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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Sich selbst. Vor allem sich selbst.«
    Â»Was?
Das ist ja völlig daneben, Mattie. Ich geb dir noch eine Chance. Wenn du wieder danebentriffst, bist du so tot wie …«
    Â»Hau ab, Weaver!« zischte Minnie. »Das hier geht bloß Mädchen an!«
    Â»Mein Gott, Minnie, reiß mir doch gleich den Kopf ab, ja?«
    Â»Zieh Leine! Scher dich weg!«
    All der Stolz, den ich vorhin noch empfunden hatte. weil mir Royal die Kuchen gebracht und die Leute das gesehen hatten, war mit einemmal verflogen. Ich fühlte mich hundeelend. Auch wenn meine Freundinnen noch so mutig für mich eintraten und mir die nettesten Dinge sagten, es half nichts. Ich hörte nur Royals Stimme, der sagte: »Dein Pa sollte das nördliche Land nicht roden … da oben gibt’s gute Heidelbeeren …« Ich war eine solche Närrin gewesen, als ich mir einbildete, er würde hinter gewöhnlichem braunem Haar und gewöhnlichen braunen Augen meine inneren Werte sehen. Oder schätzen, was er sah.
    Â»Komm, laß uns was von den Nachspeisen holen. Die Köchin wird nichts davon erfahren. Das Feuerwerk geht gleich los, und ich möchte unbedingt ein Stück von dem Teekuchen«, sagte Ada und versuchte. mich aufzuheitern.
    Â»Ich hab keinen Hunger …«, begann ich, aber Minnie schnitt mir das Wort ab.
    Â»Ach Mattie, gräm dich doch nicht so. Am Ende bist du die, die lacht, wenn du verheiratet bist, zehn Kinder, dein eigenes Haus und deine Farm hast, und sie immer noch eine verkniffene alte Jungfer ist, die die Gesangbücher einsammelt, wenn ihr Vater mit dem Gottesdienst fertig ist.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    Â»Hey, Matt, läßt dich die Köchin das Feuerwerk anschauen?« Es war Royal.
    Wir alle sahen ihn an – ich, Minnie, Ada und Fran. Keine von uns sagte ein Wort.
    Â»Jim wundert sich bestimmt schon, wo ich geblieben bin«, sagte Minnie und eilte davon.
    Â»Die Köchin braucht uns, Ada. Komm«, sagte Fran und folgte ihr.
    Â»Ich bin wohl in ein Fettnäpfchen getreten«, sagte Royal und sah ihnen nach.
    Ich blickte zu Boden, sah ihn aber nicht. Ich sah etwas, das an dem Tag passiert war, als ich nach Hause eilte, um meine kranke Familie zu pflegen. Etwas. woran ich bis zu diesem Moment nicht mehr gedacht hatte. Ich sah Tommy Hubbard. Er kämpfte mit Baldwin. Er weinte und schlug das Kalb. Auch er war von jemandem geschlagen worden. Er hatte einen häßlichen roten Striemen unterm Auge. Royal haßte Tommy. Und Emmie. Alle Hubbards.
    Â»Royal …«
    Â»Was?«
    Â»Martha Miller hat mir. hat mir gerade ein paar Dinge erzählt.«
    Er schnaubte. »Du glaubst doch nicht, was sie sagt?«
    Ich sah zu ihm auf. »Royal, bist du derjenige, der Emmie Hubbards Land kaufen will?«
    Er wandte sich ab, spuckte aus und sah mich dann mit seinen wundervollen bernsteinfarbenen Augen an. »Ja, Matt«, antwortete er. »Ja, der bin ich.«

Ide • al
    Â»Mein Gott, Mattie, jetzt bist du geliefert!« sagte Fran. »Warum hast du den Besen mitten in der Küche stehenlassen?«
    Â»Hab ich nicht! Ich hab den Boden gekehrt und ihn dann weggeräumt!« Ich faltete gerade Servietten im Speisesaal und deckte die Tische fürs Frühstück am nächsten Morgen.
    Â»Die Köchin ist gerade drüber gestolpert und hat einen ganz Topf Consomme runterfallen lassen. Sie hat gesagt, du sollst sofort zu ihr kommen.«
    Â»Aber ich hab ihn nicht …«
    Â»Jetzt mach schon, bevor sie zu dir rauskommt!«
    Fran verschwand wieder in der Küche. Ich blieb wie angewurzelt stehen, die Kehle schnürte sich mir zu. und ich dachte, daß eine Standpauke von der Köchin genau der richtige Abschluß für diesen gräßlichen Tag war.
Ideal
hieß mein Wort des Tages. Ein Zustand der Perfektion oder etwas, das nur in der Vorstellung existiert, ist seine Bedeutung. Das Lexikon mußte sich einen Scherz mit mir erlaubt haben, denn dieser Tag war weder perfekt noch exzellent gewesen. Es war der 5. Juli, mein Geburtstag. Ich war siebzehn geworden. und keiner hatte daran gedacht. Fran und Ada kannten das Datum ganz genau, ebenso Weaver. Und nicht einer von ihnen hatte ein Wort gesagt. Das hatte mich den ganzen Tag bedrückt. Aber ich war auch noch wegen anderer Dinge traurig gewesen. Wegen der gemeinen Dinge, die Martha Miller am Abend zuvor bei dem Fest zu mir gesagt hatte. Und wegen des Streits mit Royal, gleich

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