Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Zusammenhang nicht etwa ungesetzlich, sondern nach Regierungsverständnis »am Gesetz, also an der Rechtsstaatlichkeit vorbei«. Eine Formulierung, die am Rechtsstaat ebenso zweifeln lässt wie an der sinnvollen Anwendung des Bundestrojaners, der in dieser Form nicht nur eine gefährlich dämliche Erfindung ist, sondern zudem ein Betrug am Steuerzahler.
Ganz offen glossierte denn auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die bundesweite Aufregung über den elektronischen Arm von Big Brother und insbesondere die Kritik durch den Chaos Computer Club. Dem damaligen Bundesinnenminister Schäuble habe man eine billige Beta-Version angedreht. Leider habe niemand ahnen können, dass er diese schon damals veraltete Version auch tatsächlich zur Überwachung einsetzen würde. Nur so hätte der CCC den Trojaner hacken können. Die Staatssicherheit in Bayern sei da wesentlich weiter. Sie habe statt des primitiven Bundestrojaners den viel geheimeren »Babylonier« entwickelt, der aktiv verwirrend in die Computer-Kommunikation von Terroristen eingreife und diese dabei derart durcheinanderbringe, dass sie ihre staatsfeindlichen Machenschaften nicht realisieren könnten. Herrmann: »Egal, ob da nun die Spinner von Attac ein Attentat auf unsere Wirtschaft oder pakistanischstämmige Islamisten ihre nächste friedliche Demonstration verabreden wollen: Spätestens nach dem dritten absolut unverständlichen Buchstaben-Wust ist die Verwirrung perfekt, die Kommunikation kommt zum Erliegen.« Und schließlich hat der Minister noch ein Mittel gegen fundamentalistische Muslime parat, die »optimale Beschimpfungsfunktion«: »Wenn Abu glaubt, Sajaf habe ihn als ›Saupreiß‹ bezeichnet, bricht schnell das ganze Netzwerk auseinander.«
Auch der Schutz gegen Missbrauch des Babyloniers durch Dritte sei optimal. Während sich eine normale 128-Bit-Verschlüsselung bei einer »brud-forz-Attacka« leicht knacken ließe, seien die eingebauten Befehle zur Kommunikationsstörung, zur Abspeicherung belastenden Materials und zur spurlosen Selbstbeseitigung des so nützlichen Schadprogramms nicht zu unterlaufen. Allein die Vollzugsmeldung »Ozapftis« sei nur für Experten, aber nicht für mögliche Trittbrettfahrer verständlich.
Butterstick
Was soll hier ein weitschweifiger Kommentar? Das Bild zeigt besser als tausend Worte, wie diese geniale Erfindung schon beim Frühstück das Leben einfacher macht.
Offensichtlich hat sich der Erfinder des »Butterstick« den Papierkleber Pritt-Stift zum Vorbild genommen.
C
Camper Bike
Der Wunsch, frei und unabhängig unterwegs sein zu können, ist nicht neu. Schon die zahlreichen Nomadenstämme in vielen Teilen der Welt erfüllten ihn sich, soweit es möglich war. Alles, was sie besaßen, führten sie mit sich, auch die »Wohnung« in Gestalt von Zelten. Damit war die Freiheit aber bereits erheblich eingeschränkt, denn sie waren auf Tragtiere wie Kamele angewiesen. Moderne Nomaden sind seit Jahrzehnten mit Wohnwagen oder Wohnmobilen auf Tour. Aber auch das schränkt die Unabhängigkeit ein, was spätestens beim Tanken unangenehm auffällt. Rucksacktouristen brauchen zwar kein Benzin, müssen aber erhebliche Komforteinbußen hinnehmen, etwa, wenn sie nur mit einem gerade noch auf dem Buckel zu tragenden kleinen Biwakzelt unterwegs sind.
Dann versuchen wir’s halt mal statt eines Campingmobils mit einem Camper Bike, dachten sich unabhängig voneinander einige Bastler in Asien und Amerika. Dabei kamen recht unterschiedliche, meist aber äußerst eigenwillige Konstruktionen heraus, wie etwa das in unserem Bild gezeigte Gefährt. Die Alu-Leichtbaukonstruktion, welche die eigentliche Wohn- und Schlafkabine darstellt, ähnelt noch sehr einem frühen Wohnwagenanhänger aus den 1950er-Jahren. Sie ist fest auf einem flachen Rahmen verankert, der sich nach vorne in ein abenteuerliches Gittergebilde aus Metallprofilen fortsetzt. Getragen wird das Ganze von einem durchlaufenden stabilen Rohr. In das verwirrende Gerüst des Vorderteils ist eine Art Fahrrad integriert, mit dem das Gesamtvehikel angetrieben werden soll.
So weit, so gut. Wer allerdings aus eigener Erfahrung weiß, wie mühsam es sein kann, sich mit einem ganz normalen, 15 Kilogramm schweren Tourenrad plus 10 Kilo Gepäck in Seiten- und Lenkstangentaschen einen längeren Alpenpass hinaufzuquälen, der möchte sich nicht wirklich vorstellen, was es bedeutet, wenn das Gefährt plötzlich das Zehnfache wiegt. Da muss man dann wohl oder übel etwas an der
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