Das Leuchten des Himmels
anzusehen, als wüssten sie Dinge, von denen er keine Ahnung hatte.
Er streckte ihr einen Finger hin. Willow hielt ihn fest und schüttelte ihn.
»Ist Charlene in ihrem Büro?«
»Nein, im Lagerraum der Küche. Sie macht Inventur.«
»Darf ich da reingehen?«
»Sie sollten lieber eine Schutzweste anziehen«, warnte Rose, als sie Ketchup in eine leuchtend rote Spritzflasche füllte. »Sie hat in den letzten Tagen eine fürchterliche Laune gehabt.«
»Ich riskiere es.«
»Nate. Peter hat uns von der Belobigung erzählt. Er ist so stolz. Wir sind so stolz. Danke schön.«
»Ich habe nichts gemacht. Das war schon er.«
Da ihre Augen feucht wurden, flüchtete er.
Big Mike stand am Tresen und machte Salat, mit dem man eine ganze Kaninchenarmee hätte füttern können. Der Lokalsender lief, und Yo-Yo Mas tiefer, leidenschaftlicher Celloklang strömte heraus.
»Crab Florentine à la Mike ist das Tagesgericht«, rief er. »Für den herzhafteren Geschmack gibt es Büffelsalat.«
»Hm.«
»Wollen Sie da rein?«, fragte Mike, als Nate zum Lager abbog. »Nehmen Sie lieber Schwert und Schild mit.«
»Hab schon gehört.« Nate öffnete die Tür, ließ sie aber sicherheitshalber offen stehen, da man bei Charlene nie wusste, was einen erwartete.
Es war ein großer, kühler Raum, dessen Metallregale voller Dosen und Trockenware standen. Ein paar große Kühlschränke für die verderbliche Ware, dazwischen ein Gefrierschrank.
Mittendrin stand Charlene und kritzelte fahrig auf ein Klemmbrett.
»Also, jetzt weiß ich endlich, wo ich im Falle eines Atomkriegs abtauche.«
Sie warf ihm einen Blick zu, diesmal ohne das glutvolle Komm-nimm-mich. »Ich habe zu tun.«
»Das sehe ich. Ich wollte Sie nur etwas fragen.«
»Sie kennen wohl nur Fragen«, murmelte sie und schrie dann mit lauter Stimme. »Ich wüsste gern, warum wir nur noch zwei Dosen Kidney-Bohnen haben.«
Aber Big Mike reagierte darauf nur mit einem Aufdrehen des Radios.
»Nur ein paar Minuten, Charlene, dann sind Sie mich los.«
»Schön, schön, schön !« Sie schlug mit dem Klemmbrett auf das Regal ein – so hart, dass Nate das Holz knacken hörte. »Ich mache hier nur meine Arbeit. Aber das scheint keinen zu interessieren.«
»Tut mir Leid, wenn Sie wegen irgendwas schlecht gelaunt sind, ich werde mich bemühen, ganz schnell fertig zu sein. Wissen Sie etwas über den nicht unerheblichen Pokergewinn, den Galloway offenbar zwischen seinem Aufbruch von hier und der Bergtour gemacht hat?«
»Als ob ich das wüsste«, sagte sie verächtlich. Dann wurden ihre Augen schmal. »Was meinen Sie mit nicht unerheblich ?«
»Auf jeden Fall ein paar Tausend. Ich habe eine Quelle, die ausgesagt hat, er habe ein paar Nächte lang gespielt und gewonnen.«
»Wenn gespielt wurde, dann war er sicherlich dabei. Aber er hat so gut wie nie gewonnen, und wenn er Glück hatte, dann waren es
nie mehr als ein paar Hunderter. Bis auf dieses eine Mal in Portland. Da hat er dreitausend gewonnen. Und wir verprassten es in einem schicken Hotelzimmer mit einem großen Steakessen und ein paar Flaschen Champagner vom Zimmerservice. Er kaufte mir die entsprechenden Klamotten dafür. Ein Kleid und Schuhe und ein Paar kleine Saphirohrringe.«
Ihre Augen wurden feucht. Aber sie schüttelte Kopf und Schultern und trocknete die Tränen. »So was Dummes. In Prince William musste ich die Ohrringe dann wieder verkaufen, damit wir die Motorradreparatur bezahlen und Vorräte einkaufen konnten. Die haben mir viel gebracht.«
»Wenn er wirklich Geld gewonnen hat, was hätte er damit getan?«
»Es auf den Putz gehauen. Nein.« Sie lehnte ihre Stirn an einen der Regalpfosten und sah so müde, so verloren, so traurig aus, dass er es riskierte, ihr die Schulter zu streicheln.
»Nein, nicht sofort. Er wusste, dass ich unbedingt Geld brauchte. Wenn er welches in die Hände gekriegt hätte, dann hätte er damit vielleicht noch ein wenig weitergespielt, aber den großen Batzen hätte er festgehalten, um ihn nach Hause zu bringen, damit ich endlich Ruhe gab.«
»Hätte er es irgendwo deponiert? In Anchorage?«
»Wir hatten kein Bankkonto in Anchorage. Er hätte es in sein Gepäck gestopft und nach Hause geschleppt, damit ich es ausgeben konnte. Er hatte keinen Respekt vor Geld. Das haben viele nicht, die aus einem geldigen Haus kommen.«
Sie hob ihren Kopf. »Wollen Sie damit sagen, dass da Geld war?«
»Ich sage, dass die Möglichkeit besteht.«
»Er hat damals nichts nach Hause geschickt. Er hat
Weitere Kostenlose Bücher