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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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nachdem ich ihn gefragt hatte. ob er derjenige sei, der Emmies Land kaufen wolle.
    Â»Ich will nicht darüber reden«, sagte er.
    Â»Aber ich«, antwortete ich. »Warum tust du das. Das ist nicht richtig.«
    Er nahm meinen Arm und führte mich von den Tischen mit den Leuten und der lauten Blaskapelle weg, die »I’m a Yankee Doodle Dandy« spielte. Wir gingen ein Stückchen in den Wald hinein.
    Â»Warum willst du Emmies Land kaufen, Royal?« fragte ich, sobald wir allein waren.
    Â»Weil es gutes Land ist. Gut zum Anbau und auch gutes Weideland.«
    Ich schwieg eine Weile, dann nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte ihn: »Ist das der einzige Grund?« Obwohl ich mich vor der Antwort fürchtete.
    Â»Nein, Mattie, es gibt noch einen anderen …«
    Ich sah zu Boden. Martha hatte recht. Es war Pas Land, das Royal wollte, nicht mich.
    Â»â€¦ ich möchte, daß Emmie Hubbard fort ist.«
    Vor meinem inneren Auge sah ich Frank Loomis. behaarten Hintern und Emmie, die sich über den Ofen beugte. »Royal, du … du weißt Bescheid?«
    Â»Um Himmels willen, Mattie. Jeder in der gottverdammten Gegend weiß Bescheid.«
    Â»Ich wußte es nicht.«
    Â»Das wundert mich nicht. Dich interessiert doch viel mehr, was Blueberry Finn und Oliver Dickens und die ganzen anderen erfundenen Figuren tun, als was um dich herum vorgeht.«
    Â»Das stimmt nicht!«
    Er verdrehte die Augen.
    Â»Royal, kaufst du das Land für uns? Damit wir darauf leben?«
    Â»Ja.«
    Â»Ich will es nicht, Royal. Wie können wir dort ein Leben aufbauen, wenn wir wissen, daß wir es einer Witwe und sieben Kindern abgenommen haben? Es ist alles, was sie haben. Wenn du es kaufst und die Hubbards rauswirfst, wo sollen sie dann hingehen?«
    Â»Zur Hölle hoffentlich.«
    Â»Aber Lucius …« Ich wußte nicht, wie ich es sagen sollte, also hielt ich inne. Dann machte ich erneut einen Anlauf, denn es mußte gesagt werden. »Das Baby … es ist doch dein Halbbruder, oder?«
    Â»Keins von Emmies Bälgern ist mit mir verwandt.«
    Â»Er kann doch nichts dafür, er ist doch bloß ein kleines Kind«, sagte ich leise.
    Er sah mich an, als wäre ich Judas persönlich. »Und wenn dein Pa das getan hätte, Mattie. Die erste Milch im Jahr nehmen und zu Emmie rüberschleppen. noch bevor du oder deine Schwestern davon gekostet haben? Deine Ma belügen und sie weinend im Stall stehenlassen? Würd es dich dann immer noch interessieren, was mit den Hubbards geschieht?« Seine Stimme war rauh geworden. Ich sah, daß es ihm schwerfiel. diese Dinge auszusprechen. »Meine Ma … traut sich manchmal nicht aus dem Haus, weil sie sich so schämt. Lernst du aus deinen ganzen Büchern, wie sich das anfühlt? Lies nur weiter, vielleicht findest du’s raus.« Dann ging er davon und ließ mich stehen.
    Den ganzen restlichen Abend konnte ich mich nicht beruhigen. Ich hörte nicht einmal, wie das Feuerwerk losging, dann war das Fest vorbei, alles aufgeräumt und Zeit ins Bett zu gehen, aber ich konnte nicht schlafen. Immer und immer wieder ging mir die Sache im Kopf herum, doch ich fand keine Lösung. Ich wollte nicht, daß Emmie von ihrem Land verjagt wurde. Sie war eine Plage, aber ich mochte sie und ihre Kinder. Besonders Tommy war mir ans Herz gewachsen. Er war so oft bei uns, daß er fast wie ein Bruder war. Ich hatte Mitleid mit ihm und seiner Familie. Wir beide hatten nur noch einen Elternteil. Wenn Pa nicht so gut für uns sorgen würde, hätte es uns genauso ergehen können. Dennoch konnte ich Royals Gefühle verstehen. Wenn ich an seiner Stelle wäre und mein Vater ständig meine Mutter betrügen würde, hätte ich Emmie auch gern los gehabt.
    Wieder flog die Küchentür auf und riß mich aus meinen Gedanken. »Um Himmels willen, Mattie, die Köchin will, daß du kommst. Jetzt mach schon!« befahl Fran.
    Ich legte die Serviette weg. Der Kloß in meinem Hals wurde noch größer. Es war ungerecht, daß ich wegen einer Sache, die ich nicht getan hatte, Ärger bekam. Noch dazu an meinem Geburtstag. Ich öffnete die Küchentür und erwartete, daß die Köchin mich niedermachte, statt dessen erschrak ich zu Tode, als zwanzig Leute aus voller Kehle plötzlich Ȇberraschung« riefen.
    Dann wurde gesungen, und die Köchin kam mit einer weißglasierten Torte, in der

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