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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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und legte die Stahlstreben frei, die das Mauerwerk getragen hatten. Die Couch und die Sessel waren durch die Steine zerfetzt worden. Ein Teil der Sitzgarnitur lag brennend im Garten. Nur der Fernseher stand wie unberührt auf dem Holztisch.
    Schwankend kam Zachary hoch. Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle war zu trocken. Tan stöhnte. Seine Wange blutete, aber auch er schien den Sturz gut überstanden zu haben.
    „Danke“, keuchte er.
    Stumm blickte Zachary auf das Feuer. Die Flammen fraßen mehr und mehr des Holzhauses.

7
    Ian war gleich ins Bett gegangen, nachdem er Bpm bis spät abends im Laden seines Vaters geholfen hatte. Doch obwohl er todmüde war, wollte der Schlaf nicht kommen. Selbst Zeros Schnarchen, das ihn gewöhnlich einschlafen ließ, störte ihn. Zu viel ging ihm im Kopf herum und er spürte seine Muskeln wie nach einem anstrengenden Rugby-Spiel. Immer wieder sah er das Feuer, Cathys Blick und Steve, der ihn anschnauzte. Ständig meinte er, das Sirren und Fiepen zu hören. Irgendwann gegen zwei Uhr stand er auf und tapste durch sein Zimmer, um die Quelle des Geräuschs zu suchen. Benommen lauschte er in jede Ecke, voller Angst, das Fiepen könnte anschwellen wie im Hangar. Er fand nichts. Hatte er tatsächlich bereits im Schlaf von Geistern geredet?
    Nachdenklich blickte er auf die Taschenuhr seines Großvaters, die er auf den Nachttisch gelegt hatte.
    Seelen in Flammen. Zeit in Unruh.
    Er wälzte sich von einer Seite auf die andere und schob die Decke weg, weil er wieder die Hitze des Hangars zu spüren glaubte. Wenn er die Augen schloss, kam vor allem die Angst zurück. Die Panik, die ihn überwältigt hatte. Wieso hatte nur er das Fiepen gehört?
    Warum hatte Cathy nichts bemerkt? … Cathy. Er versuchte, an sie zu denken. Das war angenehmer.
    Wieso ließ sie sich von diesem Trottel küssen? Sicher waren sie schon viel weiter gegangen. Wenn er sich vorstellte, wie Captain Kinnfresse seine Hand unter ihr Top schob … Hätte doch nur er in diesem alten Auto auf der Rückbank gelegen, ihren Kopf in seinen Armen, der Geschmack ihrer Haut und …
    Ian spürte, wie ihn Cathys Lächeln in den Schlaf wiegte. Er hätte nicht sagen können, wann sie ihn in das Traumland gelockt hatte, aber er bemerkte, dass sie bereits vom Land abstießen und durch den Nebel der Tagbilder hinüberglitten. Lautlos.
    „Das ist wirklich mein Ernst, Olivia. Ja, du lachst, aber was, wenn er wirklich gezündelt hat?“
    Peters Stimme riss Ian aus dem Halbschlaf. Eine Tür klappte. Innerlich fluchend, gerade jetzt im sanften Sog des Einschlafens gestört zu werden, drehte er sich zur Tür. Sprach Peter über ihn?
    In der Küche wurden Schubladen aufgezogen und nach Besteck gesucht. „Ich sage ja nur, er sollte da wieder hingehen.“
    „Zum Psychiater?“, hörte er seine Mutter aus dem Wohnzimmer fragen. Wahrscheinlich saß sie vor dem Fernseher und sah eine ihrer Game-Shows.
    Ian rieb sich den Schlaf aus den Augen. Psychiater? Sie redeten tatsächlich über ihn. Er erinnerte sich vage, als kleiner Junge mal bei einem Mann gewesen zu sein, der ihm komische Fragen gestellt hatte. Schemenhaft sah er wieder den nüchternen Raum mit der Glasscheibe vor sich, hinter der er seine Mutter dabei ertappt hatte, wie sie ihn beim Malen beobachtete. Ihm fiel wieder ein, dass er oft geweint hatte, weil der glatzköpfige Arzt seine Bilder in einem Aktenordner verschwinden ließ. Es musste ein paar Jahre nach dem Tod seines Vaters gewesen sein.
    „Zu meinem Freund, Bernstein. Genau.“
    „Bernstein … Der verschreibt ihm nur wieder diese Pillen.“
    Ian rutschte im Bett hoch, um besser hören zu können.
    „Na und, was ist schlecht an den Pillen?“, erwiderte Peter gereizt. „Ich sage dir, du hättest sie ihm damals weiter geben sollen. Warum hast du sie abgesetzt? Es lief doch gut.“
    „ Weil es gut lief.“
    Mittlerweile war Ian hellwach. Leise schwang er die Beine über die Bettkante und schlich zur Tür. Von unten drang Gelächter aus dem Fernseher, dann die Ansage eines Showmasters.
    „Ach, Olivia, du weißt, dass die Pillen nicht heilen. Ian ist davon nicht gesund geworden, Herrgott. Sie unterdrücken es nur.“
    „Sie haben ihn immer müde gemacht. Und was sollen sie bringen, wenn sie nur an den Symptomen herumdoktern?“
    „Immer noch besser, als gar nichts zu unternehmen. Jetzt sieht er sie wieder. Das Problem ist doch, dass wir nicht mal wissen, was die Ursache ist. Symptome von was? Das ist doch die Frage. Wir

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