Das Licht der Hajeps (German Edition)
protestiert, ich habe geschimpft … nichts hat genutzt!“ Er wedelte hilflos mit den breiten Händen. „Du musstest sie ja unbedingt mitnehmen, nur weil sie uns zufällig begegnet sind und …“
„Psst, nicht so laut, nachher wachen sie noch auf!“ flüsterte sie aufgeregt. „Zerstöre ihnen nicht diesen Traum, denn sie halten mich inzwischen schon für ihre leibliche Mutter …“
„... und merken nicht wie alt du bist!“ fiel er ihr grinsend ins Wort. „Du könntest ihre Großmutter sein!“
„Na, soo alt bin ich doch gar nicht - fünfundvierzig ist kein Alter!“
„Oh doch, oh doch!“ Er lachte sarkastisch und zeigte dabei ein paar große Zahnlücken, denn man kümmerte sich nicht mehr um den Zahnerhalt.
„Paul, wie oft willst du mir das noch auftischen?“ Sie schob trotzig ihr spitzes Kinn vor. „Ich liebe diese Kinder. Sie sind mir ans Herz gewachsen und haben niemand anderen auf der Welt. Da ist es ganz egal wie alt man ist. Außerdem ist es schon ein ganzes Jahr her, seit uns diese Kinderbande begegnet ist …“
„… die uns bestehlen wollte!“ vollendete er wütend ihren Satz.
„Na schön, sie wollten deine Uhr klauen, aber …“
„Da gibt’s kein aber, Margrit! So, wie diese Kinder aufgewachsen sind, werden sie nie lernen, vernünftige Menschen zu werden!“ Er strich sich über seine Halbglatze. „Du bildest dir wohl ein, alles hinkriegen zu können, nur weil du früher Psychotherapeutin gewesen bist. Dabei ist es dir bis heute noch nicht geglückt, dem Bengel wenigstens seine ordinäre Sprechweise abzugewöhnen!“
„Aber Julchen gefällt dir doch, und an Tobias wirst du dich auch noch gewöhnen!“
„Julchen ist schnippisch! Ich hatte ein Jahr Zeit und werde mich weder an sie noch an Tobias gewöhnen können, meine liebe Margrit! So einfach ist das!“
„Das ist zwar gar nicht einfach, aber das ewige Gemeckere über die Kinder bin ich ja von dir gewohnt!“ erklärte sie resignierend.
Paul schüttelte verärgert den Kopf, dann beruhigte er sich und wollte gerade eindruseln, als der Zug stoppte. Die altertümliche Tür des Abteils wurde geöffnet. Sie quietschte entsetzlich. Sechs, sieben Leute stiegen aus, in der Hoffnung, dort draußen doch noch irgendwo ein gutes Versteck vor den Hajeps zu finden. Sie schoben sich mitsamt Gepäck durch die wartende Menge.
Der Bahnhof war eigentlich eine Ruine. Nichts wurde mehr repariert und wenn, dann nur notdürftig. Die Menschen hatten einfach aufgegeben.
Im Inneren des Zuges war es bald noch enger als vordem. Der Zug fuhr mit einem Ruck an, bewegte sich schaukelnd an Mauerresten und dachlosen Gebäuden vorbei.
Margrits Blick huschte suchend über die neu hinzu Gekommenen. „Paul“, wisperte sie, „jetzt muss ich immerzu an Muttsch denken! Ach, könnte sie doch unter diesen Leuten sein!”
„Muttsch!” äffte Paul sie nach und sein Bein zuckte nervös. „Wie sich das schon anhört! Na, ich werde sie einfach weiter Elfriede nennen.“
„Sie ist ja auch nicht deine Mutter!“
„Stimmt“, meinte er grinsend. „Elfriede wird inzwischen schon eine sichere Unterkunft gefunden haben und gar nicht daran denken, sich an unserem verabredeten Ort zu zeigen. Wie sollte sie da auch hinkommen und wie sollte sie erfahren haben, dass wir gerade jetzt unterwegs sind? “
„Paul, die alte Morsetechnik funktioniert noch und morsen mit Blinklicht ebenfalls. Unsere Organisation hat versprochen, wenn ...“
„Pssst“, gemahnte er sie und schaute sich ängstlich um, „du musst hier nicht alles gleich breittreten.“
„Ach Paul, manchmal nervt mich deine Geheimnistuerei! Es ist doch schon ein halbes Jahr her, dass ich Muttsch gesehen habe. Seitdem habe ich nichts von ihr gehört. Klar, dass ich in Sorge bin. Ich hoffe, man hat inzwischen ihre Adresse herausgefunden.“ Margrit schob sich die Brille auf ihrer Nase zurecht. „Wirklich, das ist schon alles sehr beängstigend. So langsam frage ich mich ...”
„Leider fragst du nicht nur dich!“ unterbrach er sie gereizt. „Das ist ja das Schlimme!”
„Aber womöglich haben die Hajeps damals nicht nur Marianna und Armin geschnappt, sondern auch sie ...”
„… und ihren treuen, alten Munk!” feixte Paul. „Den solltest du dabei nicht vergessen!”
„Ja, du Witzbold, vielleicht auch den!”
„Aber Margrit, was sollten Außerirdische denn schon mit so einem alten Kater anfangen wollen, hm?“
„Weiß ich es?”
„He, genauso wenig wird die Hajeps eine alte Dame
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