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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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schnellte heraus und in sie hinein, und ein Schwanz schnellte heraus und in sie hinein, und ein weiterer Schwanz schlug gegen ihre Arschbacken, wo gierige, schmierige Finger zuvor ihre Hose entfernt hatten, und eine Eichel kitzelte ihren Damm, und Zähne verbissen sich in das weiche Fleisch ihrer Brust, der einen, der anderen, Hände quetschten ihren Busen, drehten, zwirbelten an ihren Brustwarzen, immer wieder Zungen und Schwänze, und beide bohrten sich in ihre Scham, in ihr Arschloch, in ihren Mund, füllten sie aus, besudelten sie, entluden sich in ihr, auf ihr, dazu Schreie, ihre eigenen, wie sie registrierte, die untergingen in dem heiseren Rufen und Lachen der sechs, sieben, acht Männer, die sich gegenseitig anfeuerten und von denen zwei Donald-Duck-Masken trugen und ein anderer sich geschminkt hatte wie Pierrot der Clown. Das Bett krachte unter dem Gewicht dieser geballten Menschenmasse zusammen, noch mehr Gelächter,stumm nur der eine Typ, der eine Karnevalsmaske trug, sie zeigte den Teufel, und der Teufel hielt ein Handy und filmte, der Teufel führte Regie. Ihr Blick verschleierte sich, setzte aus, ihr Kopf setzte aus, die Welt setzte aus, war einfach weg, kam wieder, war weg, kam wieder, war weg, kam wieder.
    Ein Messer näherte sich ihr wie ein Raumschiff aus einer langen Umlaufbahn, wie ein Versprechen aus den Tagen des Wolfs, näherte sich ihr wie der Tod, erbärmlich und grauenhaft und trostlos und PAPA PAPA PAPA .
    In der Straße begegnete Mevissen einen um sich selbst wirbelnden, wilden, ausgelassenen Haufen junger Männer, die ihn an sich selbst erinnerten, vor sehr, sehr langer Zeit, einige von ihnen entsorgten Masken in einer Mülltonne, obenauf lag das jetzt leere Gesicht eines gehörnten Teufels. Es starrte Mevissen an, und dieser starrte zurück und grinste.
    Du mich auch! Er hatte den Renault an einem Supermarkt abgestellt und noch etwas Geld übrig. Er würde Polly zum Essen ausführen. Fleischkroketten und Pommes rot-weiß, Hollands Glorie.
    Die Türe stand offen, das sah er schon von weitem, und seine Beine bewegten sich, und er lief so schnell wie nie zuvor und wusste doch, dass er immer zu spät kommen würde … und die ganze Zeit über schrie Mevissen ihren Namen, als wäre es das allerletzte Wort in seinem Leben.
    Die Schreie, das Weinen; nichts davon war neu für den düsteren Serben an der Rezeption, das Geld unter dem Tresen zählend, ordentlich für eine Schlüsselumdrehung. Vor vielen Jahren hatte er auf den Berghügeln vor Sarajevo gelegen und mit einem Gewehr auf Menschen unten in der Stadt geschossen, es floss kaltes Blut in ihm, und es floss langsam und stetig. Er wusste um den Zustand der Welt, um ihre Zähne, ihre Reißzähne, ihr ungeheures Maul, ihren Appetit auf Leiden und Elend. Die beiden da oben würden drüber hinwegkommen. An so etwas zerbrach man nicht. Man zerbrach, wenn man tot war. Leben konnte man mit so ziemlich jederScheußlichkeit. Der junge Mann würde es verstehen, irgendwann, besser früher als später. Aber na klar, jetzt walzte Rachsucht durch sein verwundetes Herz. Der Serbe hatte nichts gesehen und nichts gehört, und falls der andere anderer Meinung war, würde der Serbe sich verteidigen müssen. Er verstaute das Geld in seiner Hosentasche – linke Tasche, genau über der Lederscheide, in der sein altes Kampfmesser steckte.
    »Christian.«
    Er beugte sich über sie und küsste sie, und es schmeckte süß und vertraut und gut, alles war gut und sie waren …
    »In Berlin, weißt du doch«, sagte er und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. Sie hatte geweint, also hatte der Schlaf sie doch noch gekriegt und mit ihm die in seinem Gewand verborgenen Dämonen.
    »Nicht Amsterdam«, sagte er. »Wir sind nicht mehr in Amsterdam.«
    Sie nickte und begriff und war beschützt, jetzt, wo er wieder da war. Er zeigte ihr den Salat aus dem Döner-Imbiss, »Probiere ihn für mich, okay, Kleines«, und er lächelte, und doch sah sie einen tiefen Kummer in seinen Augen und noch etwas anderes … den gespiegelten Schatten einer sich nähernden Bedrohung.
    Und im Hintergrund hörte sie Beck lachen.

KAPITEL
EINUNDZWANZIG
    »Sie sehen so aus, als hätten Sie Ihren einzigen Freund verloren.«
    Keine Anmache, weder clever noch smart, sondern die Beschreibung eines Zustandes, der sich in ihrem Gesicht widerspiegelte,in der Art und Weise, wie verkrampft ihr Körper war, erschöpft davon, Haltung zu bewahren, das Rückgrat verdammend, das keine Trauer, keine Angst zuließ.

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