Das Licht des Nordens
der Vordertreppe Tisch sechs über den Weg. Er machte gerade wieder einen seiner Tricks, indem er sich hinunterbeugte und sich nicht vorhandenen Schmutz von den Schuhen wischte. Wenn ein Mädchen den Rock hob, um auf der Treppe nicht zu stolpern, befand er sich in idealer Position, um ihre Fesseln zu begaffen.
Sobald ich sichergestellt hatte, daà Henry alles hatte, was er brauchte, schloà ich mich wieder Abby und den Simms-Mädchen an. »Wo ist Lou?« fragte ich und sah mich um.
»Du hast sie noch nicht gesehen?« fragte Abby.
»Nein, warum?«
Abby deutete auf ein groÃes braunes FaÃ. Daneben stand ein drahtiger Junge mit schlecht geschnittenem Haar, der sich heimlich ein Glas Bier abfüllte.
»Was hat der mit Lou zu tun?« fragte ich.
»Mattie, das
ist
Lou.«
»Gütiger Himmel, Abby! Was hat sie mit ihrem Haar gemacht?«
»Es abgeschnitten. Ratzfatz. Sie hat gedroht wegzulaufen. Wenn sieâs doch bloà getan hätte.«
Ich trat hinter sie. »Was machst du da?« zischte ich und rià ihr das Glas weg.
»Bier trinken.« Sie rià es wieder an sich, leerte es in einem Zug und stieà dann einen langen, lauten Rülpser aus.
Ich packte sie am Handgelenk. »Louisa Anne Gokey, ich schäme mich für dich!«
»Ist mir egal.«
»Sieh dir dein Haar an! Du bist ja halb kahl! Was hat Pa gesagt, als er dich gesehen hat?«
»Nichts. Er hatâs nicht mal bemerkt. Er merkt ja nie was. Laà mich los, Matt, laà los!« Dann rià sie ihren mageren Arm los und flatterte davon wie ein Spatz. um sich den Loomis-Jungen anzuschlieÃen, die neue Streiche ausheckten.
»Was ist denn los mit ihr? Hat sie die Räude?« Es war Royal. Er bot mir ein Plätzchen von seinem Teller an, und ich nahm es.
»Sie hat sich das Haar abgeschnitten. Wieder mal.«
»Warum?«
»Weil sie wütend ist.« So wütend, daà sie mir angst machte. Sie geriet auÃer Rand und Band. Warum merkte Pa das nicht? Warum unternahm er nichts?
»Hat ihr die Farbe nicht gefallen?«
»Nein, Royal, es hat nichts mit der Farbe zu tun«, antwortete ich ungeduldig. »Sondern damit, daà wir unsere Mutter und dann Lawton verloren haben.«
Ich merkte, daà er seinen Bohnensalat und nicht mich ansah, und gab auf. »Wo bist du gewesen?« fragte ich.
»Mir was zu essen holen. Und ich hab mich mit Tom unterhalten.«
»Ist er hier?«
»Tom? Gleich da drüben«, sagte er und deutete auf die Veranda. Und dort war er auch. Er lehnte sich gegen eine Säule und redete mit Charlie Eckler.
Ada muà sich getäuscht haben,
dachte ich. Ihr Bruder hatte den Streit schlieÃlich nicht
gesehen,
nur gehört. Vielleicht hatte er etwas miÃverstanden. Vielleicht hatte sich Martha mit jemand anderem gestritten.
»Dein Pa sollte das nördliche Land nicht roden«, sagte Royal und schluckte ein Stück Kuchen. »Er hat mir gesagt, daà er das vorhat.«
»Nein? Warum nicht?« fragte ich abwesend, immer noch unwillkürlich nach Martha Ausschau haltend.
»Ich war neulich da oben beim Beerenpflücken. Dort, wo unser Land an eures und das der Hubbards grenzt. Da gibtâs Blaubeerbüsche da oben. Die sollten nicht weg. Man kann sie den Hotels und Sommerfrischlern für Kuchen und Pfannkuchen verkaufen.«
Minnie, die es geschafft hatte, sich von Jim fortzustehlen, schloà sich uns an. Ebenso Ada und Fran. Sie begannen darüber zu reden, wer mit wem ging, und Royal, der sich inmitten so viel weiblichen Geschnatters unwohl fühlte, ging weg, um sich mit seinem Bruder zu unterhalten.
»Ach, er sieht so gut aus, Mattie!« seufzte Ada. sobald er auÃer Hörweite war. »Wie hast du ihn dir geschnappt?«
Ada meinte nichts Böses mit der Frage, dennoch vermittelte sie mir ein unbehagliches Gefühl. Schon oft hatte ich mich dasselbe gefragt.
»Sie hat sich in einem Boot auf dem Big Moose Lake von ihm küssen lassen, so hat sieâs geschafft«, sagte Fran neckend.
»Woher willst du denn das wissen? Du warst doch nicht dabei«, sagte ich.
Fran grinste. »Gib dich nie der Liebe in freier Natur hin, Matt. Die Kartoffeln haben nämlich Augen â¦Â«
»⦠und der Mais hat Ohren«, fügte Ada kichernd hinzu.
»Ãber kurz oder lang ist sie Mattie Loomis«, sagte Minnie. »Habt ihr schon ein Datum festgesetzt? Ich wette, es passiert noch vor
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