Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
oder Pedalkurbeln. Dazu saß der Fahrer zentral im Inneren des Rades. Eines der Modelle, die in der Fahrradgeschichte bis heute als Kuriosum bekannt geblieben sind, stammt aus dem Jahr 1869. Gebaut hat es Richard C. Hemmings aus New Haven, USA .Als Antrieb dienten Handkurbeln, die ein kleineres Rad drehten. Es ist das erste speichenlose Gefährt dieser Art, wie unser Bild zeigt. In den folgenden zwei Jahrzehnten entstanden Dutzende ähnlicher Konstruktionen, darunter einige mit recht groteskem Antrieb. So erfand Rudolph H. Koppel in Berlin ein Riesenrad, in dessen Innerem ein reguläres Fahrrad mit Rahmen, Sattel und schon recht modern wirkendem Tretkurbelantrieb lief und damit den äußeren Reifen antrieb. Es wäre einfacher gewesen, das innere Rad direkt auf der Straße fahren zu lassen.
Das 150 km/h schnelle Renn-Monorad des Italieners M. Goventosa.
Das 20. Jahrhundert stand dann im Zeichen des Geschwindigkeitsrauschs, nicht nur im Hinblick auf das in Mode kommende Auto, sondern auch im Hinblick auf das gute alte Monocycle: Es wurde motorisiert. Ein rasantes Modell baute 1931 der italienische Erfinder M. Goventosa aus Udine. Das Teufelsgefährt brachte es dank seines leistungsstarken Zweizylindermotors auf sage und schreibe 150 km/h. Besonders abenteuerlich funktionierte seineLenkung: Der Fahrer manövrierte es mit einem Steuerrad durch die Kurven, wobei er und sein Sattel mehr oder weniger in der Vertikalen blieben, während sich der große äußere Reifen in die Kurve legte. Das konnte bei hohem Tempo selbst hartgesottene Zuschauer in Angst und Schrecken versetzen.
Ein motorisiertes Fun-Einrad auf der Doo Dah Parade in Columbus, Ohio, 2011.
Heute feiern Monocycle-Motorräder ein gewisses Comeback, und das nicht nur als Jux-Gefährte, sondern als ernst gemeinte Benzinsparmodelle. Recht unkonventionell bleiben sie allemal, und nur wenige Mutige würden sich wohl mit ihnen auf die Autobahn oder gar in dichten Stadtverkehr wagen.
Morphing
Wenn Sie etwas libidinös sein sollten und Ihre exhibitionistischen Ambitionen gerne ungeniert, und vor allem inkognito, in aller Öffentlichkeit oder im Rahmen einer größeren Party ausleben möchten, dann bietet sich ein Zentai oder Morphsuit an. Diese figurbetonenden »Ganzkörperkondome« sind eine Weiterentwicklung der eng anliegenden Bodys, wie sie gelegentlich von Artisten und auch im Musiktheater, vor allem aber im Ballett getragen werden, nur lassen sie im Gegensatz zu diesen nicht das kleinste Fleckchen Haut unbedeckt. Weder die Füße, noch die Hände und auch nicht den Kopf. Diese farbige Schrumpffolie macht aus jeder nackten Person auf der Stelle einen perfekten Anonymus, der sich ungehemmt sehen und, sofern seine Formen das zulassen, bewundern lassen kann. Anfassen erlaubt, wenn nicht gar erwünscht.
Die Ganzkörperstrumpfhosen bestehen aus dehnbaren Kunststoffen wie Elastan, Nylon, Mikrofasergeweben oder Kunstsamt. Sie sind zwar von außen blickdicht,
aber wer sieträgt, kann durch die dünnen Stoffe hindurch ungehindert sehen und sogar trinken. Wie es sich allerdings auf der Toilette
verhält, darüber schweigt des Dichters Höflichkeit.
Etwas depersonalisiert wirkt dieses Aktmodell schon.
Zentai wurden in Japan erfunden und werden dort seit geraumer Zeit vermarktet. Die europäische Variante, den Morphsuit, stellt seit 2009 ein schottisches Unternehmen her. Benutzer dieser entpersönlichenden Kleidung betonen, dass das Outfit ihre sexuelle Hemmschwelle erheblich herabsetzt. Zudem fühlen sie sich eben auch in der Öffentlichkeit praktisch nackt und doch zugleich geschützt. Ein Gefühl, das alle höheren Säugetiere außer dem Menschen ständig haben dürften. Man könnte sagen, die Morphsuits kompensieren die psychische Wirkung des alttestamentarischen Feigenblattes.
N
Nyotaimori
Julie Bindel, Kolumnistin bei der renommierten britischen Tageszeitung The Guardian , fasste es so zusammen: Die Dame lag auf dem Tisch »wie in einer Leichenhalle, während sie auf ihre Obduktion wartete«.
Dabei handelte der Artikel weder von einer Totenwache noch gar von einem Mord. Aber der perfekte Leichenlook kam dennoch nicht von ungefähr: Die attraktive Nackte war zuvor sorgfältig vorbereitet worden. Zunächst musste sie eine langwierige Schulung durchlaufen, in der sie darauf trainiert wurde, stundenlang so unbeweglich wie eben möglich auf einem harten Tisch zu liegen, an den empfindlichsten Körperstellen bedeckt mit eisgekühlten Stückchen toter Fische und
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