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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Freunde?«
    »Ja.« Sie schniefte wieder, aber ein wenig gezierter. »Jacob ist ein wenig... rätselhaft. Na ja, ich habe ihn jedenfalls nie verstanden.«
    Ihrem Schmollblick nach zu urteilen, bedeutete das, dass sie es nie geschafft hatte, ihn in ihr Bett zu zerren. Interessant, fand Nate. »Auf mich wirkt er wie ein Einzelgänger.«
    »Das wird er sein.« Sie zuckte mit den Schultern. »Er und Pat haben sich prima verstanden. Ich denke, er fand Pat wohl vor allem... amüsant. Aber sie liebten beide diesen ganzen Mist wie Jagen, Fischen und Wandern. Pat war gut in allem, was sich in freier Natur abspielte. Er und Jacob zogen tagelang durch die Wildnis, während ich mich mit einem Baby herumschlagen und arbeiten …«
    »Das war also das Band, die Verbindung der beiden«, unterbrach Nate sie.
    »Ja, und ihr gemeinsamer Hass auf die Regierung, aber das verbindet uns alle hier. Er und Pat frönten dem Gedanken, von dem zu leben, was das Land hergab, aber hinter dem allen stand Meg.«
    »Was war Meg?«
    »Na ja...«
    Sie nahm ihm gegenüber eine Haltung ein, die Nate sofort sagte, dass jetzt getratscht wurde. Er blieb sitzen, wo er saß, ganz intim mit ihr auf dem Bett, weil er in die Dynamik nicht eingreifen wollte, bis er bekommen hatte, was er wollte.
    »Jacob war verheiratet gewesen.«
    »Aha.«
    »Vor einer Ewigkeit. Äonen. Damals, als er zirka achtzehn oder neunzehn war und in diesem kleinen Dorf in der Wildnis vor Nome lebte.« Ihr Gesicht war jetzt lebhaft, und sie spielte mit ihren Haaren und genoss es sichtlich, ihm diese Informationen aufzutischen. »Ich habe das alles von Pat – und aus der einen oder anderen Quelle. Jacob und ich hatten uns nie viel zu sagen.«

    Sie schmollte wieder, um ihn auf die Folter zu spannen. »Dann war er also verheiratet«, erinnerte Nate sie.
    »Ein junges Ding aus demselben Stamm. Sie sind miteinander aufgewachsen und so – war wohl so eine Art Seelenverwandtschaft. Sie starb im Kindbett. Sie und ihr Baby – ein Mädchen. Sie kam zu früh in die Wehen, ein paar Monate zu früh, und es gab Komplikationen. Was auch immer schief ging, ich weiß es nicht mehr genau, jedenfalls schafften sie es nicht rechtzeitig, sie ins Krankenhaus zu bringen. Es ist traurig«, sagte sie nach einer Pause, und ihre Augen, ihr Gesicht und ihre Stimme wurden aus ehrlichem Mitgefühl weich. »Es ist wirklich traurig.«
    »Ja, das ist es.«
    »Pat sagte, dies sei auch der Grund, weshalb er Buschpilot wurde. Hätte er damals ein Flugzeug gehabt, oder hätten sie rechtzeitig eins bekommen, vielleicht... Deshalb zog er hierher, sagte, er könne nicht bleiben, weil sein Leben dort vorbei sei. Oder so was in der Art. Jedenfalls, als er hierher kam, als er Meg sah, behauptete Jacob, da habe ihr Geist zu seinem gesprochen. Und er war nicht mal high«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Jacob braucht nicht high zu sein. Er sagt so was einfach. Er erzählte Pat, Meg sei sein Geistkind, und Pat fand das cool. Ich fand es verrückt, aber Pat kam damit klar. Er bildete sich ein, das mache ihn und Jacob zu Brüdern.«
    »Gab es zwischen ihm und Pat jemals wegen irgendwas Streit? Wegen Meg, beispielsweise?«
    »Nicht dass ich wüsste. Jacob stritt überhaupt nicht. Er bannte einen einfach mit diesen langen – wie sagt man gleich noch? – unergründlich«, entschied sie, »diesen unergründlichen Blicken. Vermutlich hat er bei Meg Pats Stelle eingenommen, als dieser wegging. Aber Pat ist nicht weggegangen.« Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Er starb.«
    »Es tut mir Leid. Danke für die Information. Es hilft einem immer, wenn man ein Bild hat.«
    »Sie reden mit Meg.« Charlene erhob sich. »Sie reden mit ihr, dass sie diese Leute in Boston davon überzeugt, dass Pat hierher gehört. Machen Sie ihr das klar . Auf mich wird sie nicht hören. Hat sie nie und wird sie nie. Ich baue auf Sie, Nate.«

    »Ich werde tun, was ich kann.«
    Damit schien sie zufrieden zu sein und ließ Nate auf dem Bett mit der bildlichen Vorstellung zurück, wie er von zwei sehr schwierigen Frauen platt gedrückt wurde.
     
    Er rief sie nicht an. Vielleicht würde sie ihm absagen oder gar nicht erst den Hörer abnehmen. Schlimmstenfalls könnte sie ihn wegschicken, wenn er auf ihrer Schwelle stand, aber dann hätte er sich wenigstens selbst davon überzeugt, dass es ihr gut ging.
    Er fuhr durch die beidseits von Schneewänden gesäumte tunnelartige Straße. Wie vorhergesagt, hatte der Himmel ein wenig aufgeklart, sodass

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