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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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verebbte, und die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf die Digitaluhr.
    Die Anzeige sprang auf Null.
    Scheinbar tat sich nichts.
    Natürlich tat sich etwas. Der Bahnspur-Zähler meldete ein beachtliches Resultat und zeigte, dass masse- und energiereiche Teilchen den Detektor-Aufbau passierten – die Trümmer eines explodierten Wurmlochs. Anhand der Pixel-Elemente der Anordnung, die beim Durchgang eines Teilchens jeweils einzeln angesteuert wurden, war es möglich, die Pfade der Trümmer im dreidimensionalen Raum aufzuspüren – Pfade, deren Rekonstruktion und Analyse mit konventionellen Mitteln möglich war.
    Je mehr Daten, desto fundierter die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die große Wand-SoftScreen blieb dunkel. Kein Signal.
    David unterdrückte einen Seufzer. Er schlug das Logbuch auf und trug die Einzelheiten des Probelaufs mit seiner schönen Handschrift ein, während die Techniker die Ausrüstung einer Diagnose unterzogen.
    Hiram schaute in Davids Gesicht, auf den leeren Schirm, auf die Techniker. »Na, wie sieht’s aus? Hat es geklappt?«
    Bobby berührte seinen Vater an der Schulter. »Nicht einmal ich kann das im Moment sagen, Papa.« Er deutete auf die Primzahlen-Testsequenz. Sie war bei 13 stehen geblieben. »Dreizehn, die Unglückszahl«, murmelte Bobby.
    »Stimmt das? David, hast du’s schon wieder verbockt?«
    »Das war keine Panne. Nur ein Versuch. Du hast keine Ahnung von Wissenschaft, Vater. Wir werden das analysieren und daraus lernen…«
    »Herrgott! Ich hätte dich im verdammten Oxford verrotten lassen sollen. Gib mir Bescheid, wenn du etwas Greifbares vorzuweisen hast.« Kopfschüttelnd verließ Hiram den Raum.
    Nachdem er gegangen war, breitete sich im Raum ein Gefühl der Erleichterung aus. Die Techniker, grauhaarige Teilchenphysiker allesamt, von denen viele noch älter waren als Hiram – vor ihrer Zeit bei OurWorld hatten sie zum Teil glänzende Karrieren gemacht – verließen nun auch den Raum.
    Nachdem sie gegangen waren, setzte David sich an eine SoftScreen und begann mit der Aufarbeitung.
    Er rief sein Lieblings-Hintergrundbild auf. Es war ein Fenster zu einem Studierzimmer. Bücher und Unterlagen waren in unordentlichen Haufen auf dem Boden gestapelt, und komplexe Teilchenzerfalls-Modelle hingen wie Mobiles von der Decke. Als er sich im ›Raum‹ umschaute, wurde der Punkt seiner Aufmerksamkeit vergrößert und eröffnete den Blick auf weitere Details, während der Rest des Raums in ein verschwommenes Hintergrundbild verwandelt wurde. Er vermochte mit der Fingerspitze Dokumente und Modelle ›zu öffnen‹, darin zu stöbern und genau dort anzuknüpfen, wo er zuletzt aufgehört hatte.
    Zuerst musste er nach Pixel-Störstellen der Detektoren suchen. Er speiste die Amplituden der Detektoren in die analoge Datenleitung ein und verschaffte sich einen vergrößerten Überblick über verschiedene Detektor-Komponenten. Es kam immer zu unvorhersehbaren Pixel-Ausfällen, wenn ein besonders energiereiches Teilchen auf ein Detektor-Element traf. Obwohl ein paar Detektoren so starke Strahlenschäden erlitten hatten, dass ein Austausch erforderlich war, vermochte er keine gravierenden Fehler festzustellen.
    Summend und konzentriert machte er weiter…
    »Deine Benutzer-Schnittstelle ist Murks.«
    David fuhr herum. Bobby war noch immer da: Das heißt, er lehnte noch immer am Tisch.
    »Tut mir Leid«, sagte David. »Ich wollte dir nicht den Rücken zukehren.« Seltsam, dass er die fortgesetzte Anwesenheit seines Bruders nicht einmal bemerkt hatte.
    »Die meisten Leute benutzen die Suchmaschine«, sagte Bobby nun.
    »Nur dass die im Schneckentempo arbeitet, Raum für Missverständnisse eröffnet und noch dazu ein verkapptes altertümliches Datenspeicher-System beinhaltet. Aktenschränke, sind mir lieber, Bobby; ich bin zu blöd für die Suchmaschine. Ich bin ein Halbaffe, der am liebsten mit Händen und Augen arbeitet, um etwas zu suchen. Es sieht vielleicht chaotisch aus, aber ich weiß genau, wo alles ist.«
    »Trotzdem könntest du den ganzen Teilchenspur-Krempel als Virtueller viel besser handhaben. Ich möchte den GeistigeAuge- Prototyp bei dir ausprobieren. Du wärst dann in der Lage, mehr Bereiche des Gehirns anzusprechen und schneller zu schalten…«
    »Aber ohne Bohrmaschine…«
    Bobby lächelte.
    »In Ordnung«, sagte David.
    Bobby ließ in der für ihn typischen abwesenden Manier den Blick durch den Raum schweifen. »Stimmt das, was du Papa erzählt hast – dass das keine

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