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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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dünne Blutspur gleich über seinem Ellbogen. »Zwei. Sie sind erledigt.«
    »Sollen wir Ken holen?« Hopps Frage klang ganz beiläufig, aber als er aufblickte und sie mit knirschendem Glas unter ihren schicken Schuhen auf sich zukommen sah, wurde er das Zittern ihrer Hände, ihrer Schultern gewahr.
    »Könnte nicht schaden.« Er deutete mit dem Kinn auf die Leute, die über die Absperrungen gesprungen, unter ihnen durchgekrochen waren oder sie einfach beiseite geräumt hatten. »Sie werden diese Leute aus dem Weg räumen müssen.«
    »Das ist Ihr Job, Chief.« Sie brachte ein Lächeln auf ihre Lippen, aber es gefror, als ihr Blick auf Ed fiel. »Sie wissen ja, dass das Fernsehteam nahezu alles festgehalten hat. Der Kameramann scheint nicht ganz dicht zu sein. Aber wir werden in den bevorstehenden Interviews zu diesem unseligen Schlamassel eins klar machen. Der hier ist ab sofort ein Outsider. Er ist keiner von uns.«
    Sie rückte betont von Ed ab und streckte Nate ihre Hand hin, als wolle sie ihm auf die Beine helfen. »Aber Sie sind einer. Sie sind wirklich einer von uns, Ignatious, und ich danke Gott dafür.«
    Er gab ihr die Hand und spürte das leichte Zittern in ihrer, als sie diese fest drückte. »Ist sonst noch jemand verletzt?«
    »Nur Beulen und blaue Flecke.« In ihren Augen schwammen Tränen, aber sie kämpfte sie nieder. »Sie haben uns beschützt.«

    »Gut.« Er nickte, als er beobachtete, wie Otto und Peter die Menge zurückdrängten.
    Dann suchte er mit seinen Augen Meg und sah sie in einen Türeingang gekauert. Sie blickte ihn an. Ihre Hände waren blutig, aber offenbar war es ihr gelungen, Cobens verwundete Schulter mit einem perfekten Notverband zu versorgen.
    Sie strich abwesend mit der Hand über ihre Wange und verschmierte das Blut. Dann grinste sie und hauchte ihm einen Kuss zu.
     
    Es hieß, man könne sich glücklich schätzen, dass man keine Toten zu beklagen habe und die Verletzungen der Bürger, wenn auch zahlreich, so doch meist geringfügiger Natur seien – Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Schnittwunden und blaue Flecken, allesamt durch Stürze und Panik verursacht.
    Es hieß, auch der Sachschaden halte sich in Grenzen – zerbrochene Fenster- und Windschutzscheiben, eine Straßenlampe. Jim Mackie berichtete dem Reporter von NBC ziemlich stolz, er werde die Einschusslöcher in seinem Lieferwagen behalten.
    Es hieß, alles in allem sei es auf Alaskas Mai-Parade in Lunacy gewaltig hoch hergegangen.
    Man redete viel.
    Die Medienberichte erwiesen sich als weitaus umfangreicher als die Verletzungen. Die gewaltsame und bizarre Festnahme von Edward Woolcott, dem angeblichen Mörder von Patrick Galloway, dem Eismann vom Berg No Name, versorgte die Nation wochenlang mit Lesefutter.
    Nate kümmerte sich nicht um die Berichterstattung, sondern begnügte sich mit dem, was in The Lunatic zu lesen war.
    Im Laufe des Mais schwand auch das Interesse von außerhalb. »Lange Tage«, sagte Meg, als sie auf die Veranda kam, um sich neben ihn zu setzen.
    »Ich mag sie gern lang.«
    Sie reichte ihm ein Bier und beobachtete mit ihm den Himmel. Es war fast zehn Uhr abends und immer noch strahlend hell.
    Ihr Garten blühte. Ihre Dahlien waren wie erwartet eine Pracht, und der Rittersporn reckte sich tiefblau auf Stängeln von fast zwei Metern.

    Und sie würden noch größer werden, überlegte sie. Sie hatten noch den ganzen Sommer vor sich, all die langen, lichtgetränkten Tage.
    Tags zuvor hatte sie endlich ihren Vater beerdigen können. Sämtliche Bewohner der Stadt waren herausgeströmt für diesen Mann. Auch die Medien waren eigens dafür angereist, aber für Meg zählte nur die Stadt.
    Charlene hatte sich überraschend ruhig verhalten. Jedenfalls für ihre Verhältnisse. Sie hatte sich nicht einmal vor den Kameras in Szene gesetzt, sondern war – so würdevoll, wie Meg sie noch nie erlebt hatte – stehen geblieben, die Hand fest in der des Professors.
    Vielleicht schafften sie es ja. Vielleicht auch nicht, das Leben war voller Vielleichts.
    Aber eins wusste sie ganz sicher. Am nächsten Samstag würde sie hier draußen im Licht des Sommerabends stehen, vor sich den See und die Berge, und den Mann heiraten, den sie liebte.
    »Erzähl mir«, sagte sie, »erzähl mir, was du heute bei Coben erfahren hast.«
    Er wusste, dass sie fragen würde. Er wusste, dass sie es durchsprechen würden. Und zwar nicht nur wegen ihres Vaters. Sondern weil ihr wichtig war, was er tat, wer er war.
    »Ed hat den

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