Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Haken aufgehängt zu sein, geht in der Tat über alltägliche Bewusstseinszustände hinaus. Wie viele
Menschen können sich schon dieser elitären Erfahrung rühmen?
Einen Superman mag man sich anders vorstellen. Aber hier hängt einer an acht Haken.
Die Indianerstämme, die erleben, wie der weiße Mann ihr religiöses Ritual für eine recht zweifelhafte Art von Lustgewinn plagiiert, sehen darin allerdings Blasphemie. Nun ja, jedem das Seine, könnte man argumentieren. Unklug ist das Hakenhängen aber schon deshalb, weil es neben Schmerzen eine ganze Reihe unschöner Risiken mit sich bringt. Die nicht gerade unerheblich tiefen Verletzungen können sich infizieren, und beim Hängen selbst sind Kreislaufprobleme, die bis zur Bewusstlosigkeit führen können, nicht selten. Nach der Hängung kommt es häufig zu langwierigen Rückenproblemen. Gelegentlich aber reißen sogar die Haken aus, schwere Verletzungen und später lange, hässliche Narben sind die Folge. Erstaunlich ist die schier unermessliche kreative Fantasie, welche die Jünger der Body Suspension aufbringen. Sie haben ein ganzes Arsenal verschiedener Positionen erfunden:
Die Suicide Suspension (Selbstmord-Aufhängung) ist die wohl einfachste Variante. Vier bis sechs Haken werden im Bereich der Schulterblätter platziert, an denen der Selbstmordmime dann hochgezogen wird. Meist hängen seine Arme dabei schlaff herunter, werden sie allerdings an zusätzlichen Haken in die Horizontale gezogen, heiß das Ganze Crucification (Kreuzigung).
Unangenehmer ist die Chest Suspension, bei der die Haken statt durch den oberen Rücken durch den oberen Brustbereich gebohrt werden. Kopf und Arme hängen dabei herab, und weil sich der Brustkorb in dieser Position nur noch sehr eingeschränkt bewegen kann, kommt es nicht selten zu Atemnot.
Bei der Knee Suspension wird die Person, wie schon der Name sagt, mit jeweils zwei bis drei Haken im Kniebereich aufgehängt. Der ganze Körper und auch die Unterschenkel hängen herab und das Blut schießt dabei in den Kopf.
Hängt man jemanden mit zahlreichen Haken im Rückenbereich, am Gesäß und an den Waden horizontal auf, spricht der Experte von Superman Suspension (auch, wenn es sich um eine Superfrau handelt).
Eine weitere Form des horizontalen Aufhängens ist die Coma Suspension . Hierbei werden die Haken durch Brust, Bauch, Oberschenkel und manchmal auch zusätzlich durch die Unterschenkel getrieben. Der Anblick ist recht gewöhnungsbedürftig, weil die Haut im Brust- und Bauchbereich besonders dehnbar ist.
Verwandt mit der Coma Suspension ist die Resurrection Suspension (Auferstehungs-Aufhängung), deren Bezeichnung leicht irreführend ist, denn die
Haken werden dabei lediglich im Brust- und Bauchbereich platziert und sowohl Beine wie Arme und Kopf hängen schlaff herab wie bei einer Leiche, die die
Totenstarre schon hinter sich hat.
Botulinumtoxin
1817 beschrieb der schwäbische Arzt und Dichter Justinus Kerner eine bis dahin in ihrem Wesen unbekannte Krankheit: Botulismus. Diese Bezeichnung prägten zwar erst 49 Jahre später zwei Mediziner namens Müller und Rupprecht, aber Kerner erkannteals Krankheitsursache ein Gift, das er als Fettgift bezeichnete und dessen Wirkmechanismus er erforschte. Die Substanz, die gelegentlich in meist fetten Lebensmitteln vorkommt, lähmt die Nerven und damit zugleich die von ihnen gesteuerten Muskeln. Heute wissen wir, dass es von einem Bazillus erzeugt wird, dem ein Niederländer den Namen Bacillus botulinus gab. Das Botulinumgift gilt derzeit als eines der stärksten Gifte überhaupt. Tierversuche haben gezeigt, dass 0,1 Nanogramm (0,000.000.000.1 g) dieser Substanz, einer Maus unter die Haut gespritzt, das Tierchen tötet. Pro Kilogramm Körpersubstanz entspricht das 4 Nanogramm. Geht man davon aus, dass die Nervenzellen des Menschen denen der Maus sehr ähnlich sind, dann bedeutet das, dass man einen 75 Kilogramm schweren Menschen mit 0,3 Mikrogramm (0,000.000.3 g) Botulinumtoxin, subkutan (ins tiefere Hautgewebe) gespritzt, umbringen kann. Bei intravenöser Zufuhr (also direkt in die Vene) würde knapp ein Tausendstel der Dosis genügen. Und selbst eingeatmet ist das Gift bei einer Menge von rund 0,25 Mikrogramm letal.
Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, wird oft als Botox Queen bezeichnet.
Heute werden in Deutschland jährlich 20 bis 30 Fälle von Botulismus bekannt, von denen die Medizin aber bei sofortiger Gabeeines Gegengiftes glücklicherweise die
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