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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix R. Paturi
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diese Einheit zur Messung von Energien, nicht von Längen. Er behauptete allerdings, es handle sich dabei um die Wellenlängen der gemessenen
     Energiestrahlung. Das aber macht nun gar keinen Sinn. Denn nach Bovis ist eine feinstoffliche Energie umso größer, je höher der gemessene Bovis-Wert in
     Ångström ist. In der Physik verhält es sich indes genau umgekehrt: Wellen sind umso energiereicher, je kürzer ihre Wellenlängen sind.
    Dieser Rutengänger stammt aus einem französischen Buch über Aberglaube aus dem 17. Jahrhundert.
    Besonders borniert ist schließlich auch das Messverfahren selbst. Es gibt zwar eine Skala, aber kein eigentliches Messinstrument. Ergo nennen die Radiästhesisten die bloße kreisförmige Skala Bovismeter. Ein Zeiger fehlt. Er wird durch die Intuition des Rutengängers ersetzt, der sich die Skala einfach vorstellt und dann je nach Gefühl und/oder Stärke des Rutenausschlags behauptet, die von mir festgestellte Energie beträgt z.B. 11   000 Bovis. Natürlich wirkt dieses Verfahren etwas willkürlich, wenn nicht gar armselig. Also verfeinerten es die Experten: Während der Rutengänger mutet, zählt eine Hilfskraft laut oder leise in Hunderterschritten von 0 bis 24   000. Irgendwann ruft der Rutengänger: »Stopp«, und die Zahl ist ermittelt   – sie gilt als zuverlässiger Messwert. Honi soit qui mal y pense (ein Schelm, wer Böses dabei denkt).

B randing und Scarifikation
    Die Eingeborenen der Insel Neuguinea erzählen sich eine merkwürdige Legende. Sie besagt, dass jeder Mensch nach seinem Tod von einem großen Vogel zunächst in den Norden auf eine geheimnisvolle Insel getragen wird. Dort begegnet der Verstorbene einem alten Weib mit einem Raubvogelschnabel, mit dem sie alle Tätowierungen, die sie auf dem Körper des Toten findet, wegpickt. Erst danach darf der Tote weiterreisen, nach Westen, ins eigentliche Jenseitsreich. Unangenehm wird es allerdings, wenn die Alte keine Tätowierungen findet. Dann nämlich pickt sie dem Verstorbenen die Augen aus, und er kann später im Jenseits nichts mehr sehen.
    Nun ist diese Legende beileibe nicht nur ein Kindermärchen, sondern eine Art Glaubenslehre, die in der lokalen Naturreligion verwurzelt ist. Kein Wunder, dass sich die meisten Stammesmitglieder tätowieren lassen. Man kann ja nie wissen.
    Aber nicht nur auf Neuguinea ist das Tätowieren weit verbreitet. In Nordchile zum Beispiel künden 7000 Jahre alte, an Händen und Füßen tätowierte Mumien ebenso davon wie die Südtiroler Gletschermumie Ötzi, der vor 5000 Jahren lebte. Ein regelrechtes Zentrum des Tätowierens lag wohl im frühen südwestlichen Asien, von wo aus diese Körperkunst einerseits nach Ägypten und weiter über Polynesien und Australien bis Süd- und Nordamerika ausstrahlte, andererseits nach Norden in den Kaukasus, in die russischen Steppen und bis nach Japan.
    Dabei fällt auf, dass es meist relativ hellhäutige Menschen waren, die sich tätowieren ließen. Das allerdings erstaunt nicht weiter, denn auf dunkler Haut erkennt man die mit Nadeln eingestochenen Farbpigmente schlechter. So entwickelte sich denn in Schwarzafrika eine andere Technik: Narben statt Tattoos. Dieprimären Wunden wurden meist mit scharfen Werkzeugen beigebracht und dann auf verschiedene Weise am schnellen Heilen gehindert. So infizierte man die offenen Verletzungen nicht selten mit Erde oder rieb Asche tief in sie hinein, was dann zu besonders stark wucherndem Narbengewebe führte. Man kann das Ritual nicht gerade als sinnvoll bezeichnen   – aber das haben wohl viele Rituale gemeinsam.
    Parallel zu der absichtlichen Erzeugung auffälliger Narben durch tiefe Hautverletzungen entwickelte sich eine andere Technik der Narbenbildung, diesmal aber nicht beim Menschen, sondern beim Tier. Diese Praxis reicht bis ins alte Ägypten zurück, als Nomaden begannen, Eigentumsrechte an ihrem Vieh durch gut sichtbare Brandnarben zu markieren. Im alten Rom verband man dieses im Grunde rein juristische Markieren mit magischem Denken. Als Brandmale wurden nunmehr magische Zeichen gesetzt, welche die Tiere zugleich vor dem bösen Blick und anderen negativen spirituellen Einflüssen schützen sollten. Um die geometrischen Symbole nicht bei jedem Tier von Neuem mit glühend heißen Metallstiften in die Haut brennen zu müssen, fertigte man metallene Stempel an, die, im Feuer erhitzt, meist auf die Kruppe oder die Ohren der Tiere gepresst wurden. Diese Technik findet noch heute, besonders in großen

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