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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Panne gewesen sei, sondern nur ein weiterer Versuch?«
    »Ich habe Verständnis für Hirams Ungeduld. Schließlich trägt er die Kosten.«
    »Zumal er unter wirtschaftlichem Druck steht«, sagte Bobby. »Ein paar seiner Konkurrenten behaupten, sie hätten inzwischen auch DataPipes, deren Qualität mit denen von Hiram vergleichbar ist. Es wird sicher nicht mehr lang dauern, bis einer von ihnen mit dem Konzept eines Fern-Betrachters aufwartet – unabhängig von uns, sofern die Sache nicht eh schon durchgesickert ist.«
    »Wirtschaftlicher Druck spielt keine Rolle«, sagte David gereizt. »Eine Studie wie diese kann man nicht forcieren. Bobby, ich weiß nicht, wie viel du von Physik verstehst.«
    »Herzlich wenig. Wenn man aber schon ein Wurmloch hat, wieso ist es dann so schwer, es zu vergrößern?«
    »Es ist ja nicht so, dass wir dabei sind, ein größeres und besseres Auto zu bauen. Wir versuchen, Raumzeit in eine Form zu bringen, die sie auf natürlichem Weg nicht annehmen würde. Schau – Wurmlöcher sind intrinsisch instabil. Du weißt, dass wir sie mit exotischer Materie auskleiden müssen, um sie überhaupt offen zu halten.«
    »Antigravitation?«
    »Ja. Im Schlund eines Wurmlochs herrscht eine gewaltige Spannung. Wir müssen enorme Drücke ausgleichen.« David ballte die Hände zur Faust und drückte sie gegeneinander. »Solange die Kräfte sich aufheben, ist alles in Ordnung. Schon bei der geringsten Verschiebung verliert man das Wurmloch.« Er verschob eine Faust gegen die andere und zerstörte das Gleichgewicht, das er hergestellt hatte. »Und diese fundamentale Instabilität wächst mit der Größe. Wir versuchen nun, die Bedingungen innerhalb des Wurmlochs zu beobachten und den Fluss exotischer Materie-Energie zu regulieren, mit dem die Schwankungen kompensiert werden.« Er presste wieder die Fäuste gegeneinander, wobei er die Bewegung der linken Faust durch entsprechende Bewegungen der rechten ausglich, sodass die Knöchel zusammenblieben.
    »Ich verstehe«, sagte Bobby. »Als ob man das Wurmloch mit Software auskleidet.«
    »Oder mit einem intelligenten Wurm.« David lächelte. »Ja. Das erfordert eine sehr hohe Prozessorleistung. Und bisher sind die Instabilitäten zu schnell aufgetreten und zu gravierend gewesen, als dass wir sie in den Griff bekommen hätten. Schau mal.«
    Er tippte auf den Bildschirm und rief eine neue Ansicht der Teilchenkaskade auf. Es handelte sich dabei um einen starken purpurnen Stamm – wobei die Farbe starke Ionisierung markierte – mit roten Strahlenbündeln unterschiedlicher Dicke. Manche waren gerade, andere gekrümmt. Als er eine Taste drückte, rotierte die Fontäne in drei Dimensionen. Die Software verwischte Elemente im Vordergrund, um Details der inneren Struktur des Strahls sichtbar zu machen. Der zentrale ›Sprühnebel‹ wurde von Zahlen flankiert, die Werte für Energie, Impuls und Ladung anzeigten. »Wir haben es hier mit einem energiereichen und komplexen Ereignis zu tun, Bobby. Das Wurmloch speit den exotischen Müll aus, bevor es verschwindet.« Er seufzte. »Als ob man versuchen würde, ein Auto zu reparieren, indem man es erst in die Luft jagt und dann die Wrackteile wie ein Puzzle zusammensetzt.
    Bobby, ich habe deinem Vater die Wahrheit gesagt. Jeder Versuch ist die Erforschung eines anderen Winkels dessen, was wir als Parameter-Raum bezeichnen. Wir arbeiten daran, die Wurmloch-Öffnungen größer und stabiler zu machen. Viele meiner Tests fallen negativ aus – ich kalkuliere das Scheitern von vornherein ein. Ein einziger Test, der eine Theorie widerlegt, ist wertvoller als hundert Tests, die besagen, dass die Idee vielleicht richtig ist. Irgendwann werden wir es schaffen… oder wir werden beweisen, dass Hirams Traum mit der heutigen Technologie noch nicht zu verwirklichen ist.«
    »Wissenschaft erfordert Geduld.«
    »Ja. Das war immer schon so. Im Angesicht des Meteors, der auf uns zurast, fällt es manchen Leuten aber schwer, sich in Geduld zu üben.«
    »Der Wurmwald? Der wird erst in ein paar Jahrhunderten akut.«
    »Die Wissenschaftler sind aber nicht die einzigen, denen das Wissen um seine Existenz Sorge bereitet. Es herrscht das allgemeine Bestreben, möglichst schnell möglichst viele Daten zu gewinnen, neue Theorien zu formulieren und in der verbleibenden Zeit möglichst viel zu lernen. Wir wissen nämlich nicht, ob es noch jemanden geben wird, der auf unserer Arbeit aufbaut, wie wir es in der Vergangenheit immer unterstellt hatten.

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