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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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gelegt hatte. Ein paar Bierkästen, in denen mittlerweile Spinnen hausten, warteten vergeblich darauf, zurückgebracht zu werden.
    Umso weiter er in das Labyrinth aus Vorrats- und Stauräumen vordrang, desto wärmer wurde es. Als Ian in eine Nische leuchtete, um Zero zwischen den alten Mauerfächern für die Kohlebriketts zu suchen, merkte er zu seiner Verblüffung, dass es gar nicht mehr dunkel war. Ein sanfter, grünlicher Schein erhellte den einstigen Kohlenkeller.
    Er zögerte, die Lampe auszuknipsen, um die Quelle des Glimmens zu finden, tat es dann aber doch.
    Geister, Ian.
    Das schwache Licht drang aus dem Nachbarraum, wo Peter vor Wochen die Ersatzteile seiner Harley eingelagert hatte und wo sie neben alten Fahrrädern die nächsten Jahre vor sich hingammeln würden.
    Ian rann der Schweiß über die Stirn. Bei jedem Atemzug stach die Hitze in seine Lunge. Sein Hemd klebte an seinem Körper. Eine Schrecksekunde lang dachte er, das Leuchten käme von einem Feuer, doch es war grün und flackerte auch nicht. Es konnte kein Feuer sein, was dort durch die Tür zum Nachbarraum schien.
    Ein Feuer. Sei nicht dumm, Ian.
    Sie sind hier.
    „Zero“, rief Ian mit brüchiger Stimme. Angst schnürte ihm die Kehle zu. Genau wie im Hangar. Das Summen in seinem Kopf wurde immer lauter. Längst hatte sein Nasenbluten das Papiertuch durchnässt. Blut war auf sein Hemd getropft.
    Das Licht fiel durch den Durchgang und erhellte die Schaufeln und Harken, die hinter den Kästen mit den vertrockneten Blumen an der Wand lehnten.
    Wie angewurzelt stand Ian da, nicht fähig, weiter zu gehen, aber auch nicht in der Lage, zurückzuweichen. Obwohl ihm der Schweiß von der Stirn tropfte, fröstelte ihn. Warum kam Zero nicht?
    „Zero!“ Hielt ihn das Licht fest? Oder derjenige, von dem es ausging?
    Seine Stimme hallte durch den Keller. Er horchte, aber er konnte weder ein Bellen noch ein Winseln hören. Da war nichts. Nur das Fiepen.
    „Zero!“
    Zitternd knipste er die Taschenlampe wieder an und ließ das Licht in Richtung Nebenraum gleiten. Doch das grüne Leuchten verschluckte das Licht. Er atmete tief ein und fasste sich ein Herz. Was immer dort in diesem Raum auf ihn wartete, er würde sich ihm stellen. Und Zero dort rausholen.
    Seine Hand tastete nach einem Spaten. Das Holz fühlte sich warm an. Er packte ihn und trat mit einer schnellen Bewegung durch die Tür. Er wollte einen Schrei ausstoßen, doch er erstarrte, den Spaten zum Schlag erhoben.
    Das Wesen wuchs weder aus dem Boden noch aus der Wand. In Kopfhöhe schob es sich aus der Luft. Es entstand aus dem Nichts, begann und endete mitten im Raum. Halbdurchsichtig. Ohne klare Form.
    Es war einfach da.
    Es gehörte nicht hierher.
    „Was –?“, brachte Ian hervor und senkte den Spaten. Er traute sich nicht, sich zu bewegen. Das Fiepen dröhnte in seinem Kopf. Er kniff die Augen zusammen.
    Das war alles nicht wahr. Es war ein Albtraum. In Wirklichkeit lag er auf der Couch und träumte.
    Da entdeckte er Zero. Der Rüde saß mit schiefgelegtem Kopf mitten im Raum. Erwartungsvoll starrte er den Geist an, der sich vor ihm in der Luft unablässig veränderte.
    Wie gefrorenes Wasser schimmerte die Erscheinung, glomm in unterschiedlichen Farben. Mit einem Schlag wurde sie größer und breiter, schwebte in der Luft wie eine aufgeblasene Leiche. Ian meinte, einen Rumpf zu erkennen, Arme, Beine. Er glaubte, einen Menschen zu sehen. Verschwommen nur, als kämpfe er gegen eine unsichtbare Mauer aus Energie an. War es sein Vater?
    Ian wich einen Schritt zurück, doch da gebar diese Gestalt zahlreiche Arme und Beine. Sie erinnerte ihn an einen Baum, an Äste, Zweige, die verschlungen aus dem Nichts wuchsen und sich langsam in die Luft streckten. Eine feingliedrige Hand oder … oder Spinnenbeine.
    Ian schätzte, dass der Geist jetzt größer als Peter war, aber es war schwer zu sagen, denn er änderte laufend seine Form. Wie dichte Nebelschwaden, nur ein wenig deutlicher zeichnete er sich im Keller ab. Hitze ging von ihm aus und Ian kniff die Augen zusammen, um seine Gestalt besser zu erkennen.
    Er konnte nicht hindurchsehen, aber er konnte in ihn hineinsehen. Es war schwer zu beschreiben, denn es war das Eigenartigste, was Ian je gesehen hatte. Erst nach ein paar Sekunden wusste er, an was ihn das wabernde Farbschauspiel erinnerte: an Computeraufnahmen von Körpern. An Scans, die im Krankenhaus gemacht wurden und mit denen man Zentimeter für Zentimeter in den Körper der Kranken sehen

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