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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix R. Paturi
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Garnelen, Reisbällchen und Seealgen. Unmittelbar vor ihrem skurrilen Auftritt hatte sie sich mit einer geruchsfreien Spezialseife am ganzen Körper gewaschen und danach eine ganze Weile eiskalt geduscht. Nun lag sie   – eben wie im Leichenschauhaus   – mit starrer Miene auf dem romantisch mit Schummerlicht erhellten Tisch auf einem gestärkten weißen Tafeltuch. Rundum saßen Gäste in nobler Kleidung, die auch für einen Leichenschmaus getaugt hätte, und pickten und zwickten die Sushi- und Sashimi-Bröckchen mit japanischen Essstäbchen von ihrem Bauch, aus ihrem Nabel, von den steifen unterkühlten Brustwarzen und von ihren wohlgeformten Schenkeln. Sie hatten sich den Eintritt zu diesem Diner der besonderen Art eine ganze Stange Geld kosten lassen.
    Nyotaimori   – japanisch für Präsentation des weiblichen Körpers   – heißt diese dämliche Erfindung im Bereich der Gastronomie. Mit japanischer Kultur hat das Ganze reichlich wenig zu tun. Es ist eine neuere Marotte übersättigter Reicher, die,von Japan ausgehend, im Begriff steht, einige Länder der westlichen Welt zu erobern. In den USA ist sie hier und da heute schon gängige Praxis, in Deutschland hält sie langsamer Einzug. Nyotaimori wird in besonderen Restaurants veranstaltet, aber auch von Catering-Spezialunternehmen und Party-Veranstaltern für Junggesellen-Feten, Damenkränzchen und Ähnliches angeboten. Letztere bevorzugen dabei meist die an sich seltener gefragte Spielart Nantaimori, bei der die nackte junge Dame durch einen ebensolchen Herrn ersetzt ist.
    Damit die Fischhäppchen schön frisch schmecken, wurde die Dame zuvor in kaltem Wasser gut gekühlt.
    Männern, denen das Vergnügen des Nyotaimori noch nicht erregend genug erscheint, können auf Wakame Sake ausweichen, eine allerdings auch in Japan weniger geübte Praxis. Wakame steht für weiches Seegras, und Sake ist der allseits bekannte japanische Reiswein. Der wird über den Unterleib der nackten Tischdame gegossen und sammelt sich dann im Schamdreieck, sofern das Model die Schenkel fest zusammenpresst. Aus dieser anatomisch geformten Trinkschale kann der lüsterne Gast den körperwarmen Sake dann entweder mit einem Strohhalm oder   – wenn er sich traut   – auch direkt mit dem Mund schlürfen. Wofür das weiche Seegras eine Umschreibung ist, lässt sich dabei wohl leicht erraten. Allerdings sind Nyotaimori und Wakame Sake nicht nach jedermanns Geschmack. Feministinnen laufen dagegen Sturm, und in manchen Ländern, allen voran China, sind diese Praktiken ganz verboten; in China nicht etwa aus moralischen, sondern aus hygienischen Gründen.

O
    Orgonakkumulator
    Die permanenten Versuche vieler Esoteriker, sich in der Sprache der Naturwissenschaftler auszudrücken und dies durch exakte Experimente zu belegen, sind es, die sie ohne Zwang oft der Kritik aussetzen, wenn nicht gar der Lächerlichkeit preisgeben. Das führt dann nicht selten auch dazu, dass geschäftstüchtige Zeitgenossen Aussagen formulieren, die nachgerade absurd sind. In den 1930er-Jahren versuchte ein Schüler Sigmund Freuds, seine Lehre auf ein streng naturwissenschaftlich exaktes Fundament zu stellen. Dieser Mann, Wilhelm Reich, ging wie schon Freud davon aus, dass Neurosen generell daraus entstehen, dass das Nervensystem gewisse libidinöse Energien nicht vollständig abführt, etwa bei einem Orgasmus. Reich suchte nun nach dem Charakter und dem Ursprung dieser ominösen Energien. Dazu legte er Kulturen an: etwa aus Meeressand, aus Matsch, Heu oder auch Watte. Dabei entdeckte er angeblich Bione, kleine Bläschen, die   – wie er meinte   – spontan in solchen Kulturen entstehen und aus denen sich lebende Zellen aus der zuvor unbelebten Materie entwickeln. Seiner Auffassung nach bildeten sie sich bei der Zersetzung organischer und anorganischer Materie, und genau das glaubte er unter Laborbedingungen nachweisen zu können. Bei diesem Prozess war, so glaubte er, auch Energiezufuhr nötig. Diese »biologische Energie« setzte er mit jener gleich, von der schon Freud gesprochen hatte und von der er annahm, sie sei in der Natur allgegenwärtig. In seinen Kulturen würde sie sich wie in einem Akkumulator sammeln. Reich nannte sie Orgon oder Orgonenergie.
    Nachdem er seine durch nichts gesicherte Hypothese erst einmal aufgestellt hatte, machte sich Reich sogleich an die Praxis.Er entwickelte und optimierte Orgonakkumulatoren. In der Tat konnte er feststellen, dass sich zum Beispiel eine Meeressandkultur, die

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