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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich eine vielsagende
     Lektion in Geschichte? Doch endlose Weiten dieser eng verwurzelten Patriarchen, deren grüne Wipfel im Wind sich wiegen, deren
     strammeSprösslinge sich nach ihren Knien recken – ein ganzer Wald, gesund und schön, dem Licht Farbe und der Luft Duft verleihend
     –, ist das nicht das beeindruckendste Stück im Repertoire der Natur? Heine wollte wie Merlin unter den Eichen von Brocéliande
     ruhen. Ich könnte mich nicht mit einem Baum zufriedengeben; doch wenn der Wald zusammenwüchse wie ein Banyan-Hain, dann würde
     ich gern unter der Pfahlwurzel des Ganzen begraben sein; meine Bestandteile würden von Eiche zu Eiche zirkulieren, und mein
     Bewusstsein würde sich über den ganzen Wald verteilen und der Ansammlung grüner Wipfel ein gemeinsames Herz schenken, so dass
     sie sich ihrer eigenen Schönheit und Würde erfreuen kann. Mir ist, als spürte ich, wie tausend Eichhörnchen in meinem riesigen
     Mausoleum von Ast zu Ast springen und die Vögel und Winde fröhlich über seine gewellte blättrige Oberfläche jagen.
    Ach! Der Wald von Mormal ist nur ein Wäldchen, und es war nicht mehr als eine kurze Strecke, die wir an seinen Grenzen entlangfuhren.
     Die übrige Zeit kam der Regen weiterhin in Güssen und der Wind in Sturmböen, bis man bei diesem unbeständigen, scheußlichen
     Wetter ganz trübsinnig wurde. Es war eigenartig, dass es ausgerechnet dann zu schütten begann, wenn wir die Boote über eine
     Schleuse tragen und unsere Beine enthüllen mussten. So war es immer. Das ist eine von jenen Ursachen, die eine persönliche
     Abneigung gegen die Natur hervorrufen. Es scheint keine Erklärung dafür zu geben, warum der Schauer nicht fünf Minuten früher
     oder später kommen sollte, es sei denn, man unterstellt böswillige Absichten. Der Kapitän der
Cigarette
trug einen Regenmantel, der ihn mehr oder weniger überdiese Wetterwechsel erhob. Doch ich musste den Großteil schutzlos ertragen. Allmählich erinnerte ich mich daran, dass die
     Natur weiblich ist. Mein Gefährte, der bei besserer Laune war, lauschte meinen Klageliedern mit großer Zufriedenheit und stimmte
     ironisch mit ein. Als verwandtes Beispiel nannte er das Spiel der Gezeiten, die, wie er meinte, »ausschließlich der Verwirrung
     von Kanufahrern dienen, es sei denn, sie sind dazu da, eine fruchtlose Eitelkeit des Mondes zu befriedigen«.
    An der letzten Schleuse kurz vor Landrecies weigerte ich mich weiterzufahren und setzte mich trotz Regen ans Ufer, um meine
     Pfeife neu anzuzünden. Ein lebhafter alter Mann, den ich mittlerweile für den Teufel halte, kam herbei und befragte mich zu
     unserer Reise. Offenherzig breitete ich ihm unsere Pläne aus. Er sagte, dies sei das dümmste Unternehmen, von dem er je gehört
     habe. Wüsste ich denn nicht, fragte er, dass es den ganzen Weg über nichts als Schleusen, Schleusen, Schleusen gebe? Ganz
     zu schweigen davon, dass die Oise zu dieser Jahreszeit ziemlich ausgetrocknet sei? »Nehmen Sie den Zug, junger Mann«, sagte
     er, »und fahren Sie nach Hause zu Ihren Eltern.« Ich war über die Boshaftigkeit des Mannes so erstaunt, dass ich ihn nur schweigend
     anstarren konnte. Ein Baum hätte nie so mit mir gesprochen. Schließlich brachte ich ein paar Worte über die Lippen. Wir seien
     in Antwerpen aufgebrochen, sagte ich ihm, und hätten schon eine beträchtliche Strecke zurückgelegt. Den Rest würden wir trotz
     seiner Worte auch noch schaffen. Ja, und wenn es keinen anderen Grund gäbe, würde ich es schon deshalb tun, weil er gesagt
     hat, dass es nicht möglich wäre. Der freundliche alte Herr sah mich höhnisch an,deutete abfällig auf mein Kanu und spazierte kopfschüttelnd von dannen.
    Ich kochte innerlich noch immer, als zwei junge Burschen des Weges kamen, die mich für den Diener des Kapitäns der
Cigarette
hielten, wahrscheinlich weil sie mein bloßes Hemd mit dem Regenmantel meines Freundes verglichen, und mir viele Fragen über
     meine Position und den Charakter meines Herrn stellten. Ich sagte ihnen, er sei ganz in Ordnung, habe sich aber diese absurde
     Reise in den Kopf gesetzt. »O nein, nein«, antwortete einer, »das dürfen Sie nicht sagen. Es ist nicht absurd, es ist sehr
     mutig von ihm.« Ich glaube, die beiden waren Engel, gesandt, um mich wieder aufzumuntern. Es tat mir richtig gut, all die
     Kränkungen des alten Mannes zu wiederholen, als ob sie zu meiner Rolle als unzufriedener Diener gehörten, um sie dann von
     diesen bewundernswerten

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