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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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jungen Männern wie Fliegen verscheuchen zu lassen.
    Als ich diese Geschichte dem Kapitän der
Cigarette
erzählte, meinte er trocken: »Sie müssen eine eigenartige Vorstellung davon haben, wie englische Diener sich benehmen. Du
     hast mich an der Schleuse wie ein wildes Tier behandelt.«
    Ich war ziemlich beschämt, aber meine Laune war angeschlagen gewesen, so viel zu meiner Verteidigung.

In Landrecies
    In Landrecies regnete und stürmte es immer noch, doch fanden wir ein Zweibettzimmer mit reichlich Möbeln, echten Wasserkrügen
     mit echtem Wasser und eine Mahlzeit: eine echte Mahlzeit, der es an echtem Wein nicht mangelte.Nachdem wir eine Nacht lang Hausierer und den ganzen darauffolgenden Tag Zielscheibe für die Naturgewalten gewesen waren,
     wärmten diese bequemen Bedingungen mein Herz wie Sonnenschein. Am Tisch saß ein englischer Obsthändler, der mit einem belgischen
     Kollegen reiste. Abends im
café
sahen wir zu, wie unser Landsmann eine Menge Geld für ein Glas Wein nach dem anderen ausgab. Ich weiß nicht warum, aber das
     freute uns.
    Es stellte sich heraus, dass wir mehr von Landrecies zu sehen bekommen sollten, als wir erwartet hatten, denn das Wetter am
     nächsten Tag war einfach irrsinnig. Es ist nicht gerade ein Ort, den man sich für einen Ruhetag ausgesucht hätte, denn er
     besteht hauptsächlich aus Befestigungsanlagen. Hinter den Wehrmauern versuchen sich ein paar Häuserblocks, eine lange Reihe
     Kasernen und eine Kirche, mit welchem Erfolg auch immer, als Stadt zu präsentieren. Es scheint keinen Handel zu geben; ein
     Ladenbesitzer, dem ich ein billiges Feuerzeug abkaufte, war so gerührt, dass er mir die Taschen gratis mit Ersatzfeuersteinen
     füllte. Die einzigen öffentlichen Gebäude, die uns interessierten, waren das Hotel und das
café
. Aber wir besichtigten die Kirche. Dort ruht Marshal Clarke. Und da keiner von uns je von diesem Kriegshelden gehört hatte,
     ertrugen wir die Assoziationen, die dieser Ort wachrief, mit Fassung.
    In allen Garnisonsstädten erzeugen Wachsignale und
réveilles
und dergleichen eine nette romantische Unterbrechung der zivilen Alltagsgeschäfte. Hörner und Trommeln und Querpfeifen sind,
     schon für sich genommen, die wundervollsten Dinger auf Erden; und wenn sie an Armeen im Gleichschritt und die malerischen
     Wechselfälle des Kriegeserinnern, dann wecken sie etwas wie Stolz im Herzen. Doch in einer Geisterstadt wie Landrecies, in der sich sonst kaum etwas
     regt, sorgen diese Armeeposten regelrecht für Wirbel. Tatsächlich waren sie das einzig Erinnerungswürdige. Es war genau der
     richtige Ort, um nachts im Dunkeln dem Rundgang zu lauschen, dem festen Tritt marschierender Männer und dem erschreckenden
     Widerhall der Trommel. Es erinnerte daran, dass sogar dieser Ort ein Punkt im großen Kriegführungsnetz Europas ist und eines
     fernen Tages von Kanonenrauch und -donner umringt sein und sich einen Namen unter den befestigten Städten machen könnte.
    Auf jeden Fall steht die Trommel wegen ihres martialischen Klangs und ihrer bemerkenswerten physiologischen Wirkung, ja sogar
     wegen ihrer klobigen und komischen Form einzig unter den lärmerzeugenden Instrumenten da. Und falls es stimmt, was ich gehört
     habe, dass Trommeln mit Eselfell bespannt sind, welch malerische Ironie ergäbe sich daraus! Als sei die Haut dieses duldsamen
     Tiers nicht zu Lebzeiten genug geschunden worden, mal von Gemüsehändlern aus Lyon, mal von überheblichen hebräischen Propheten,
     muss sie ihm nach dem Tod auch noch von den armen Hintervierteln abgezogen, auf eine Trommel gespannt und Nacht für Nacht
     durch die Straßen jeder Garnisonsstadt Europas geschlagen werden. Auf den Anhöhen von Alma und Spichern und wo immer die rote
     Flagge des Todes weht und dieser seinen eigenen kraftvollen Schlag zum Kanonendonner ertönen lässt, muss es auch einen Trommelknaben
     geben, der mit bleichem Gesicht über die gefallenen Kameraden hinwegeilt und dieses Stück Fell von den Lenden des friedlichen
     Esels traktiert und bearbeitet.
    Im Allgemeinen gibt es keine nutzlosere Beschäftigung, als auf Eselhaut einzutrommeln. Wir wissen um die Wirkung am lebendigen
     Tier und dass unser träger Esel seine Schritte nicht durch Schläge beschleunigt. Doch in diesem mumifizierten und melancholischen
     Daseinszustand, wenn die leblose Haut unter dem Schlag des Trommlers erbebt und jedes Rumtabum direkt ins Herz eines Mannes
     dringt, wo es Wahnsinn und jenes Pochen des Blutes

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