Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
nahelegen, rührselige Spendenaufrufe in die Presse zu setzen. Was denn auch oft genug geschieht.
Dass der Umgang mit spielenden Tieren für psychisch kranke Kinder hilfreich sein kann, steht außer Frage. Doch was ist angemessen und was bereits Abzocke? Die US -Stiftung Aqua Thought untersucht die Heilwirkungen von Tümmlern auf Patienten mit wissenschaftlichen Mitteln, und am EEG der Patienten stellen die Forscher in der Tat eine Entspannung im Nervensystem nach einigen Schwimmrunden mit den Delfinen fest. Nur: Exakt der gleiche Effekt lässt sich auch nach kurzem Schmusen mit einem Hund oder einer Hauskatze beobachten … und sogar nach einem warmen Wannenbad. Allerdings ist das Wannenbad wesentlich preisgünstiger als ein Therapieausflug in ein Delfinarium nach Florida. Der Psychologe Rolf Degen weist in seinem Lexikon der Psycho-Irrtümer darauf hin, dass sich zwar bei rund 30 Prozent der delfintherapierten Kinder mit Autismus oder Down-Syndrom eine Besserung feststellen lässt, dass diese in der Regel aber immer nur wenige Tage anhält. Wissenschaftlich belegt ist indes, dass in der Psychologie bewährte »zwischenmenschliche Interaktionsprogramme« rund 65 Prozent der Patienten nachhaltig helfen.
Wie steht es aber um die legendäre Liebe und die ebenso legendäre hohe Intelligenz der Delfine? Ernsthafte Beobachtungen sind desillusionierend, denn vor allem männliche Delfine neigen zu Gewalttätigkeit sowohl in sexuellen Belangenwie gegenüber den Kindern anderer Männchen: Sie bringen sie nicht selten brutal um. Frei lebende Delfine töten gelegentlich sogar Menschen. Und mit der viel gepriesenen Intelligenz ist es ebenfalls nicht weit her. Biopsychologen und Verhaltensforscher haben unlängst die Gehirne von Delfinen untersucht: Im Verhältnis zu ihrer Größe besitzen sie weniger Nervenzellen als Rattengehirne. Auch sind Delfine weitaus begriffsstutziger als viele andere Säugetiere. In Versuchen dauerte es zum Beispiel mehrere Monate, bis einige Tümmler-Kandidaten ein Dreieck von einem Viereck unterscheiden lernten. Clevere Hunde brauchen für die gleiche Geistesleistung nur Tage.
»Dumm fickt gut«, sagt ein wenig feinfühliges geflügeltes Wort. Vielleicht liegt ja hier die besondere Anziehungskraft, die Delfine seit eh und je auf (manche) Menschen ausüben. Die recht pikanten altgriechischen Vasenbilder von kopulierenden Delfinen und Najaden scheinen das ebenso zu belegen wie das Buch Wet Goddess , das unlängst der US -Amerikaner Malcolm J. Brenner verfasste. Der smarte Autor, der am Evergreen State College in Florida justament zum Kommunikationswissenschaftler graduierte, kommunizierte rund ein Dreivierteljahr lang mit einem ausgewachsenen Delfinweibchen – sexuell, versteht sich. Darüber berichtet er detailliert in seinem literarischen Erguss.
Delfine und Sex, das ist wohl eine never ending story. Ein geschäftstüchtiger deutscher BWL -Student bestellt diesen Acker derzeit so: Er lässt in China billige Aufblasdelfine von immensen Dimensionen herstellen, Badetiere, wie man sie gelegentlich in Freibädern sieht. Dann aber schafft er Benutzer-Mehrwert: Er versieht die Plastikviecher mit Lustöffnungen und verhökert sie für den mehrfachen Einkaufspreis – vorwiegend an Kunden in den USA , dem Ursprungsland der Delfintherapie. Der Kreislauf schließt sich.
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Egely Wheel
»Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich erträumen lässt«, legt William Shakespeare dem Dänenprinzen Hamlet in den Mund. Und damit hat er sicher recht. Die Schulweisheit kennt Physik und Chemie, Mathematik und Fremdsprachen, Geschichte und Geografie – aber sie kann schwerlich erklären, was Liebe ist, woher Gedanken kommen oder welche Kraft Leben bewirkt. Und mit dieser Formulierung beginnt das Dilemma bereits. Im Sinne der Physik ist Lebens kraft nicht zu erklären, ja sogar der Begriff selbst ist im Grunde unzulässig, weil es sich dabei um gar keine Kraft nach physikalischer Definition handelt. Kraft im physikalischen Sinne ist eine gerichtete Größe, die Körper beschleunigen oder verformen kann. Sie kann physikalische Arbeit verrichten, und sie kann die Energie eines Körpers verändern. Schluss, Ende, aus, basta. Auch Arbeit, Energie, Leistung usw. sind für den Physiker klar und eindeutig definierte physikalische Größen. Trotz flächendeckender Schulbildung scheint das vielen Zeitgenossen absolut fremd. So sprechen selbst in Fernsehnachrichten Sportredakteure immer
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