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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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einmal mit den neuen, leicht zu bedienenden noppenbesetzten Armaturen, die inzwischen zur Standardausrüstung der Badezimmer gehörten. Und manchmal fragte er sich, ob es überhaupt noch jemanden in der entwickelten Welt gab, der beim Sex das Licht anließ…
    Er bezweifelte, dass die Boulevardzeitungs-Automaten in den Supermärkten mit solchen Enthüllungsfotos auf Dauer Erfolg haben würden, wenn der ›Schock-Wert‹ erst einmal nachgelassen hatte. Es war auch bezeichnend, dass diese Bilder, die noch vor ein paar Monaten für großes Aufsehen gesorgt hätten, nun am helllichten Tag in Multicolor auf Bildschirmen in der Hauptstraße dieser Mormonengemeinde prangten, ohne dass die Leute übermäßig Notiz davon genommen hätten – das galt für Jung und Alt, Kinder und Kirchgänger gleichermaßen.
    Bobby hatte den Eindruck, dass die WurmCam die menschliche Rasse zwang, mit ein paar Tabus aufzuräumen und endlich erwachsen zu werden.
    Er ging weiter.
    Das Haus der Mayses war leicht zu finden. Vor diesem unscheinbaren Gebäude in einer Seitenstraße mitten im klassischen Kleinstadt-Amerika stieß er nämlich auf das Jahrzehnte alte Symbol für die Präsentation berühmter und berüchtigter Persönlichkeiten: Ein Dutzend Kamerateams umlagerte den weiß gestrichenen Jägerzaun, der das Grundstück einfriedete. Trotz der WurmCam- Technologie mit ihren Direktzugangs-Möglichkeiten würde es noch lang dauern, bis die Öffentlichkeit der Präsenz von Reportern entwöhnt war, die sich am Ort des Geschehens selbst in Szene setzten.
    Bobbys Erscheinen hatte an sich schon Nachrichtenwert. Nun rannten die Journalisten, über denen Drohnen-Kameras wie kleine Zeppeline schwebten, auf ihn zu und bestürmten ihn mit Fragen. Bobby, hierher bitte… Bobby… Bobby, ist es wahr, dass Sie Ihre Mutter nicht gesehen haben, seit Sie drei Jahre alt waren…? Stimmt es, dass Ihr Vater mit dem Besuch bei Ihrer Mutter nicht einverstanden ist, oder war die Szene im Vorstandszimmer von OurWorld nur für die WurmCams gestellt…? Bobby… Bobby…
    Bobby lächelte so geduldig, wie es ihm nur möglich war. Die Reporter versuchten nicht, ihm zu folgen, als er die Gartentür öffnete und das Grundstück betrat. Dazu bestand auch keine Notwendigkeit; zweifellos wurde er von tausend WurmCam- Blickpunkten verfolgt.
    Er wusste, dass es sinnlos gewesen wäre, die Reporter um die Respektierung seiner Privatsphäre zu bitten. Ihm schien keine andere Wahl zu bleiben, als den Rummel über sich ergehen zu lassen. Doch spürte er diese unsichtbaren Blicke wie einen Druck im Rücken.
    Und die bizarrste Vorstellung war, dass in dieser großen unsichtbaren Menge vielleicht Beobachter aus der Zukunft weilten, die durch die Tunnel der Zeit zu diesem Moment zurückblickten. Was, wenn er selbst als zukünftiger Bobby unter ihnen war…?
    Er würde den Rest des Lebens unter ständiger Beobachtung verbringen müssen.
    Er klopfte an die Tür und wartete mit zunehmender Nervosität. Keine WurmCam vermochte zu erkennen, wie sein Herz hämmerte, sagte er sich; dafür verrieten sein Gesichtsausdruck und der Schweiß, der ihm trotz der Kälte auf der Stirn stand, den Millionen Zuschauern seine wahre Befindlichkeit.
    Die Tür öffnete sich.
     
    Bobby hatte einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, um Hirams Segen für dieses Treffen zu bekommen.
    Hiram hatte an seinem großen Mahagonidekor-Schreibtisch vor einem Berg Unterlagen und SoftScreens gesessen; vornüber gebeugt wie in einer Verteidigungshaltung. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich im Raum umzuschauen und die Augen schweifen zu lassen, wobei er nach WurmCam- Blickpunkten Ausschau hielt wie die Maus nach der Katze.
    »Ich will sie besuchen«, hatte Bobby gesagt. »Heather Mays. Meine Mutter. Ich will mit ihr sprechen.«
    Bobby erinnerte sich nicht, Hiram jemals so müde und unsicher gesehen zu haben. »Das wäre ein Fehler. Was hättest du überhaupt davon?«
    Bobby zögerte. »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was für ein Gefühl es ist, eine Mutter zu haben.«
    »Sie ist nicht deine Mutter. Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn. Sie kennt dich nicht, und du kennst sie nicht.«
    »Ich habe aber das Gefühl, sie zu kennen. Ich sehe sie in jeder Boulevardsendung…«
    »Dann weißt du auch, dass sie eine neue Familie hat. Sie führt ein neues Leben, in dem kein Platz für dich ist.« Hiram beäugte ihn. »Und du weißt auch über den Selbstmord Bescheid.«
    Bobby runzelte die Stirn. »Ihr

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