Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Übersetzung tun, was allerdings bedeutet, dass man nur noch im langsamen Schritttempo vorankommt, das aber mit einem PKW -breiten Gefährt, das besonders in Innenstädten den Zorn aller motorisierten Verkehrsteilnehmer auf sich ziehen dürfte. Das Konzept wird sich wohl nicht so recht durchsetzen.
Wer mit einem solchen Gefährt auf große Tour gehen will, ist ein hoffnungsloser Optimist.
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dB Drag Racing
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den USA illegale Straßenrennen Mode. Lange Strecken kamen dabei nicht infrage. Das wäre aufgefallen. Also konzentrierten die meist jugendlichen Fahrer ihr Rennkonzept auf kurze und kürzeste Distanzen, was zwangsläufig dazu führte, in puncto Beschleunigung zu wetteifern. Oft starteten zwei Autos Seite an Seite an einer Ampel mit qualmenden Reifen. Um solche Rennen zu gewinnen, scheuten manche Fahrer keine Mühe, ihre Wagen nach allen Regeln der Kunst zu tunen. Später dann stieg die Autoindustrie in die neue Sportart ein, die sich aus diesen Kavalierstarts entwickelte. In den späten 1950ern und bis in die 1970er-Jahre hinein bauten sie sogenannte Drag Cars (Beschleunigungsautos), die auch unter der Bezeichnung Muscle Cars bekannt wurden. Die berühmtesten darunter waren der Dodge Charger, der 1970er Plymouth Hemi Cuda und der 1969er Chevrolet Camaro Yenko. Auf jetzt offiziellen Rennstrecken von nur einer Viertelmeile (402,34 Meter) hielt jahrelang der Letztere mit nur 11,82 Sekunden den Weltrekord, den ihm auch der 1970 gebaute Chevrolet Chevelle mit dem bis dahin stärksten PKW -Serienmotor mit 7,4 Litern Hubraum und 331 kW (450 PS ) Leistung nicht streitig machen konnte.
Die »normalen« Drag Races sind an sich schon reichlich behämmerte Veranstaltungen. Aber eigentlich soll hier nicht primär von ihnen, sondern von einer noch wesentlich dämlicheren Erfindung die Rede sein, den dB Drag Races. Bei denen kommt es in keiner Weise auf Beschleunigung an. Im Verlauf eines solchen Rennens soll der Wagen auch nur 20 Fuß (rund 6 Meter) weit bewegt werden. Und während des eigentlichen Ereignisses musser sogar mit völlig blockierten Rädern auf der Stelle stehen. Im Normalfall darf dann auch niemand im Auto sitzen, nicht einmal ein Fahrer, denn das wäre ausgesprochen gesundheitsschädlich. Worauf es bei diesem irren Wettbewerb ankommt, ist weder ein starker Motor noch ein routinierter Rennfahrer, sondern eher ein Elektrobastler mit einem kleinen Fernsteuergerät in der Hand, mit dem er sein Auto während des »Rennens« aus sicherer Distanz bedient. Genau genommen steuert er dabei auch gar nicht das Auto selbst, sondern eine recht spezielle Automusikanlage. Die aber hat es in sich. Denn der einzige Zweck des dB Drag Racing ist es, einen möglichst ohrenbetäubenden Lärm zu erzeugen. dB steht in dieser skurrilen Sportart für Dezibel, und das ist ein Maß für den Schalldruckpegel.
Zum Einstimmen hier ein paar Vergleichswerte:
10 dB: leiser Atem, leises Blätterrauschen
20 bis 30 dB: sehr ruhiges Zimmer
40 bis 60 dB: sprechender Mensch
60 bis 80 dB: fahrender PKW
100 dB: Presslufthammer, Diskothek
110 bis 140 dB: Kampfflugzeug
140 dB: Schuss (Kleinkalibergewehr)
150 dB: Düsenflugzeug (Triebwerk)
194,1 dB: theoretisch höchstmöglicher Druckpegel bei verzerrungsfreiem Schall
Die Dezibel-Skala ist nicht linear, sondern logarithmisch geteilt. Das bedeutet, dass eine Erhöhung um 10 dB jeweils einer Verdopplung des Schalldruckpegels gleichkommt. Gegenüber einem Presslufthammer mit 100 dB erzeugt ein Düsentriebwerk also den 32-fachen Schalldruckpegel. Die Schmerzschwelle für das gesunde menschliche Ohr ist bei 134 dB bereits erreicht, dauerhafte Schäden können aber selbst bei kurzer Einwirkung schon bei 120 dB eintreten.
Mit diesem Grundwissen lässt sich beurteilen, was die dB Dragsters im Wettbewerb Großartiges leisten. Messwerte von 155 bis 160 dB sind bei Meisterschaften keine Seltenheit. Der Weltrekord liegt allerdings bei 180,5 dB, erzeugt von einem einzigen gigantischen Subwoofer. Das ist der achtfache Schalldruckpegel eines Düsenflugzeugs!
Kein Wunder, dass die Veranstalter von dB Drag Races von den Teilnehmern verlangen, dass diese eine Erklärung unterschreiben, in der sie versichern, verstanden zu haben, »dass hohe Schalldruckpegel vorübergehenden oder dauerhaften Gehörverlust zur Folge haben können«. Eine echte Herausforderung für harte Männer!
Ein Subwoofer von fast einem Meter Durchmesser gibt schon einen ohrenbetäubenden
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