.«
»Das ist ein echter Polizist, stets wachsam.« Sie sah, wie sich sein Gesicht veränderte, und verdrehte die Augen. »Ich beklag mich doch nicht, Burke. Herrje. Ich werde nicht quengeln und einen Flunsch ziehen, wenn ich den Film allein ansehen muss. Und ich schaffe es auch allein nach Hause, wenn’s sein muss.
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