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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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bitte nachher.«
    Abraham fragte: »Aber den Mann von heute haben Sie früher hier nicht gesehen?«
    Groschek stülpte seine fleckigen Zähne vor. »Na, alles bekomm selbst ich nicht mit. Liegt der Kerl da unten vor der Tür? Ich hab ja von dem Spektakel noch gar nichts gesehen.«
    »Er ist bereits abgedeckt. Stellen Sie sich einfach vor, wie jemand aussieht, der vom Dach springt«, sagte Kleber und schob Groschek wieder in dessen Wohnung zurück. Abraham untersuchte das Türschloss. Es war intakt, die Tür selbst schien aber nicht abgeschlossen zu sein. Im Hintergrund protestierte Groschek. Er wollte den ganzen Kuchen haben. Sehen, was in Beenhakkers Wohnung auf sie wartete. Abraham holte ein kleines Etui aus seiner Tasche, in der sich diverse Dietriche und Türspanner befanden. Gottwald machte große Augen.
    »Besser als die Tür einzutreten.«
    »Und mit welcher Begründung?«
    »Gefahr im Verzug«, sagte Abraham. »Damit kommen wir fast immer durch.«
    Drinnen war es dunkel, die Jalousien waren heruntergezogen. Abraham tastete nach dem Lichtschalter neben der Tür. Noch bevor das Licht anging, wusste er bereits, was ihn erwartete. Er roch das kupfrige Blut förmlich. Es war auf den Wänden verteilt wie eine scheußliche Variante Pollock’scher drip paintings.
    Groscheks Stimme hinter ihnen: »Ich wusste immer, dass es mit der ein böses Ende nimmt.«
    Abraham sagte zu Gottwald: »Carola, gib der Spurensicherung Bescheid, dass wir einen zweiten Tatort haben. Und schaff den Kerl endlich weg.«
    Dann bewegten er und Kleber sich vorsichtig in die Wohnung hinein.
    Abraham kannte nur zu gut das Gejammer der Kriminaltechnik: Die Zivilen versauen uns die Spuren. Am liebsten hatten sie’s, wenn sie die Allerersten in dieser Terra incognita waren. Aber den Gefallen konnte er ihnen nicht tun. In der Wohnung streiften sie sich ein erneutes Paar Handschuhe über. Kleber drückte die Tür zu und schloss Groscheks gierige Blicke aus. Kleber zückte vorsichtshalber seine Dienstwaffe. Abraham nicht, was Kleber mit den Augen rollen ließ.
    »Du rettest mir schon meinen Hintern«, sagte Abraham. Er sah, dass die Blutspur im Flur in ein breites Geschmiere überging, das sich bis in ein hinteres Zimmer zog. Zuerst aber überprüften sie die anderen Räume.
    Groschek hatte recht: Beenhakker war eine Trinkerin. In der Küche stapelten sich, zum Teil schon staubbedeckt, Bier-, Weinund Wodkaflaschen, dazu Unrat, angebrochene Mikrowellengerichte, Müll. Es roch neben dem Blut vor allem nach Schimmel, feuchter, dreckiger Wäsche, nach abgestandener Luft, es roch wie in einem selbstgefertigten Gefängnis. Abraham und Kleber spürten die Präsenz des Gespenstes der Verwahrlosung, dieses alten Bekannten.
    »Wie manche Leute leben«, murmelte Kleber.
    »Und wie sie sterben«, ergänzte Abraham.
    Es hingen keine Bilder an der Wand, Fotografien, Belege für ein gelebtes Leben, überhaupt gab es nichts Persönliches hier, nichts, was der Bewohnerin eine Art von Individualität verliehen hätte. Es war nicht einmal ein Provisorium.
    Das Schlafzimmer.
    Der Geruch wurde stärker, lockte sie förmlich an. Es war nie derselbe Tatort, den Abraham betrat. Das hieß, man gewöhnte sich nie an die dunklen, blutigen, trostlosen Orte, die einen erwarteten. Im Laufe der Zeit entwickelte man eine professionelle Routine – es gab Vorschriften, Regeln, Verfahrensweisen, nach denen man vorging, es waren Dinge, die einem in der ersten Phase halfen, sich den Schrecken vom Leibe zu halten.Aber je tiefer man in den Fall einstieg, desto stärker drängte sich das allererste Bild, der allererste Anblick wieder ins Gedächtnis zurück. Plastischer als jede Tatortfotografie. Abraham wappnete sich. Nickte Kleber zu. Kleber verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.
    Abraham betätigte den Lichtschalter.
    Beenhakkers Körper lag wie weggeworfen, verdreht und zerstört, auf dem Bett. Unter ihr war Blut, neben ihr, überall. Sie war im Leben schon keine großgewachsene Frau gewesen, aber der Tod hatte ihren Körper noch einmal geschrumpft. Sie war halbnackt, ihr Oberkörper bekleidet in Scharlachrot, ihr Unterleib entblößt. Und nicht nur das. Zwischen ihren Beinen ragte eine abgebrochene Bierflasche hervor.
    »Na, toll«, sagte Kleber. »Ganz großartig. Da freut man sich schon auf den Rest des Tages.«
    Abraham aber dachte nur an Stefan Phelps, der immer noch da draußen lag. Mörder, Selbstmörder? Und wenn, warum?
    Ihm wurde schwer ums Herz, und auch darauf hatte

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