Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Meter weiter entfernt im weichen Waldboden. Für ein klassisches Metallsuchgerät ist das kein Problem. Seine wirklich große Spule befindet sich am unteren Ende eines langen Stabes, den man wie einen Scanner vor sich über dem Boden hin und her bewegen kann. Mit der Sandale müsste man schon neben dem Weg zwischen den Bäumen einen engen Zickzackkurs abschreiten, um fündig zu werden. Das Ding taugt allenfalls dazu, einen Autoschlüssel wiederzufinden, den man beim Picknick auf der grünen Wiese oder am Badestrand gerade mal unter seiner Decke verlegt hat. Aber um ihn zu orten, bedarf es der Sandalen nicht wirklich, es sei denn nach Einbruch der Dunkelheit.
Militärische Ehren
Ende des Jahres 1773 steuerte ein Schiff aus der kleinen Flotte des Entdeckers und Weltumseglers James Cook Neuseeland an. Ein Landungsboot näherte sich dem Strand und wurde dort von einer Gruppe einheimischer Maori empfangen. Über die näheren Umstände erfuhr Cook selbst erst im Folgejahr Genaueres. Die Maori hatten die elf Mann Besatzung des Bootes getötet und möglicherweise gegessen. Noch heute stellen die Maori selbst den Vorfall so dar: Ihre Vorfahren hätten die fremden Besucher zunächst als Freunde willkommen geheißen. Dazu gehört ein Begrüßungszeremoniell, das bei ihrem Volk üblich ist. Man schickt den Gästen die stärksten Krieger entgegen, um sie zu ehren. Dabei stoßen die kampferprobten Männer wilde Schreie aus, schlagensich mit den Fäusten auf Unterarme und Brust und ziehen wilde Grimassen, wobei sie des Öfteren ihre Zungen weit herausstrecken. Dann werfen sie den Besuchern eine Waffe, meist ein Messer, vor die Füße. Das weitere Ritual sieht nun vor, dass der Anführer der Besucher diese Waffe aufhebt und sie freundschaftlich dem Anführer der Maori-Krieger überreicht. Damit ist dann die Begrüßungszeremonie abgeschlossen. Cooks Männer allerdings kannten diese absurden Gepflogenheiten nicht und missdeuteten sie als realen Angriffsversuch. Also gaben sie sich nicht als friedfertige Besucher, sondern sahen sich akut bedroht und versuchten sich zu verteidigen. Die Maori ihrerseits glaubten nun, die Fremden seien gekommen, um sie anzugreifen, und überwältigten sie.
Wem das rituelle Zeremoniell des »wilden« Stammesvolkes – mit dem übrigens noch heute Touristengruppen begrüßt werden – reichlich grotesk vorkommt, der sollte sich dessen bewusst sein, dass sich die sogenannten »zivilisierten« Völker regelmäßig genauso albern verhalten. Hierzulande nennt man eine derart martialische Begrüßung einen Empfang mit militärischen Ehren und spricht dabei auch noch von einem diplomatischen Protokoll. Im Grunde aber ist das eine dämliche Erfindung. Diese militante Macht- und Überlegenheitsdemonstration ist sogar gemäß internationaler protokollarischer Übereinkunft eine Pflichtübung. Jeder Staat, der über eigene Streitkräfte verfügt, muss ausländische Staatsgäste mit einem derartigen Säbelrasseln begrüßen und verabschieden. Begründet wird das mit der Notwendigkeit, gegenüber dem ranghohen Besucher die eigene Souveränität zu demonstrieren, während dieser, zum Abschreiten der Front verpflichtet, sich davon überzeugen muss, dass der »Freund« solide bewaffnet ist. Zugleich wird dem Gast vorgeführt, dass die Begrüßungsformation eine erheblich abschreckende und einschüchternde Wirkung hat, denn die vorgeführten, Kriegswillen demonstrierenden Mannen sind besonders hart gedrillt und verhalten sich entsprechend militant.
Militante Bedrohungsgesten als Begrüßung hoher Gäste sind weltweit verbreitet: Bei den Maori ebenso …
Je nach Staat verläuft das martialische Protzgehabe etwas unterschiedlich. In Deutschland kommt in der Regel ein ganzer Operettenkrieg zur Aufführung. Das beginnt damit, dass dem anfliegenden Regierungsflugzeug des Gastes zwei Kampfjets entgegengeschickt werden, welche die Maschine eskortieren, was durchaus den Charakter eines Zwangsgeleits hat. Am Boden angekommen, will der Gast aus der Maschine steigen. Doch kaum steht er auf der Gangway, empfängt ihn eine Salve von 21 Artillerieschüssen, während über seinem Haupt bedrohlich Kampfmaschinen kreisen. Erst nach dem letzten Schuss darf der hohe Gast Freundesland betreten. Doch noch immer begegnet man ihm mit Drohgebärden, von denen sich die wildesten Maori-Krieger noch eine Scheibe abschneiden könnten. 26 Soldaten und ein Offizier nehmen ihn martialisch in Empfang. Hater sich an diesem Spalier
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