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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Neujahr. Ich wette, du heiratest, bevor das Heu eingefahren ist. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Â»Ich wär mir das nicht.«
    Ich drehte mich verblüfft um. Es war Martha Miller. die das gesagt hatte. Sie und Belinda Becker waren zu uns getreten. Belinda sah aus, als hätte sie etwas Schlechtes gerochen. Marthas Gesicht war blaß und verkniffen.
    Â»Ich hoffe, du hast eine Mitgift, Mattie Gokey. Und zwar eine gute«, sagte Martha.
    Â»Im Gegensatz zu einigen anderen hier,
braucht
Mattie keine Mitgift«, erwiderte Minnie.
    Â»Nicht bei ihrem hübschen großen Busen«, warf Fran kichernd ein.
    Ich wurde puterrot, und alle begannen zu kichern. Sogar Belinda. Martha allerdings nicht. Sie sah mich mit hartem, bösem Blick an. Gleichzeitig entdeckte ich, daß ihre Augenpartie verschwollen aussah. Sie hatte eindeutig geweint.
    Â»Royal ist der Zweitälteste«, sagte sie. »Dan wird einmal den Hauptteil der Loomis-Farm erben. Aber das Land der Loomis grenzt an das deines Vaters, nicht wahr, Mattie?«
    Â»Martha, komm. Laß uns gehen«, sagte Belinda.
    Martha beachtete sie nicht. »Wenn Royal dich heiratet, bringt er vielleicht seinen und deinen Vater dazu. ihm ein paar Hektar abzugeben. Vielleicht drei oder vier. Wer weiß, vielleicht kriegt er eines Tages die ganze Farm von deinem Vater. Schließlich ist Lawton fort und kommt nicht mehr zurück, oder?«
    Â»Martha!« sagte Belinda tadelnd und zog sie am Arm, aber die schüttelte sie ab.
    Â»Und dann gibt’s ja auch noch Emmie Hubbards Land«, fuhr sie fort. »Vier Hektar, die günstigerweise zwischen dem Land der Loomis und dem deines Vaters liegen. Schon komisch, daß die zufälligerweise nächsten Monat versteigert werden sollen.«
    Â»Ach, und wen interessiert das, Martha? Warum gehst du nicht los und vergiftest den Punsch oder so was?« sagte Fran.
    Ich spürte, wie mir das Blut gefror. »Was sagst du da. Martha?«
    Â»Seit vier oder fünf Jahren hat es keinen interessiert. daß Emmie ihre Steuern nicht rechtzeitig bezahlt. Und plötzlich will Arn ihr Land versteigern. Macht dich das nicht stutzig?«
    Â»Doch nur, weil’s einen Interessenten gibt«, antwortete ich und erinnerte mich, wie Tante Josie und Alma McIntyre den Brief über Dampf geöffnet hatten. »Jemand aus der Stadt ist auf der Suche nach billigem Land.«
    Martha lächelte. »Ja sicher gibt’s einen Interessenten, aber der ist nicht aus der Stadt. Er lebt gleich hier in Eagle Bay, und sein Name ist Royal Loomis.«
    Fran brach in Lachen aus. »Du hast ja einen Knall. Martha. Royal hat doch gar nicht das Geld dafür.«
    Â»Nein, aber seine Mutter hat es. Iva spart schon seit zwei Jahren. Knappst hier einen Vierteldollar und dort fünfzig Cent vom Eier- oder Buttergeld ab. Den Winter über hat sie zwei Quilts genäht und an Cohen’s verkauft. Von den Sommergästen hat sie auch Näharbeiten angenommen. Sie ist diejenige, die Arn gedrängt hat, Emmie eine Hypothek aufzubrummen. Sie hat an seinen Chef in Herkimer geschrieben, daß es ungerecht sei, Emmie ständig die Schulden zu stunden, wenn alle anderen ihre Steuern bezahlen müßten.«
    Â»Und warum hat sie das deiner Meinung nach getan?« fragte Ada.
    Martha zuckte mit den Achseln. »Sie hat ihre Gründe. Außerdem hat sie selbst ein nettes Vermögen. und das gibt sie Royal, damit er das Land der Hubbards kaufen und bebauen kann. Und wie ich gesagt hab, ein paar Hektar als Mitgift von deinem und von Royals Pa würden die Sache abrunden, nicht wahr?«
    Mir blieben die Worte im Hals stecken, und ich brachte nichts heraus.
    Â»Ich dachte, du wärst so schlau, Mattie? Hast doch ständig den Kopf in Bücher gesteckt. Royal sagt. du kennst eine Menge Wörter, aber weißt nicht mal. wie …«
    Â»Martha, noch ein Wort, und ich polier dir die Fresse«, sagte Fran. »Das schwör ich bei Gott.«
    Â»Komm, Martha, laß uns gehen. Dan winkt nach mir«, sagte Belinda. Erneut zog sie ihre Freundin am Arm, und sie gingen.
    Â»Hör nicht auf den Mist, den sie erzählt, Matt. Das hat sie alles erfunden. Sie ist bloß eifersüchtig wegen Royal und spuckt Gift und Galle«, sagte Minnie.
    Â»Diskurs!« sagte Weaver, der hinter mich getreten war.
    Wie benommen sah ich ihn. »Klatsch«, antwortete ich abwesend. »Aufbauschen. Erfinden. Lügen erzählen. Anderen.

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