Das Licht der Flüsse
nachdenken und nachdenken, und wenn er die Antwort nicht wisse: »Jessas, dann
würde er Ihnen gar nichts sagen –
foi, il ne vous le dira pas
!« –, was wirklich einem sehr hohen Maß an Vorsicht entspricht. In regelmäßigen Abständen fragte Monsieur Hector, den Mund
voll Beefsteak, seine Frau, in welchem Alter der kleine Kerl das eine oder andere Bedeutende von sich gegeben habe, und ich
bemerkte, dass Madame dem meist mit Naserümpfen entgegnete. Sie selbst war nicht prahlerisch veranlagt, doch wurde sie nicht
müde, das Kind zu liebkosen; und sie schien ein sanftes Vergnügen darin zu finden, alle glückverheißenden Momente seines kurzen
Daseins in Erinnerung zu rufen. Kein Schuljunge könnte mehr von den Ferien sprechen, die vor ihm liegen, und weniger von der
dunklen Schulzeit, die unweigerlich darauf folgt. Sie wies, mit einem Stolz, der vielleicht zum Teil kaufmännische Ursprünge
hatte, aufseine Taschen, die mit Kreiseln, Pfeifen und Schnüren zum Bersten vollgestopft waren. Wenn sie in einem Haus einen Geschäftsbesuch
abstattete, begleitete er sie anscheinend, und wann immer sie etwas verkaufte, erhielt er einen
sou
vom Profit. Die beiden guten Leute verdarben ihn wirklich in hohem Maße. Aber sie achteten dennoch auf seine Manieren und
ermahnten ihn wegen ein paar kleiner Benimmfehler, die er während des Essens ab und an erkennen ließ.
Im Großen und Ganzen kränkte es mich nicht allzu sehr, für einen Hausierer gehalten zu werden. Ich bin vielleicht der Meinung,
dass ich mit größerer Vornehmheit gespeist habe oder meine Französischfehler einer anderen Klasse angehören, doch es war klar,
dass derartige Feinheiten von der Wirtin und den beiden Arbeitern ignoriert wurden. Im Wesentlichen hinterließen wir und die
Gilliards in der Bierstube denselben Eindruck. Monsieur Hector fühlte sich natürlich heimischer und spuckte große Töne, doch
dies ließ sich durch den Umstand erklären, dass er in einem Eselskarren reiste, während wir armen Kerle zu Fuß unterwegs waren.
Ich glaube, die anderen dachten ganz ohne böse Absicht, wir würden vor Neid sterben angesichts des beruflichen Erfolgs des
Neuankömmlings.
Und dessen bin ich mir sicher: Ein jeder taute auf, wurde freundlicher und geselliger, sobald diese unschuldigen Leute die
Bühne betraten. Ich wäre nur ungern dazu bereit, dem Handelsreisenden eine große Geldsumme anzuvertrauen, aber ich bin mir
sicher, sein Herz saß am rechten Fleck. Wenn man in dieser wirren Welt ein oder zwei vernünftige Ansichten bei einem Menschen
findet – vor allem wenn man eine ganze Familie findet, die unter so angenehmen Bedingungenzusammenlebt –, dann kann man vollauf zufrieden sein und den Rest als gegeben voraussetzen oder, was noch besser ist, sich
tapfer dazu entschließen, dass man ohne den Rest bestens zurechtkommt, dass zehntausend schlechte Eigenschaften eine einzige
gute nicht weniger gut machen.
Es wurde langsam spät. Monsieur Hector zündete eine Stalllaterne an und ging hinaus, um nach seinem Karren zu sehen, und mein
junger Gentleman entledigte sich des besseren Teils seines Gewandes, um unter allgemeinem Gelächter auf dem Schoß seiner Mutter
und danach auf dem Boden herumzutollen.
»Wirst du alleine schlafen?«, fragte das Dienstmädchen.
»Das ist kaum zu befürchten«, sagte Master Gilliard.
»In der Schule schläfst du allein«, widersprach seine Mutter. »Komm schon, sei ein Mann.«
Doch er protestierte, dass Schule etwas anderes sei als Ferien, dass es in der Schule Schlafsäle gäbe, und beendete die Diskussion
mit Küssen. Seine Mutter lächelte, niemand war glücklicher darüber als sie.
Es war wirklich, wie er es bezeichnete, kaum zu befürchten, dass er allein schlafen müsste, denn es gab nur ein Bett für das
Trio. Wir hingegen hatten heftig dagegen protestiert, ein Ruhelager teilen zu müssen, und bekamen ein Kämmerchen mit zwei
Betten im Dachgeschoss des Hauses, das zudem mit exakt drei Kleiderhaken und einem Tisch möbliert war. Es gab nicht einmal
ein Glas Wasser. Aber die Fenster ließen sich öffnen – mit etwas Glück.
Eine Weile bevor ich einschlief, wurde der obere Teil des Hauses von lautstarken Schnarchtönen erfüllt: Die Gilliards, die
Arbeiter und die Wirtsleute waren wohl einvernehmlichdaran beteiligt. Draußen schien der Neumond strahlend hell über Pont-sur-Sambre und auf die Bierstube, wo wir Hausierer alle
in unseren Betten lagen.
Auf dem
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