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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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und starrte in die Dunkelheit. Zero winselte leise. Ob er das Geräusch auch hörte? Er blieb recht ruhig, obwohl er sonst bei ungewöhnlichen Geräuschen sofort zu bellen begann. Ian riss ein Küchentuch vom Ständer und presste es sich unter die Nase, dann kniete er sich auf den Boden und tastete im Dunkeln nach der Taschenlampe.
    „Mach bloß, dass sie noch geht“, betete er, als er sie unter dem Tisch hervorzog. Sein Flehen wurde erhört. Die Lampe funktionierte.
    Darauf gefasst, jeden Moment einen Geist zu entdecken, leuchtete er langsam die Küche und den Flur ab. Dann rappelte er sich auf und ging zum Lichtschalter. Doch das Haus blieb dunkel.
    Mit gezückter Taschenlampe schlich er in den Flur. Überrascht stellte er fest, dass Zero ihm mit eingekniffenem Schwanz folgte. Konnte er das unheimliche Geräusch etwa doch hören oder ängstigte ihn nur die ungewohnte Dunkelheit?
    Nach jedem Meter wurde das Knistern intensiver. Es vibrierte in der Luft, schien aus allen Richtungen auf ihn einzudringen. Dennoch meinte er ein Zentrum auszumachen.
    Was immer das Fiepen verursachte: Es kam aus dem Keller. Vor der dünnen Tür war das Geräusch deutlich lauter. Sollte er die Tür unter der Treppe öffnen und wirklich nachsehen, was den Spuk verursachte?
    Ian blickte zu Zero. Im Strahl der Taschenlampe sah er, dass sein Hund den Kopf gesenkt hielt. Irgendetwas machte ihm Angst.
    „Komm, Zero! Es ist nur der Sicherungskasten. Nur die Sicherung. Keine Angst.“ Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. „He, du willst mich doch nicht allein darunter gehen lassen?“ Der Hund legte den Kopf schief, zögerte, trat dann jedoch an Ians Seite. „So ist’s brav.“ Er tätschelte ihm den Rücken.
    Als Ian die Hand auf die Klinke der Kellertür legte, spürte er, wie das Fiepen das Metall vibrieren ließ. Er atmete tief durch, dann zog er die Tür auf.
    Er ließ den Strahl der Taschenlampe über die schmale Holztreppe gleiten. Der Geruch von unverputzten Wänden und Moder schlug ihm entgegen. Staub tanzte im Kegel des Lichts und Ian spürte ungewöhnlich warme Luft hinaufströmen.
    Zögernd stieg er die erste Treppenstufe hinunter, klammerte sich an die Taschenlampe wie ein Ertrinkender an seinen Rettungsring. Ian wollte nach Zero rufen, als der Hund mit einem Mal an ihm vorbeischoss und nach unten wetzte.
    „Warte, Zero!“
    Doch der Setter hörte nicht und verschwand am Fuß der Treppe im Dunkeln.
    „Zero!“
    Mit der Hand an den Mauersteinen, folgte Ian ihm hinab. Er wusste, dass der Sicherungskasten gleich unten am Ende der Treppe hing. Endlich erfasste der Lichtstrahl den grauen, unscheinbaren Kasten.
    Noch einmal rief er nach Zero, aber er kam nicht. Ian wollte den Kasten öffnen, als ihm plötzlich ein Gesicht entgegenstarrte.
    Eine Fratze glotzte ihn an und – Sein Herz pochte wild.
    Aber es war nur sein eigenes Gesicht, das sich verzerrt in der lackierten Tür spiegelte. „Shit!“ Ian schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Dann klappte er mit zittriger Hand den Kasten auf, leuchtete gründlich die Sicherungen ab und prüfte, ob eine durchgebrannt war. Nein, lediglich die Hauptsicherung war herausgesprungen.
    „Na also“, flüsterte Ian erleichtert und drückte sie wieder rein. Doch sofort – KLACK – sprang sie wieder heraus. Noch einmal presste er sie zurück, aber sie rastete nicht ein. Das Licht blieb aus.
    Wäre doch Bpm hier! Er hätte sicher erklären können, warum die Hauptsicherung streikte. Bestimmt hätte er gewusst, wie die Sicherung und das unheimliche Summen zusammenhingen.
    Das Summen. Es war noch immer da. Dieses nervtötende Fiepen ging ihm durch Mark und Bein. Was immer es auch war, er wollte es nicht wissen.
    Ich werde Zero holen und rüber zu Bpm gehen, beschloss er. Olivia werde ich von drüben anrufen. Sie kann mich dort abholen, wenn sie aus der Oper zurück ist.
    Ihm wurde bewusst, dass sein bester Freund nicht zu Hause war. Egal, selbst der Gedanke, bei Bpms betrunkenem Vater auf der Couch zu sitzen, erschien ihm angenehmer, als allein in diesem dunklen Haus auf seine Eltern zu warten. Entschlossen rief er nach Zero. Doch der Setter reagierte nicht. Wo steckte er nur?
    Ian leuchtete den Kellerboden ab und konnte Zeros Pfotenabdrücke im Staub erkennen. Der Keller war nicht sehr groß, aber unübersichtlich. Überall standen Kisten, alte Verpackungen und ausrangiertes Spielzeug herum. Er erkannte das Trimm-dich-Rad seiner Mutter, das sie auf einen kaputten Wäschetrockner

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