Das Leuchten des Himmels
sich ein wenig verzweifelt nach einem Taschentuch, einem Handtuch, einem alten T-Shirt um und ging schließlich ins Bad. Er kam mit einer Rolle Toilettenpapier wieder und schob sie ihr in die Hand. »Es ist eine recht komplizierte Angelegenheit, die Leute da hochzubringen und den Rücktransport durchzuführen.«
Er unterließ es hinzuzufügen, dass es jetzt ja wohl auf ein paar Tage hin oder her nicht ankam. »Es gab Sturm dort oben und heftige Aufwinde. Aber ich habe heute mit Sergeant Coben gesprochen. Sobald es aufklart, hoffen sie, am Morgen ein Team hochschicken zu können.«
»Sie haben mir gesagt, ich sei keine Verwandte, weil wir vor dem Gesetz nicht verheiratet waren.« Sie riss ein paar Blatt Papier ab und vergrub ihr Gesicht in dem Bausch.
»Oh.« Er blähte seine Wangen und stieß die Luft aus. »Meg...«
»Sie ist unehelich.« Mit brechender Stimme wedelte Charlene mit dem durchweichten Bausch. »Warum sollten sie ihn also ihr geben? Sie werden ihn zurück zu seinen Eltern schicken, zurück nach Osten. Und das ist ungerecht ! Das ist nicht richtig ! Er hat sie schließlich verlassen, oder? Mich hat er nicht verlassen. Nicht mit Absicht. Aber sie hassen mich, und sie werden nie zulassen, dass ich ihn bekomme.«
Für ihn war es nichts Neues, dass Menschen sich um die Toten stritten, aber es war immer unschön. »Haben Sie schon mit seinen Eltern gesprochen?«
»Nein, ich habe noch nicht mit ihnen gesprochen«, erwiderte sie eingeschnappt, und ihre Augen wurden trocken und kalt. »Die erkennen mich doch gar nicht an. O ja, mit Meg haben sie ein paar Mal gesprochen und haben ihr auch Geld gegeben, als sie einundzwanzig wurde. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass sie es haufenweise rumliegen haben. Als Pat noch am Leben war, haben sie sich nicht um ihn gekümmert, aber Sie können darauf wetten, dass sie ihn jetzt, wo er tot ist, haben wollen. Ich möchte ihn zurückhaben. Ich möchte ihn zurückhaben.«
»Ist ja gut, aber lassen Sie uns doch einen Schritt nach dem anderen machen.« Er sah keine andere Möglichkeit, als sich neben sie aufs Bett zu setzen und seinen Arm um ihre Schulter zu legen,
damit sie sich bei ihm ausheulen konnte. »Ich bleibe mit Coben in Kontakt. Und ich versichere Ihnen, dass die Leiche ohnehin eine ganze Zeit nicht freigegeben werden wird. Das kann dauern. Und meiner Einschätzung nach hat Meg als seine Tochter genau das gleiche Recht wie seine Eltern.«
»Sie wird nicht um ihn kämpfen. Solche Dinge sind ihr egal.«
»Ich werde mit Meg reden.«
»Warum sollte jemand Pat umbringen? Er hat doch keinem was zuleide getan. Außer mir.« Sie lachte unter Tränen, es klang traurig und wehmütig zugleich. »Und er wollte auch keinem wehtun. Er wollte nicht, dass man weinte oder sauer wurde.«
»Waren denn viele Leute sauer auf ihn?«
»Hauptsächlich ich. Er hat mich verrückt gemacht.« Sie seufzte. »Ich habe ihn auch wie verrückt geliebt.«
»Wenn ich Sie bitte, sich zurückzuerinnern, wirklich nachzudenken, was in den Wochen um sein Verschwinden herum passiert ist, könnten Sie das tun? Die Einzelheiten, auch die winzigen.«
»Ich denke schon, dass ich das versuchen könnte. Es ist so lange her, dass es schon nicht mehr wahr ist.«
»Ich möchte, dass Sie es versuchen. Lassen Sie sich ein paar Tage Zeit und denken Sie zurück. Schreiben Sie auf, was Ihnen einfällt. Dinge, die er gesagt hat, die Menschen, mit denen er zusammen war, alles, was aus dem Rahmen zu fallen schien. Wir sprechen dann darüber.«
»Er ist die ganze Zeit da oben gewesen«, flüsterte sie. »Allein in der Kälte. Wie oft habe ich im Lauf der Jahre da hochgeschaut? Jetzt sehe ich jedes Mal, wenn ich es tue, Pat. Es war leichter, als ich ihn hasste, verstehen Sie?«
»Ja, ich denke schon.«
Sie schniefte und richtete sich auf. »Ich möchte, dass seine Leiche hierher gebracht wird. Ich möchte ihn hier beerdigen. Denn das wäre auch sein Wunsch gewesen.«
»Wir werden alles tun, um das möglich zu machen.« Da die Tränen sie weich gemacht hatten und im Moment kein Übergriff auf ihn zu befürchten war, schien es ihm eine gute Gelegenheit, Informationen aus ihr herauszuquetschen. »Erzählen Sie mir von Jacob Itu, Charlene.«
Sie tupfte sich die Wimpern trocken. »Was ist mit ihm?«
»Was hat er für eine Geschichte? Wie kam er mit Pat zusammen? Es hilft mir, wenn ich ein Bild vor mir habe.«
»Damit Sie herausfinden können, was mit Pat passiert ist?«
»Genau. Waren er und Jacob
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