Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)
neben ihrem Ohr plötzlich unangenehm surren. Danox war mit seinen hautähnlichen Flügelchen empor geflattert und linste nun mit seinen vier Diodenaugen über die Mauer. Er hatte sogar die rosafarbenen Fühler ausgefahren, welche er immer wieder abwechselnd in die Richtung ausstreckte, wo der Mann lag.
Plötzlich fuhr Danox zurück, so wie ein Mensch, der plötzlich jemanden wiederzuerkennen gemeint hatte, gab jedoch keinen Ton von sich, sondern trudelte nur recht undiszipliniert in der Luft herum, was Margrit sehr überraschte, denn für sie war noch immer nichts Besonderes erkennbar. Enttäuscht sank sie wieder auf ihre Fußsohlen und somit in ihre viel zu weiten Turnschuhe zurück. Danox hingegen hatte sich, so schien es, beruhigt, blieb aber weiter in der Schwebe und spähte wie gebannt zum Hotel. Mit einem Fühler hielt er sich an der Mauer fest.
Vielleicht war das nur jemand von den Dienstboten, der dort oben am Baum lümmelte oder gar der Hotelbesitzer? Sollte Margrit den nun einfach in Ruhe lassen oder nicht? Sie zupfte sich mit angespannter Miene ihre Schuhe ordentlich zurecht und band sie fester zu. Aber es konnte doch für diesen Verrückten vielleicht gefährlicher werden als gedacht, sofern die Truppen wiederkamen! Was war mit dem Mann bloß los?
„ Ke, Danox , kor wan dus?“ fragte sie ihn leise, weil er keinen Ton von sich gab, was er eigentlich immer tat, wenn irgendetwas nicht in Ordnung war. Er schwieg, nur der Fühler, mit dem er sich noch immer an der Mauer festhielt, zitterte. Da meinte sie plötzlich zu wissen, weshalb er sich so seltsam benahm. Er hatte niemanden wieder erkannt, oh nein, das Gegenteil war wohl eher der Fall. Er hegte nämlich ein beträchtliches Misstrauen gegen Personen, die er noch nicht kennen gelernt hatte. Im Klartext: er wusste einfach nicht, was er von dem Menschen dort vorne halten sollte. Darum bekam sie auch null Informationen von ihm! Margrit musste also selber entscheiden. Hm, schwierig die Sache!
Aber die Möglichkeit, dass dieser Mensch auch ein gut verkleideter Außerirdischer sein konnte, schlug sie aus, denn der Feind war ja auf der Suche nach Trowes gewesen, hatte also auch nicht vor, irgendwelche Menschen anzulocken. Außerdem befand er sich im Kampf mit den Jisken. Jeder Soldat wurde gebraucht. Was sollte er dann ausgerechnet hier und allein?
So beschloss sie, zu diesem Menschen hinzugehen, denn es konnte ja sein, dass er Hilfe brauchte. Vielleicht stand er unter Schock, war verletzt, ohnmächtig oder ähnliches?
Danox sah, dass Margrit kehrt machte, ließ sich deshalb zur Erde fallen, saugte den Fühler ein, mit dem er sich festgehalten hatte und kam auf unsicheren Beinen hinterher.
Margrit hatte bereits die Mauer hinter sich gelassen, als Danox mit einem leisen, kaum hörbarem Ächzen neben einem leeren Helm stoppte, der im Rinnstein lag.
Margrit wendete sich um, grässlich, der prächtige Helm, welcher gewiss vom letzten Kampf stammte, war über und über mit schwarzen Spritzern besudelt und roch richtig unangenehm. Nicht nur Margrits Nackenhaare stellten sich deshalb auf, ebenso die kurzen Wuschelhärchen zwischen Danox spitzen Ohren. Sie bebten vor Elektrizität. Vorsichtig, ganz vorsichtig stelzte Danox schließlich an diesem Helm vorbei.
Und dann standen sie vor dem riesigen Tor der Einfahrt. Es war ein robuster, gusseiserner Zaun, der den gesamten parkähnlichen Garten um ein sechsstöckiges Hotel umgab. Margrit lugte durch die Gitterstäbe und Danox von unten ebenfalls.
Schon wieder musste sie schmunzeln, denn das Bild, welches sich ihnen bot, war wirklich zu komisch um wahr zu sein. Der junge Kerl lag völlig entspannt auf einer steinernen Mülltonneneinfassung!
He, wie war denn dieser Bursche da raufgekommen? Warum ruhte er nicht in einem der lädierten Liegestühle. Genug davon waren doch hier vorhanden, die man hinten vor dem Schuppen stehen sehen konnte?
Margrit rieb sich gedankenversunken das schmale Kinn. So war er für jeden sichtbar, sogar von oben. Dieser Mensch hatte seine knallrote Schirmmütze so tief ins Gesicht gezogen, dass man nur die untere Hälfte davon erkennen konnte.
Er trug außer der grauen Pumphose, oder was das auch immer für ein merkwürdiges Kleidungsstück war, und den schwarzen, mit merkwürdigen Schnallen versehenen Stiefeln, eine weite Jacke über dem weißen Hemd, das einen ziemlich hohen, aber irgendwie eleganten Stehkragen besaß. Die Jacke hatte das gleiche grelle rot wie die
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